Jugendliche auf Raubzug: „Zieh das Messer!“

Vier junge Männer mussten sich vor dem Gericht für ihre Taten verantworten. Das Urteil wurde bereits am Abend verkündet.
Feldkirch Auf der Anklagebank am Landesgericht Feldkirch sitzen vier junge Männer im Alter zwischen 15 und 21 Jahren. Drei Syrer und ein Afghane. Die Vorwürfe von Staatsanwalt Richard Gschwenter gegen das Quartett sind äußerst schwerwiegend. Sie gehen von schwerer Körperverletzung bis hin zu Raubdelikten unter Verwendung eines Schlagrings und Klappmessers. „Da reicht kein Schuss vor den Bug mehr aus“, betont der öffentliche Ankläger vor dem Schöffensenat.

Massenschlägerei beim Katzenturm
Einer von ihnen, der 17-jährige Erstangeklagte, war auch dabei, als es Mitte Oktober vergangenen Jahres zu einer Massenschlägerei kam.
Damals, beim Katzentrum in Feldkirch (die VN berichteten).
Der junge Syrer war gewissermaßen sogar der Auslöser der Keilerei. Vor dem Vorsitzenden Richter des Schöffensenates, Christoph Stadler, schildert er, wie es damals dazu kam: „Ich ging beim dortigen Busbahnhof auf einen Bekannten zu und nahm eine Zigarettenschachtel aus seinem Rucksack.“ Dabei soll ein Kollege des Syrers diesen Bekannten, bei dem es sich um einen 14-Jährigen handelte, mit einem Schlagring bedroht haben. Das junge Opfer sah sich als ausgeraubt an und verständigte seine beiden Brüder, die alsbald wutentbrannt aufkreuzten.
Attacke mit Fahrradsattel
Doch auch der Syrer war nicht allein. Die Situation eskalierte, Fäuste flogen und sogar Schüsse sollen gefallen sein. Schlussendlich schlugen 13 Beteiligte aufeinander ein. Der Erstangeklagte verpasste dabei einem Kontrahenten mit einem Fahrradsattel einen Schlag auf den Kopf.

Der Syrer landete in der Untersuchungshaft. Vor der Haftrichterin gab er sich damals jedoch so überzeugend reumütig, dass er entlassen wurde. Doch kaum wieder in Freiheit, es war Anfang Jänner dieses Jahres, sorgte er für den nächsten kriminellen Eklat: In Begleitung der drei weiteren Beschuldigten begegnete er während eines Nachtspaziergangs bei einer Mittelschule in Feldkirch einer Gruppe von Jugendlichen.
Die Folge war eine weitere Anklage wegen Raubes. So wird dem Quartett beim aktuellen Prozess unter anderem vorgeworfen, einem Mitglied der anderen Gruppe die Jacke und eine Bauchtasche entrissen und daraus und Wertsachen auf den Boden geleert zu haben. Dabei soll auch ein Messer im Spiel gewesen sein.

Nicht geständig
Letzteres streiten die vier Angeklagten jedoch vehement ab. Überhaupt bekennen sie sich „nicht schuldig“ oder zumindest in zwei Fällen „teilschuldig.“ Das mit der Jacke stimme zwar, jedoch keinesfalls das mit dem Messer. „Ich habe überhaupt kein Messer gesehen“, behaupten alle einhellig. Nur einer von ihnen gesteht: „Ich habe einem Kollegen, von dem ich wusste, dass er immer ein Messer dabeihat, zugerufen: ‚Zieh das Messer, zieh das Messer!“ Allerdings sei es zu keinerlei Gewalt gekommen.
Am späten Montagabend hat der Richter das Urteil verkündet. Der Erstangeklagte, der bereits in Untersuchungshaft war, wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt. Zusätzlich wurde seine Vorstrafe von sechs Monaten widerrufen. Er hat die Möglichkeit, eine Fußfessel zu beantragen. Der zweite Beschuldigte wurde zu sechs Monaten Haft verurteilt sowie zu einer Geldstrafe von 1440 Euro. Der dritte Angeklagte hat eine Strafe von 21 Monaten in Haft bekommen, 14 davon auf Bewährung. Vom Weideruf der früheren Strafe wurde abgesehen, dafür wurde jedoch die Probezeit auf fünf Jahre verlängert. Der jüngste von den vier Männern wurde zu neun Monaten Haft, bedingt auf drei Jahren verurteilt. Zusätzlich muss er ebenfalls eine Geldstrafe von 1440 Euro zahlen.
Der Staatsanwalt hat keine Erklärung abgegeben, somit ist das Urteil bislang nicht rechtskräftig.