Das nahende Ende des “Käsdönnala”- Meisters

Mit der Bäckerei Wund schließt Ende Juni ein Kult-Betrieb. Legendär durch seine Käsfladen.
Lustenau Gaby Grabher (69) kann sich kaum einbremsen. “Es ist so schlimm, dass die Bäckerei Wund schließt. Sie ist so alt wie ich. Schon als Vierjährige war ich hier, um Brot zu kaufen. Und die Käsfladen erst? Sie sind so gut. Es kann doch nicht sein, dass es die irgendwann nicht mehr gibt?”
Doch, das gibt es. Peter Wund (62), der die Traditionsbäckerei in zweiter Generation führt, macht Schluss, geht in Pension. Es ist das alte Lied beim Sterben eines Wirtshauses oder eines kleinen Gewerbebetriebes: Der Senior geht in Rente, Nachfolger gibt es keine.

Dorfgespräch
In Lustenau ist das Ende der Bäckerei Wund schon lange Dorfgespräch. Viele Kunden sind darob bestürzt, die frische Käsdönnala am Freitag, mit einer Schlange von Wartenden bis auf die Straße hinaus wird ab 1. Juli der Vergangenheit angehören. Im Verkaufsraum müssen die Verkäuferinnen täglich erläutern, warum das so ist. Auch Tochter Bettina (40) erzählt die Geschichte von den Gründen des Zusperrens dutzende Male. “Natürlich ist da viel Bedauern im Spiel”, sagt sie. Was sie nachher machen wird, weiß sie noch nicht.

Entschluss Anfang Jahres
Peter Wund fasste den Entschluss zum Zusperren Anfang Jahres. “Einerseits freue ich mich jetzt auf die Pension, andererseits kommt natürlich auch Wehmut hoch.” 1977 fing er mit der Lehre im heimatlichen Betrieb an, übernahm die Bäckerei dann später von seinem Vater. “Es gab anfangs ja nur wenige Produkte: Schwarzbrot, Weißbrot, Butterkipfel. Erst nach und nach erweiterte sich die Produktpalette. Es kamen eine Reihe von neuen Brotsorten dazu und auch allerlei Süßigkeiten. Ebenso wuchs der Mitarbeiterstand. “Es waren einmal zehn”, erzählt Wund. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter wieder verringert, Peter Wund wollte nicht wachsen, sondern sich auf seine Kernprodukte konzentrieren.

Rezept bleibt Verschlusssache
Das reine Roggenbrot, der Pfunder, die Semmel, die Nussstollen, aber vor allem die fantastischen Käsfladen – all das ist beim Wund eben ganz besonders. Für Peter Wund endet mit 30. Juni eine Zeit, in der er bis zu sechs Mal pro Woche um zwei Uhr in der Nacht aufstand, um seine köstlichen Backwaren gemeinsam mit seinem Team zu produzieren.

Eine Zukunft des Geschäfts schließt er nicht dezidiert aus. “Ich werde jetzt einmal den Betrieb schließen. Dass irgendwann jemand das Geschäft wieder öffnet, ist nicht ausgeschlossen.” Tochter Bettina ist es jedenfalls nicht. Auch nicht eines der anderen fünf Kinder des Bäckers.
Und was wird aus dem Rezept, der wohl besten Käsfladen auf diesem Erdkreis? Peter Wund lächelt: “Das gebe ich derzeit nicht preis.”