Puffer in den Ankunftszentren

Kriegslage in der Ukraine verschlechtert. Bundesagentur rechnet mit mehr Flüchtlingen. Vorarlberg gewappnet.
Schwarzach Es ist das dritte Jahr, in dem ein Krieg in der Ukraine wütet. Die russischen Angriffe haben nicht nur essenzielle Infrastruktur zerstört, auch Wohnhäuser wurden angegriffen. Zehntausende Menschen wurden getötet. Wie viele es tatsächlich sind, lässt sich schwer eruieren. Die Armeen halten sich mit Informationen zurück. Fast 6,5 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer befinden sich laut UN-Angaben auf der Flucht, sechs Millionen davon in Europa und wiederum 70.000 in Österreich. „Angesichts der verschlechterten Kriegslage müssen wir leider damit rechnen, dass die Ankunftszahlen wieder steigen“, erklärt Thomas Fussenegger von der Bundesagentur für die Flüchtlingsbetreuung (BBU). Umso mehr überrascht es, dass die BBU bereits jetzt mit großen roten Lettern auf ihrer Webseite vor vollen Ankunftsquartieren in Wien, Graz und Vorarlberg warnt. Kriegsvertriebene aus der Ukraine sollen sich informieren, ob ein Platz frei wäre. Auf VN-Nachfrage beruhigt Fussenegger: „Die Ankunftsquartiere sind gut ausgelastet, aber nicht übervoll.“ Die Warnung hätte es derzeit nicht gebraucht, sagt er.

Das bestätigt auch der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP). „Wir behalten uns einen Puffer vor, damit wir auf einen möglichen Ansturm reagieren können.“ Wie wichtig dies sei, habe man in der Vergangenheit gesehen. Es gebe also Kapazitäten in Nenzing und Gaschurn.

Erst kürzlich erklärte der Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation “Jugend Eine Welt”, Wolfgang Wedan, mit einer neuen Flüchtlingswelle aus der Ukraine zu rechnen. Diese werde wohl im Sommer kommen, „wenn die Bombardierung so weitergeht“.
Bei 1500 eingependelt
Aktuell befinden sich knapp 1500 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Vorarlberger Grundversorgung. Im August 2022 war der Höchststand mit 1877 erreicht. Danach sank die Zahl und pendelte sich ab August 2023 bei rund 1500 ein. Vielen Kriegsvertriebenen ist es gelungen, Fuß zu fassen. Insgesamt leben rund 2500 Ukrainerinnen und Ukrainer, die vor den Gräueln in ihrem Heimatland geflüchtet sind, in 82 der 96 Vorarlberger Gemeinden.
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Vorarlberg sei derzeit generell gut aufgestellt, was die Flüchtlingsunterbringung anbelange, betont Gantner. So befinden sich derzeit insgesamt knapp 3300 Personen in der Grundversorgung. Wären es 60 mehr, hätte das Land sein Soll erfüllt. 98,15 Prozent lautet die aktuelle Quote.
Gute Quoten
Eine Tabelle zeigt zudem, dass kein anderes Bundesland – außer Wien – den 100 Prozent so nah kommt. Österreichweit schwanken die Quoten zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Grundversorgung zwischen 51 (Kärnten) und 84 Prozent (Steiermark). Unterlagen, die den VN vorliegen, offenbaren außerdem, dass Vorarlberg vor allem bei den Asylwerbern stark ausgebaut hat und mit über 160 Prozent deutlich mehr Schutzsuchenden einen Platz bietet, als es müsste. Die Zahlen beziehen sich auf Anfang April. Bei Vertriebenen aus der Ukraine liegt die Quote bei rund 85 Prozent, bei Asylberechtigten in der Grundversorgung ist sie mit rund 75 Prozent etwas niedriger. Bei subsidiär Schutzberechtigten sind es rund 50 Prozent.