„Die Gemeinden können irgendwann den laufenden Betrieb nicht mehr zahlen“

Wie so viele Gemeinden hat auch Bürs mit der finanziellen Mehrbelastung zu kämpfen. Das erfordert Sparmaßnahmen, die auch das geplante Familienhaus treffen. Die Qualität soll jedoch nicht darunter leiden.
Bürs Das größte Projekt der Gemeinde Bürs in diesem Jahr ist das Familienhaus, das der Gemeinde aber auch noch in den nächsten zwei Jahren beschäftigen wird. Der Spatenstich soll Ende dieses Jahres erfolgen, gebaut wird dann folglich 2025. Die Fachplaner sind bereits beauftragt, jetzt geht es in die Detailplanung, damit das Projekt bei der Bezirkshauptmannschaft eingereicht werden kann. Nach der Baubewilligung wird das Projekt ausgeschrieben. Erst wenn die genauen Kosten ermittelt wurden, beschließt die Gemeindevertretung, das Familienhaus auch wirklich zu bauen. „Wir hoffen, dass wir einen guten Preis kriegen“, denkt Bürgermeister Georg Bucher, dass sich die Baukosten wieder normalisieren. Der Zeitpunkt zum Bauen sei gar nicht so schlecht, doch dies ändert nichts an der Tatsache, dass die finanzielle Lage der Gemeinde Bürs bescheiden ist.

„Eine Katastrophe!“
Massive Ausgaben und weniger Einnahmen führen zu einem Ungleichgewicht im Gemeindebudget vieler Gemeinden. „Wir haben eine Million Euro Mehrkosten nur für Abgaben für das Land und wegen des Personals. Ein gutes Drittel des Gesamtbudgets sind Personalkosten, die um 400.000 Euro auf vier Millionen Euro gestiegen sind.“ Im Hinblick auf die gestiegenen Spitals- und Sozialfonds sagt er: „Ich weiß nicht, woher man das erwirtschaften soll. Die Gemeinden haben alles unter sich, was kostet, wie die Straßen, aber nichts, was Geld einbringt. Das ist eine Katastrophe!“ Auch die Ertragsanteile sind weniger geworden. „Die Gemeinden können irgendwann den laufenden Betrieb nicht mehr zahlen. Dann müssen sie Schulden aufnehmen, um den Haushalt abdecken zu können.“ Der Handlungsspielraum sei stark eingeschränkt, die Rücklagen aufgebraucht, um das Minus ausgleichen zu können. Die Aufgaben des Landes, Bundes und der EU könne man als Gemeinde nicht mehr erfüllen.
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten steht die Gemeinde vor einem Dilemma, denn sie muss Einsparungen vornehmen, und zwar auch beim geplanten Familienhaus, ohne, dass die Qualität darunter leidet. Laut Georg Bucher müsse man abwägen: Will man sparen oder einen Qualitätsverlust in Kauf nehmen? „Das ist ein Balanceakt“, weiß der Bürgermeister, denn: „Wenn das Haus nicht funktioniert, kostet dich das in den nächsten 20 Jahren viel Geld.“ Man müsse also solche Sparmaßnahmen treffen, bei denen die Qualität nicht allzu stark eingeschränkt wird. Klar könne man sich bei den Energiesparmaßnahmen ein Haufen Geld sparen, doch würde der Betrieb über die Jahre mehr kosten. „Das fällt dir dann auf den Kopf.“ Eine hohe energetische Qualität ist der Gemeinde Bürs wichtig, immerhin baut sie das Familienhaus auch nach dem KGA-Standard. Doch man müsse abwägen, wie regional die Materialien sein sollen, denn eine Tanne aus dem Bregenzerwald ist deutlich teurer als eine Tanne aus Tirol.
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Straßen werden aufgerissen
Weiters muss in den Siedlungswasserbau investiert werden. Für 2,5 Millionen Euro werden Wasser und Kanal erneuert. Wenn man schon die Straßen aufreißen muss, dann verlegt man gleich Leerrohre mit, pflanzt Bäume und Pflanzen und stellt Bänke auf. Auch die Straßenbeleuchtung wird erneuert. Dieses Straßenprojekt läuft noch die nächsten drei bis vier Jahre, denn es wird immer nur eine Straße aufgerissen, sodass sich die Beeinträchtigungen für die Bürger in Grenzen halten. VN-JUN