RSV-Infektionen in Vorarlberg: Ein Virus hält Kinder in Atem

Babys unter drei Monaten sind für das RS-Virus besonders gefährdet. shutterstock
RSV-Infektionen im Vormarsch. Andrang von jungen Patienten in Arztpraxen und Spitäler.
Dornbirn Feldkirch Respiratorisches Synzytial-Virus: ein sperriger Begriff, der abgekürzt vermutlich bekannter ist. RSV steht für eine Infektion, zu deren typischen Symptomen eine laufende Nase, Fieber, Husten und Keuchatmung gehören. In schwerer Form kann der Erreger sogar Atemnot verursachen. Betroffen sind vor allem Kinder unter zwei Jahren. Heuer scheint das RS-Virus besonders aktiv zu sein.
Darauf deuten jedenfalls stark frequentierte Kindearzt-Ordinationen und Kinderabteilungen in Spitälern hin. Als ein Grund für die massive Ausbreitung von RSV-Infektionen werden Corona und die Einschränkungen angegeben. „Das Virus trifft auf eine Population von Geburtsjahrgängen, die damit bislang noch nie in Kontakt kam“, erklärt Primar Burkhard Simma, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung im LKH Feldkirch. Er bestätigt auch, dass die 24-Betten-Station sehr gut belegt ist und ein erheblicher Teil der jungen Patienten an einer RSV-Infektion laboriert. Auf die Intensivstation müssen glücklicherweise nur sehr wenige verlegt werden. Dabei handelt es sich vorwiegend um Kinder unter zwei Jahren.
Pflege besonders gefordert
Übertragen wird der weltweit verbreitete Erreger, wie die Grippe durch Tröpfcheninfektion. Mindestens alle zwei Jahre kommt es zu einer begrenzten Ausbreitung von RSV-Infektionen. Der Verlauf hängt vom Alter ab. „Die Risikoabschätzung ist nicht so einfach. Je jünger, desto unangenehmer kann die Erkrankung sein“, sagt Burkhard Simma und beruhigt: „Wir können damit umgehen. Es gibt innerhalb des Kompetenzverbunds einen klaren Plan und eine gute Kommunikation.“ Er merkt auch noch an, dass bei stationären RSV-Patienten besonders die Pflege gefordert ist. „Da husten sich Kinder zum Teil wirklich die Seele aus dem Leib“, berichtet der Arzt. Die Aufenthaltsdauer lässt sich nicht konkretisieren. Die Belegung wechsle mitunter schnell.
Kinder mit Husten beobachten
Auch im Kinderärztezentrum in Dornbirn „geht es rund“, wie der medizinische Leiter, Harald Geiger, salopp formuliert. Er rät Eltern, Ruhe zu bewahren und das Kind bei Auftreten eines Schnupfens zu beobachten. Bei den meisten Kindern verläuft eine solche Infektion nämlich harmlos. Gefährdeter für schwere Verläufe sind Säuglinge und Hochrisikokinder. Als Alarmzeichen, die einen Arztbesuch nötig machen, beschreibt Geiger starke Trinkunlust, Atemnot und Mattigkeit. Bislang können aber nur die Symptome behandelt werden. Eine Impfung gegen das RSV ist in der Pipeline, wird jedoch frühestens im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Harald Geiger rät, Kinder wenigstens gegen Grippe impfen zu lassen. Diese Impfung werde leider so gut wie gar nicht in Anspruch genommen. „Wir müssen jedes Jahr Impfstoff zurückschicken.“ Eine Grippeimpfung ist ab einem Alter von sechs Monaten möglich, ab zwei Jahren kann per Nasenspray geimpft werden.
Wunsch nach Schnelltests
In den Krankenhäusern stehen bei Verdacht auf eine RSV-Infektion Schnelltests zur Verfügung. „Ich wäre froh, wenn wir ebenfalls solche Schnelltests hätten und verrechnen könnten“, sagt er. Noch ist das allerdings nicht der Fall. Bis zum zweiten Lebensjahr, weiß die medizinische Literatur, haben 90 bis 100 Prozent der Kinder bereits eine RSV-Infektion gehabt. Hochsaison für das Virus ist zwischen November und April.