Sex statt Schläge im Auto

Hat eine Frau ihren Partner vor der Polizei verleumdet? Eine Dolmetscherin soll das vor Gericht klären.
Feldkirch „Ich werde dich immer verfolgen und töten, wenn du dich mit einem anderen Mann triffst“, soll der 42-jährige Bulgare seiner damaligen Lebensgefährtin gedroht haben. So wird es in der Anklage bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch angeführt. Weiters: Der Beschuldigte habe seine Partnerin beim Kreisverkehr in Lochau zum Abbremsen mit ihrem Auto genötigt und versucht, sie durch Faustschläge gegen die Rippen und den Kopf zu verletzen. Bei dieser Gelegenheit hätte er ihr dann auch noch ihr Mobiltelefon gestohlen.
“Aggressiver Sex”
„Stimmt alles überhaupt nicht, ich bin unschuldig!“, zeigt sich der Angeklagte vor Gericht nicht geständig. Das Ganze sei anders gewesen. Vielmehr habe er sich damals mit seiner Freundin zunächst bei einem Dönerlokal getroffen und anschließend mit ihr Sex im Auto gehabt. Einmal auf einem Parkplatz in Hard und dann beim Bahnhof in Lochau. Die von seiner Partnerin vorgeworfenen Schläge rechtfertigt er mit „aggressivem Sex“, denen die beiden mit Vorliebe gehuldigt hätten.
Kriselnde Ehe
Eigentlich war der Angeklagte mit einer anderen Frau verheiratet, er habe von ihr vier Kinder und zwei weitere von seiner Partnerin, gibt er vor Gericht an. Doch die Ehe kriselte. „Meine Gattin warf mich immer wieder aus dem Haus“, lässt er von einem Dolmetscher übersetzen und ergänzt, dass er derzeit in einer Obdachlosenunterkunft wohne.

Wie denn seine Freundin damals nur auf die Idee gekommen sei, ihn damals bei der Polizei so zu beschuldigen, will Richterin Lisa Pfeifer von ihm wissen. Vielleicht weil sie wütend war, vermutet der Angeklagte, wirft jedoch noch eine andere Möglichkeit ins Spiel: „Sie kann nicht Deutsch. Und die Dolmetscherin hat auf der Polizeiinspektion womöglich falsch übersetzt, was zu den Missverständnissen führte“, mutmaßt er.
Zurückgerudert
Nun wird das angebliche Opfer, ebenfalls Bulgarin, als Zeugin einvernommen. Sie rudert zurück. „Ich möchte die Anschuldigungen zurücknehmen, ich war damals verärgert, weil er seine Frau angerufen hat“, sagt sie. Was Staatsanwalt Markus Fußenegger zur Ankündigung veranlasst, die Frau wegen Verleumdung anzuklagen. Die sexuellen Handlungen im Auto bestätigt die 50-Jährige. Bei den übrigen Vorwürfen bleibt sie allerdings.
Verhandlung vertagt
Um endgültige Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, beantragt der Staatsanwalt, die damalige Dolmetscherin vor Gericht einzuvernehmen. Dem Antrag wird stattgegeben, die Verhandlung vertagt. Was die Zeugin anbelangt, wiederholt der öffentliche Ankläger noch einmal: „Die Anklage gegen die Frau wegen Verleumdung ist fix und hundertprozentig.“