“Dieser Job ist eine Lebenseinstellung”: Warum Wilhelm Müller gerne Bürgermeister ist – und das seit nunmehr 25 Jahren

VN / 26.02.2024 • 11:15 Uhr
Bürgermeister Wilhelm Müller
Bürgermeister Wilhelm Müller ist seit einem viertel Jahrzehnt im Amt. VN/JUN

25 Jahre – so lange ist Wilhelm Müller schon Bürgermeister von Thüringerberg. In der Zeit hat er schon einiges erlebt. Er blickt auf Hürden und Katastrophen zurück, genauso wie auf gelungene Bauprojekte. Warum das Bürgermeisteramt vielseitig ist und welche Nachteile dieses mit sich bringt, erzählt der 65-Jährige im Gespräch.

Thüringerberg Das schwierigste Jahr für Willi Müller war das Jahr 1999. „Das erste volle Jahr als Bürgermeister“, fügt er an. Zu der Zeit befand sich das Gemeindeamt in Bau und die Volksschule wurde saniert. Hinzu kam die zu dieser Zeit herrschende hohe Lawinengefahr, weshalb sich Willi Müller ständig mit der Lawinenkommission austauschen musste.

In den 90er Jahren hat die Gemeinde zwei große Lawinenverbauungen errichten lassen. 3,5 bis vier Meter hoch waren sie – und voller Schnee. Doch dem nicht genug: Zu Pfingsten gab es auch noch ein gewaltiges Hochwasser, bei dem Schäden in Höhe von vier Millionen Schilling entstanden sind. 40 Schadensereignisse hatte er Bürgermeister zu verzeichnen bei 251 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in 24 Stunden. Willi Müller kann sich noch gut an das Hochwasser zurückerinnern. „Wir waren das Zentrum von Vorarlberg mit dem meisten Niederschlag.“

Gemeinde Thüringerberg, Bürgermeister Wilhelm Müller, Postareal, Kinderhus, Kindergarten, Volksschule, Feuerwehr
Auch das Kinderhaus mit Feuerwehr wurde um die Jahrtausendwende errichtet.

Und es geht noch weiter: Zudem brannte in diesem Jahr ein Stall und im Bekanntenkreis des Bürgermeisters gab es Todesfälle. Es war zwar erst sein erstes Jahr als Bürgermeister, „aber ich habe nicht gedacht, hinzuschmeißen“, sagt er. Das Jahr war für ihn „herausfordernd und einprägsam“, aber er hat jede Katastrophe gemeistert.

Worauf er stolz ist

Willi Müller ist mit seiner Gemeinde zufrieden: „Eigentlich haben wir alles an Infrastruktur, zumindest was Gemeindeeinrichtungen anbelangt.“ Er zählt auf: ein neues Feuerwehrhaus, ein neues Kinderhaus („da bin ich stolz drauf“), die Sanierung und Erweiterung der Volksschule. „Das wurde alles 1999/2000 gemacht.“

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Das Gemeindeamt wurde ebenfalls 1999 erbaut.

Er weist darauf hin, dass die Gemeinde „vernünftig und vorausschauend“ Immobilien und Grundstücke gekauft hat, so auch das alte Postamt, das seit 2007 im Besitz der Gemeinde ist, oder das Kaufmannshaus, das die Gemeinde 2015 erworben hat. Die Dünsergründe sind seit 2018 im Eigentum. Es sei wichtig, „Entwicklungsmöglichkeiten“ zu haben. „Das ist uns schon gelungen“, sagt der Langzeitbürgermeister.

Worauf er auch stolz ist? „Auf das gute Klima im Dorf.“ Auch in der Gemeindevertretung herrsche eine konstruktive Zusammenarbeit. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Auch habe er gutes Personal unter sich, 18 Mitarbeiter, alle aus dem Ort.

Für ihn gab es in all den Jahren keinen Moment, wo er daran gezweifelt hätte, Bürgermeister zu sein. Fünfmal hat sich Willi Müller in der Direktwahl gestellt, er sei immer der einzige Kandidat gewesen. In der Politik tätig ist der gelernte Tiefbautechniker sogar noch länger: 1990 hat er in der Gemeindevertretung angefangen. 1995 habe er bei der Mehrheitswahl die meisten Stimmen bekommen, obwohl er das Amt nie angestrebt hatte.

"Dieser Job ist eine Lebenseinstellung": Warum Wilhelm Müller gerne Bürgermeister ist - und das seit nunmehr 25 Jahren
Pfingsten 1999: Nicht nur in Thüringerberg war “Land unter”. Archiv

Vielfältiger Beruf

„Der Bürgermeisterjob ist interessant, vielfältig, abwechslungsreich, aber auch zeitaufwendig und sicher nicht familienfreundlich.“ Der Partner müsse dahinterstehen. „Es gibt viele Abende und auch Wochenenden, wo man nicht da ist. Doch ich bin alleinstehend und habe so mehr Zeit für die Gemeinde.“ Was auch der Nachteil beim Bürgermeisteramt ist: „Als öffentliche Person bist du angreifbar, egal was du machst.“ Daher ist ihm ein ehrlicher Umgang wichtig. Man kennt ja die Leute aus dem Dorf. Auf fast jeder Veranstaltung ist Willi Müller vertreten und für Anliegen aus der Bevölkerung da. Er macht jede Tätigkeit gerne. Vielfältig sei der Beruf deswegen, da man für die Zuweisung eines Grabes genauso wie für das Geschenk eines Neugeborenen zuständig ist. Als Bürgermeister bekommt man also den ganzen Lebensbogen mit.

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„Als Bürgermeister bist du Generalist. Du solltest von allen etwas Bescheid wissen, aber dich nicht auf irgendetwas fixieren. Dieser Job ist eine Lebenseinstellung. Wie eine Mutter, die sich um die Familie sorgen muss, sorge ich mich um die Gemeinde“, sagt der 65-Jährige.

Was er gerne noch umsetzen will, ist das Wohnungsangebot zu verbessern. Denn zurzeit fehlen Wohnungen. Schade findet er auch, dass die Gemeinde kein Betriebsgebiet hat, mit Ausnahme von Wucher Helicopter und vkw Kraftwerk. Dass Thüringerberg topografisch gesehen nicht geeignet für ein größeres Betriebsgebiet ist, weiß Willi Müller, doch „vielleicht muss man größer denken“. Den Räumlichen Entwicklungsplan wolle er noch in dieser Periode abschließen.

"Dieser Job ist eine Lebenseinstellung": Warum Wilhelm Müller gerne Bürgermeister ist - und das seit nunmehr 25 Jahren
Wilhelm Müller im Jahr 1998. Stefan Kirisits

Ob er nochmals als Bürgermeister antritt, weiß Willi Müller nicht. Er sei zwar schon in Gesprächen mit potenziellen Kandidaten, doch bis jetzt hat er noch niemanden gefunden, der das Bürgermeisteramt bekleiden will.