84-Jähriger touchierte Klimaaktivistin mit Auto

VN / 03.04.2024 • 15:58 Uhr
Prozess Extinction Rebellion
Der 84-jährige Beschuldigte zeigte sich im Gerichtssaal reumütig. Eckert (5)

Pensionist war nicht über Straßenblockade verärgert, er musste nur dringend aufs WC.

Feldkirch Die Demonstration der Klimaaktivisten „Extinction Rebellion“ Ende Jänner auf der Bregenzer Seestraße mit rund 120 Teilnehmern verärgerte etliche Autofahrer. Es kam zum Stau, die Lenker mussten zwangsläufig eine Weile warten.

Unter ihnen war auch ein 84-jähriger Pensionist. Der war nicht über die Blockade nicht verärgert, sondern hatte ein ganz anderes Problem. Er musste nämlich dringend auf die Toilette. Doch da war weit und breit keine Möglichkeit, sich zu erleichtern und es war unabsehbar, wie lange die Demo und das Warten noch dauern sollten. „Ich versuchte durch eine Lücke zu fahren, um zu schauen, ob ich nicht doch irgendwie vorbeikomme“, erinnert sich der Mann, dem beim Prozess am Landesgericht Feldkirch eine versuchte Nötigung vorgeworfen wird.

Prozess Extinction Rebellion
Warten auf die Verhandlung: Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Susanne Manhart.

Mehrfach entschuldigt

Er habe nie jemanden nötigen oder gar verletzen wollen, so der 84-Jährige. „Es ist einfach dumm gelaufen“, räumt auch seine Verteidigerin Susanne Manhart ein. Ihr Mandant fuhr ein Stück vor und berührte eine Aktivistin mit der vorderen Stoßstange am Oberschenkel. Verletzt wurde niemand. Offenbar saß hinter der Aktivistin noch ein Mann am Boden.

Jedenfalls bedauert der Angeklagte sein Verhalten und entschuldigt sich mehrfach. „Wenn ich absichtlich mit dem Auto auf jemanden zufahren würde, dann würde ich mich selbst in die Valduna einweisen“, beteuert er. Dass es trotzdem gefährlich war, weiß er heute. Da er Verantwortung für sein Fehlverhalten übernimmt, kommt er im Rahmen der Diversion mit einer Geldbuße von 2500 Euro ohne Vorstrafe davon.

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Höflich bedankt

Die junge Frau, auf die der Rentner zugefahren war, ist als Zeugin gekommen und nimmt die Entschuldigung des 84-Jährigen an. Die Buße fällt deshalb relativ „saftig“ aus, weil der Mann eine Pension von 3000 Euro netto bezieht. Danach wurde die Buße berechnet. „Der Angeklagte ist unbescholten, die Schuld war gering, die Folgen ebenfalls, eine Diversion ist somit möglich“, signalisiert Staatsanwältin Julia Berchtold bereits vor der richterlichen Entscheidung ihr Einverständnis. Somit bleibt dem Angeklagten eine Vorstrafe erspart. Er bedankt sich höflich bei allen und wünscht noch einen schönen Tag.

Prozess Extinction Rebel
Vom Pkw touchiert: Julia Jäger nahm die Entschuldigung des Pensionisten an.
Prozess Extinction Rebel
Mehrere Klimaaktivisten wohnten dem Prozess bei.