Polizeieinsatz eskalierte: Gewaltvorwürfe und Verletzungen auf beiden Seiten

VN / 20.10.2023 • 17:40 Uhr
Der Hauptangeklagte musste sich für den Vorfall im April verantworten. <span class="copyright">vn/has</span>
Der Hauptangeklagte musste sich für den Vorfall im April verantworten. vn/has

Ein Paar soll Polizisten bei ihrer Festnahme Gewalt zugefügt haben.

von Hannah Swozilek

Darum geht’s:

  • Einsatz in Bregenz mit verletzten Personen.
  • Paar musste sich vor Gericht verantworten.
  • Aussage über Polizeigewalt und angebliche Misshandlungen im Gefängnis.

Feldkirch Ein 32- jähriger Mann und eine 23-jährige Frau mussten sich am Landesgericht Feldkirch verantworten. Sie sollen sich der Polizei widersetzt und sie beschimpft haben.

Im April dieses Jahres kam es in Bregenz zu einem Vorfall, bei dem es angeblich um eine Massenschlägerei ging. Beamte der Polizeiinspektion Bregenz wurden zum Tatort an eine Tankstelle gerufen, doch da waren zwei der Beteiligten allerdings schon weg. Als die Polizisten die beiden anschließend aufgriffen, eskalierte die Situation. Es kam zu einer folgenschweren Auseinandersetzung mit den Beamten.

Fast erstickt

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet bei beiden Angeklagten auf Versuch der Körperverletzung. Der 32-Jährige bekennt sich bei der Verhandlung teilweise schuldig, beschimpft habe er die Polizisten auf jeden Fall, aber ansonsten habe er sich nur gewehrt.

Aus seiner Sicht liegt hier nur Gewalt seitens der Polizei vor. Einer der vier Beamten, die bei der Verhaftung anwesend waren, soll auf seinem Rücken gekniet und ihn fast erstickt haben. Er habe Todesangst gehabt, zu allem Überfluss hätte er Asthma. Zuvor soll der Polizist ihn mit Pfefferspray grundlos außer Gefecht gesetzt haben.

„Rote Bäckle“

Der Beamte selbst hingegen gibt an, der Pfefferspray sei nie benutzt worden und die beiden Angeklagten hätten sich der Festnahme heftig widersetzt. Ihr Verhalten sei „sehr aggressiv“ gewesen und ein Gespräch nicht möglich. Sie hätten lautstark geschrien. Einer der Polizisten trug auch Verletzungen im Bereich des Gesichts davon, er musste sogar ins Spital und hatte bis Ende Juli immer wieder Schmerzen. Als der Angeklagte darauf angesprochen wird, meinte er nur: „Der hot jo o immer so rote Bäckle“. Er sei es also nicht gewesen.

„Wie ein Müllsack ins Auto geworfen“

Aber auch der 32-Jährige kam damals nicht ungeschoren davon. Er erlitt bei dem Vorfall eine Fraktur am Schlüsselbein. Das bestätigt auch sein Vater, der als Zeuge einvernommen wird. Nicht ganz klar ist, ob es bei der Festnahme zu bewusster Gewalt gegen die Beamten gekommen ist. Der Angeklagte gibt an, sich nur gewehrt und aus Angst um sich getreten zu haben. Er wollte aber sicher niemanden verletzen. Er soll einen Polizisten in den Bauch geschlagen und ihn gegen den Kopf getreten haben. Daran könne er sich aber nicht erinnern. Bei seiner Verhaftung soll er „wie ein Müllsack ins Auto geworfen“ worden sein.

Außerdem hätte er in der Gefängniszelle dann noch mit Händen und Füßen gegen die Gitterstäbe geschlagen. Der Beschuldigte gibt dazu an, in seiner Zelle kein Toilettenpapier gehabt zu haben und von der Amtsärztin nicht ernst genommen worden zu sein. Sie hätte ihn im Dunkeln fotografiert, um seine Verletzungen zu verstecken.

Im Verhandlungssaal geschlafen

Beide Beschuldigten befinden sich momentan in einem Substitutionsprogramm. Der Mann gibt an, seit 13 Jahren heroinabhängig zu sein. Auch die 23-jährige Zweitangeklagte steht unter dem Einfluss der Ersatzmedikamente, sie schläft während der Zeugenbefragungen tief und fest.

Bei ihrer Befragung ist sie jedoch wach. Sie gibt an, bei der Verhaftung wohl schon „ein bisschen aufgebracht und aggressiv“ gewesen zu sein. Der jungen Frau wird vorgeworfen, die Polizisten geschlagen und sich auf sie geworfen zu haben. Außerdem soll sie an ihren Uniformen gerissen und sie beschimpft haben. Sie bekennt sich jedoch nur schuldig, die Verhaftung ihres Kollegen behindert zu haben. Von irgendwelchen Tritten oder ähnlichem will sie aber ebenfalls nichts wissen.

Während ihrer Aussage meldet sich der Angeklagte immer wieder unerlaubt zu Wort. Verteidigerin Olivia Lerch muss ihn unzählige Male ermahnen, still zu sein: „Lass mich meinen Job machen.“ Die Verhandlung wird aufgrund fehlender Zeugen auf unbestimmt vertagt.