Schrunser Bürgermeister hört auf: Das sind die Gründe

Nach neun Jahren im Amt tritt Jürgen Kuster als Bürgermeister der Marktgemeinde Schruns zurück. Seine Fraktion (Schrunser Volkspartei und Parteifreie) hat Tobias Kieber als neuen Bürgermeisterkandidaten nominiert. Die Bürgermeisterwahl findet am 26. Juli statt.
Schruns Der Schrunser Bürgermeister Jürgen Kuster verabschiedet sich aus der Politik. „24 intensive Jahre Gemeindepolitik sind genug“, teilt der 53-Jährige mit. Bis Ende Juni bleibt Kuster noch im Amt.
Als Kandidaten für die Nachfolge haben die Schrunser Volkspartei und Parteifreie den Gemeindevertreter Tobias Kieber nominiert. Bis zur Wahl des neuen Bürgermeisters am 26. Juli wird Vizebürgermeister Norbert Haumer die Amtsgeschäfte weiterführen. Haumer leitet alle Bauprojekte der Gemeinde und sitzt im Raumplanungsausschuss, das Bürgermeisteramt wollte der selbstständige Unternehmer jedoch nicht übernehmen.
Neun Jahre im Amt
Jürgen Kuster war neun Jahre Bürgermeister der Marktgemeinde Schruns. „Die vergangenen Jahre waren spannend. Vieles ist gelungen, vom ersten Ganztageskindergarten im Tal über die Weiterentwicklung des Dorfkerns mit neuen Hotels und Begegnungszone bis zum Ankauf wichtiger Grundflächen für eine zukunftsorientierte Gemeindeentwicklung“, blickt er zurück. Das nächste Großprojekt, der Neubau der Volksschule, steht schon in den Startlöchern.
Gefährliche Routine
Es sei ein schönes Amt, doch nach fast zehn Jahren wird es für ihn Zeit, sich neu zu orientieren. Die Routine habe sich eingeschlichen. „Ich habe gemerkt, dass das Feuer nicht mehr so da ist, wie es mal war.“ Er spüre Abnutzungserscheinungen. „Man wird abgebrühter.“ Bei den Jahreshauptversammlungen habe er es am stärksten gemerkt: „Am Anfang bin ich noch echt gerne hingegangen. Doch mittlerweile höre ich mich immer dasselbe sagen. Das Herz dafür geht mir verloren.“ Er sei froh, dass er bald wieder mehr Zeit zu Hause mit seiner Partnerin verbringen kann und keine Abendtermine mehr wahrnehmen muss.

Das Bürgermeisteramt könne man nur mit Leidenschaft ausüben. Man müsse es gerne machen wollen, und auch die Partnerin müsse voll und ganz dahinterstehen. Es sei gar nicht so leicht, jemanden für dieses Amt zu begeistern. Dabei sei es ein Privileg, Bürgermeister in der Gemeinde zu sein, in der man aufgewachsen ist. „Man kann vieles bewegen“, so Kuster, wenn man eine so gute Verwaltung und ein so gutes Team hinter sich hat, wie es in Schruns der Fall ist. Dass die Gemeindevertretung trotz mehrerer Fraktionen zu 98 Prozent jede Entscheidung einstimmig getroffen hat, freut ihn ebenfalls.
„Noch nichts Fixes“
Wenn er noch einmal etwas Neues beginnen will, dann sei jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Der Arbeitsmarkt sei gut. „Jetzt habe ich noch einmal die Chance, eine spannende Aufgabe zu übernehmen. Ich habe meine Fühler schon ausgestreckt, schon ein paar gute Gespräche geführt, aber noch habe ich nichts Fixes“, so der gelernte Betriebswirt. Für ihn passe der Rhythmus, alle zehn Jahre den Job zu wechseln, um wieder einer neuen Herausforderung gegenüberzustehen. Wenn man zu lange denselben Job ausübt, sei man von sich selbst zu sehr überzeugt, und das sei gefährlich.
Aber noch hat er keine Eile, einen neuen Job zu finden, zahlt ihm die Gemeinde doch noch sechs Monate lang 75 Prozent seines Gehalts aus. Auch das Reisen mit seiner Partnerin Tanja und Hündin Lilly sei eine Option. „Aber Rasenmähen in meinem Garten macht mich nicht glücklich“, betont er, „obwohl meine Eltern mit mir schimpfen, dass ich den Garten vernachlässigen würde.“

„Keine Kopie von mir“
Wichtig ist ihm eine geordnete Übergabe. Kuster ist überzeugt, dass Tobias Kieber der Richtige für dieses Amt ist, weswegen er und Norbert Haumer ihn auch gefragt haben, ob er es sich vorstellen könnte, das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Tobias Kieber war zunächst überrascht und meinte, er würde es gerne einmal probieren. „Ich bin überzeugt davon, dass er es kann“, sagt Kuster. Er findet es gut, dass Tobias Kieber „keine Kopie von mir“ ist. Er sei ein anderer Typ, nicht so „glattgebügelt“, habe seine eigene Handschrift, seinen eigenen Willen. Der Nachtgastronom ist seit neun Jahren Gemeindevertreter und setzt sich mit viel Engagement für die Jugend ein. Tobias Kieber hat laut Kuster den Vorteil, dass der Vizebürgermeister aus den eigenen Reihen kommt und die Verwaltung „super aufgestellt“ ist, sodass er in den Job gut hineinkommen wird.