Starker Anstieg an Wintersportlern abseits der Pisten

Nach dem Coronawinter 2020/21 treibt es immer mehr Wintersportbegeisterte auf ungesichertes Gelände. Das spiegelt sich auch in den Einsätzen der Flugrettung wider.
Nenzing Ob Skitouren, Variantenfahren oder Schneeschuhwandern, das Interesse an Outdooraktivitäten im Winter ist ungebrochen. Neben viel Freude und Genuss birgt das Sporttreiben abseits der gesicherten Piste aber auch Gefahren und manche sportliche Aktivität endet schmerzlich oder sogar tödlich.
„Es wird oft vergessen, dass es mit dem ersten Schwung abseits der Piste auch eine Verantwortung gegenüber dem Tourenpartner und den Einsatzkräften der Berg-/Flugrettung gibt“, betont Landesrat Christian Gantner. Rund um die Uhr stehen Mitarbeiter bereit.

Stiplovsek
Gute Planung als Präventivmaßnahme
Um das Unfallrisiko abseits der Piste so gering wie möglich zu halten, ist eine gute Vorbereitung notwendig. Der Einsatz eines Rettungshubschraubers ist oft wetterabhängig. “An starken Wintertagen ist es auch möglich, dass alle verfügbaren Hubschrauber bereits im Einsatz sind. Dadurch kann es vorkommen, dass nur die Rettung über den zeitintensiveren Landweg möglich ist. Diesen Aspekt sollte man bei der Vorbereitung einer Tour bedenken”, gibt Mario Amann, Geschäftsführer von Sicheres Vorarlberg, zu verstehen.
in den rucksack gehören
Warme Kleidung
Heiße Getränke
Rettungsdecke
Erste-Hilfe-Paket
Notfallausrüstung:
Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät)
Sonde
Schaufel
Lawinenairbag (wenn vorhanden)
Mindestens so wichtig wie eine gute Ausrüstung sei auch der Umgang mit dieser. “Im Notfall müssen die Handgriffe sitzen. Wir empfehlen entsprechende Kurse, um die richtige Anwendung zu lernen, Situationen einzuschätzen und Risiken zu minimieren“, erläutert Amann. Zu einer guten Vorbereitung auf den Genuss abseits der Pisten gehöre ebenso eine ausführliche Tourenplanung. Dabei sollte auch auf den Lawinenlagebericht, das Wetter und die Gruppenmitglieder geachtet werden.
Die tägliche Lawinenprognose wird um 18.00 Uhr für den Folgetag veröffentlicht.
Eine Aktualisierung erfolgt am Folgetag um 8.00 Uhr.
Prognosebericht und Zusatzinformationen kostenlos unter:
www.vorarlberg.at/lawine oder Snowsafe-App
Umgang mit der Natur
Eine Augenweide und Verlockung stellt der frisch verschneite Hang für viele Wintersportler dar. Doch auch diesen Winter geht der Appell zu Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme auf die Natur. “Insbesondere der Wald braucht Schutz und muss verschont bleiben”, lässt Gantner wissen. Das Variantenfahren abseits markierter Pisten und Routen schädigt Schutzwälder und Waldbestände und stört Wildtiere in ihrem Ruheraum.

Jede Minute zählt
Damit der Pilot den Unfallort rasch findet, ist es wesentlich, dass Ersthelfer sich bemerkbar machen. „Das kann durch das Y-Zeichen (Hände nach oben ausstrecken) erfolgen oder durch das Winken mit farbigen Kleidungsstücken. Optimal ist das Mitführen einer Warnweste im Rucksack, sie ist von Weitem gut sichtbar“, erläutert Bergretter Artur Köb. Um keine Zeit zu verlieren, kann ein geeigneter Landeplatz vorbereitet werden. Das bedeutet, dass lose Gegenstände gesichert werden, der Platz weiträumig abgesichert wird und die Einweisung des Hubschraubers übernommen wird.

Risiken “bewusst” wählen
Für eine Abfahrt im freien Gelände sollte eine schwarze Piste ohne Probleme zu bewältigen und eine gute körperliche Grundkondition vorhanden sein. „Sehr oft passieren Verletzungen und Unfälle bei der Abfahrt. Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein: fehlende Fahrtechnik, keine Geländekenntnisse, keine ausreichende Kondition“, erklärt Mario Amann.
Am Ende aller Vorbereitung kommt der Moment, in dem man kurz davorsteht, in den frisch verschneiten Hang einzufahren. Eine gute Ausrüstung, Planung und Anwendung aller Sicherheitsmaßnahmen helfen dabei, das Risiko zu minimieren. Das verbleibende Risiko muss für jeden Einzelnen und das Umfeld vertretbar sein. „In diesen Momenten gilt es, bewusst eine Entscheidung zu treffen und gegebenenfalls der Verlockung und dem Genuss zu widerstehen. So leben wir Eigenverantwortung für uns selbst und Mitverantwortung für andere“, plädiert Mario Amann an alle Wintersportler abseits der Piste. Er gibt zu bedenken, dass das Risiko zwar minimiert, aber niemals ausgeschlossen werden kann.

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