Entscheidung gefallen: So geht es mit der Haltestelle Bregenz-Hafen weiter

Im Bregenzer Stadtrat wurden jetzt die Weichen für die Zukunft der Haltestelle gestellt.
Bregenz Lange schien alles eitel Wonne. Mit einer gemeinsamen Willenserklärung von Stadt Bregenz, Land Vorarlberg und den ÖBB war der für die neuen längeren Zuggarnituren notwendige Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen eigentlich schon auf Schiene. Zuletzt haben Bürgermeister Michael Ritsch und seine Fraktion aber eine neue Position eingenommen.

Mit der Verlängerung der Haltestelle und des zweiten Stutzgleises würde der zweigleisige oberirdische Ausbau der Strecke von Bregenz nach Lochau vorangetrieben, argumentierte der Stadtchef. Zudem seien Hauptbahnhof, Hypounterführung und Hafenhaltestelle so nahe beieinander, dass die 20-Millionen-Euro-Investition nicht zu rechtfertigen sei. Ein weiteres Bahn-Infrastrukturprojekt in Bregenz stand auf der Kippe.
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Die Ausbaupläne wurden in den letzten Tagen zum politischen Gezerre. Unterstützung erhielt Ritsch von der Genossenschaft “mehramsee”, die sich direkt an die Bregenzer Stadtvertreter wandte. Der Ausbau wäre jedenfalls gleichzeitig der Startschuss für die Vorbereitungen des oberirdischen zweigleisigen Ausbaus. Es solle doch auch eine Auflassung der Haltestelle in Erwägung gezogen werden, hieß es in einem Schreiben.

Dieser Übergang beim "Gelben Haus am See" müsste weichen. VN/Gasser
Der Appell blieb ungehört. Die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtregierung machen es möglich. Im Spiel der freien Kräfte mit den Stimmen der Grünen und der ÖVP sind die Weichen jetzt gestellt: die Haltestelle soll bleiben und für die zukünftigen Bedürfnisse adaptiert werden. Die Pläne sehen eine Verlängerung des Bahnsteigs von 140 auf 220 Meter vor. Der Übergang beim “Gelben Haus am See” muss aufgelöst und zum Parkplatz auf Höhe der Kaserne verlegt werden. Er bleibt notwendig, damit Einsatzfahrzeuge und Lieferanten die Schienen queren können.

Ein Signal für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sah ÖVP-Stadtvertreterin Veronika Marte in der Entscheidung ihrer Fraktion. Die Haltestelle zähle mit 4100 Zu- und Ausstiegen täglich zu den beliebtesten des Landes.

"Snake": Die Grünen sehen ÖBB und Land jetzt in der Pflicht - etwa bei der Finanzierung eines Übergangs wie der "Snake".
Auch für die grüne Vizebürgermeisterin Sandra Schoch ist der Haltestellenausbau alternativlos. “Wir wollen uns nicht in Geiselhaft für eine Vision nehmen lassen, die vielleicht erst in Jahrzehnten realisiert wird. Wir brauchen jetzt eine Verbesserung.” Gleichzeitig seien aber auch ÖBB und das Land in der Pflicht. Die langen Schrankenschließzeiten würden immer mehr zum Problem. Es gelte auch hier Lösungen zu finden, etwa bei der Finanzierung der “Snake”, einem von den Bregenzer Grünen ins Spiel gebrachten Übergang im Schienenbereich am Hafen.

Bahnkunden, die schon jetzt die Haltestelle Hafen nutzen, dürfte die Stadtratentscheidung freuen. Der Dornbirner Günther Bode (57) ist Lehrer an der nahe gelegenen Musikmittelschule. “Gerade nach einem langen Schultag bin ich sehr froh über den kurzen Weg zum Bahnhof Hafen.” Auch für Schülerinnen und Schüler sei es wesentlich angenehmer, wenn sie im Dunkeln nicht bis zum Hauptbahnhof laufen müssen.

Ähnlich argumentiert HTL-Schüler Laurin Ertl (15) aus Lauterach. “Wenn es die Haltestelle nicht mehr gäbe, würde ich mit dem Bus oder Moped zur Schule fahren.”
Mitarbeit: Emilia Kennerknecht und Raphael Wittwer