Freispruch für Ex-Ehemann von Gewaltvorwürfen

Geschiedene Frau zog einstige Anschuldigungen vor Gericht wieder zurück.
Feldkirch Der aktuelle Fall ist für die Staatsanwaltschaft und das Gericht nichts Neues. Erst werden Männer als Gewalttäter angezeigt, Beweise aufgenommen und ein aufwendiges Ermittlungsverfahren wird geführt. Im Hauptverfahren entscheidet sich die Frau dann plötzlich anders und entschlägt sich der Aussage. Ihr gutes Recht, so will es das Gesetz. Keine Frau soll gezwungen werden, gegen ihren Mann oder den Vater ihrer Kinder auszusagen. Ist das der Fall und gibt es keine anderen Zeugen, die unter anderem gewalttätige Übergriffe bezeugen können, kommt es zum Freispruch. Doch nicht immer ist dieses Auf und Ab zum Vorteil der Opfer. Oft schrecken Gewalttäter auch in Zukunft nicht davor zurück, die Partnerin zu schlagen und zu demütigen.
Lange Liste an Vorwürfen
Am Landesgericht Feldkirch war am Donnerstag ein 36-jähriger Mann angeklagt. Die Liste der Vorwürfe war ursprünglich lang: Zehn Jahre Gewalt, Schläge, sogar mit der Faust ins Gesicht. Oft habe Alkohol eine Rolle gespielt, hieß es. Beim Prozess berichtete seine Ex-Ehefrau und angebliches Opfer konkret von insgesamt fünf Vorfällen in den Jahren 2016 bis 2023.
Mehrere Polizeieinsätze
Immer wieder sei der 36-Jährige gewalttätig geworden. Mehrfach kam die Polizei, einmal sogar das Einsatzkommando Cobra. Der Mann habe sie gewürgt. Als im vergangenen Oktober die Scheidungspapiere auf dem Tisch lagen, habe er wieder getrunken, sie am Hals gepackt, auf die Eckbank gedrängt und zugedrückt, sodass sie kaum mehr Luft bekam. „Ich komme ins Gefängnis, aber Du kommst ins Grab“, habe er ihr gedroht. Zu all ihren einstigen Angaben musste die Anzeigenerstatterin vor Gericht nun nichts mehr sagen. Und das tat sie auch nicht, sie entschlug sich der Aussage. Womit ihre früheren Angaben nicht mehr verwertet werden durften. Der Angeklagte wurde freigesprochen.

Anzeige empfohlen
Opferanwalt Halil Arslan war bereits zu Beginn des Prozesses nicht sicher, ob seine Mandantin aussagt. „Ich empfehle jeder Frau, die von Gewalt betroffen ist, Anzeige zu erstatten“, sagte er, doch musste die Entscheidung seiner Mandantin ebenfalls akzeptieren. Der Beschuldigte freute sich natürlich über den Freispruch. „Wir sind wieder gut miteinander, sie besucht mich im Gefängnis“, so der Vater von zwei kleinen Kindern. Derzeit sitzt der Mann eine rechtskräftige Strafe von über zwei Jahren ab. Elf Vorstrafen säumen seinen Lebensweg. Seine Ex-Frau hat ihm offenbar vergeben, mit Tränen in den Augen bedankt sie sich bei ihrem Verteidiger. Das Urteil ist rechtskräftig.