Bahnhof Dornbirn: „Es sind viele Betrunkene und Drogenabhängige hier”

Sicher oder nicht? Die VN gingen der Frage nach, wie sich Frauen am Dornbirner Bahnhof nachts fühlen.
Dornbirn Am späten Freitagabend ist am Dornbirner Bahnhof viel los: Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe kommen zusammen, Reisende hetzen, um ihre Züge nicht zu verpassen und einige nutzen die Gelegenheit für Last-Minute-Einkäufe im Supermarkt. Doch der Dornbirner Bahnhof ist mehr als nur eine Station auf dem Weg irgendwohin. Er hat sich zu einem zentralen Treffpunkt und zugleich bekannten Hotspot entwickelt. Bei einem Lokalaugenschein sprachen die VN mit Frauen, wie sie sich nach Einbruch der Dunkelheit fühlen.

Dornbirner Bahnhof polarisiert
Die 23-jährige Zuzana, die in Graz studiert, wurde gerade von ihrer Mutter am Gleis abgeholt. Gemeinsam sind sie auf dem Weg nach Hause. „Ich gehe lieber mit Freunden vom Bahnhof in die Stadt oder lasse mich von jemandem aus der Familie abholen“, erzählt die Studentin und fügt hinzu: „Dass der Bahnhof Dornbirn besonders polarisiert, finde ich schon. In Graz kommt es seltener zu Nachpfeifen oder Nachlaufen.“

Für die 15-jährige Vivienne ist der Bahnhof ein vertrauter Ort. „Ich habe keine Angst, hier alleine zu sein. Es sind immer vertraute Gesichter in der Nähe, und ich weiß, dass ich Unterstützung finden würde, falls nötig“, erzählt sie.

Lieber nicht alleine am Bahnhof
Nicht weit entfernt, beim Busbahnhof, treffen wir Aleyna, 19, und Semanur, 18. Die beiden jungen Frauen sind sich einig, dass die große Menschenmenge und insbesondere Gruppen junger Männer ihnen ein Gefühl der Unsicherheit geben. „Es sind viele Betrunkene und Drogenabhängige hier, das verunsichert zusätzlich. Aber es ist gut, dass die Polizei und Securitys da sind“, meint Aleyna. Semanur stimmt zu und ergänzt: „Ich ziehe es vor, nicht alleine am Bahnhof in Dornbirn zu sein.“

Lea, 23, und Lisa, 25, bevorzugen es ebenfalls, in Begleitung zu reisen, besonders in den Abendstunden. „Ich komme nicht oft hierher, aber wenn, dann fühle ich mich in Gesellschaft sicherer. Das ist aber nicht nur in Dornbirn so, sondern generell in öffentlichen Bereichen“, erklärt Lea. Lisa ergänzt: „Während des Tages mache ich mir keine Sorgen, aber nachts bin ich hier lieber nicht alleine. Ich wurde noch nie direkt angesprochen und durch die Security fühle ich mich schon ein bisschen sicherer.“

Sicherheitsgefühl variiert
Die Gespräche mit verschiedenen Frauen über den Abend hinweg zeigen ein klares Bild: Viele teilen die Ansicht, dass besonders nachts ein Gefühl der Unsicherheit vorhanden ist, wenn man alleine als Frau unterwegs ist. Die Anwesenheit von männlich dominierten Gruppen am Bahnhof und die damit verbundenen Geschichten tragen für einige zum Unbehagen bei. Trotzdem waren sich alle einig, dass ausreichend Sicherheitspersonal und Polizei vor Ort sind, um ein sicheres Umfeld zu schaffen.

Auch die ÖBB sehen den Bahnhof als einen sicheren Ort. ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair erklärt: „Der Bahnhof Dornbirn ist objektiv gesehen sicher. Fahrgäste waren und sind von Vorfällen innerhalb bestimmter Milieus im Umfeld nicht betroffen. Es ist aber verständlich, dass einzelne Vorkommnisse für Beunruhigung sorgen und deshalb setzen wir gemeinsam mit Polizei und Stadt durch Präsenz und Vernetzung, u.a. mit der offenen Jugendarbeit Dornbirn, auch alles daran, das Sicherheitsgefühl weiter zu verbessern.“
