Wie die Affäre mit einer Verheirateten entgleiste

VN / 23.07.2024 • 14:21 Uhr
Gericht
Der Angeklagte bedankte sich vor Gericht nach seiner Verurteilung. Eckert

Gottesfürchtiger saß nach versendetem Drohmails zwei Stunden im Beichtstuhl und bereute.

Feldkirch Bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch weiß Richter Alexander Wehinger: Der angeklagte 35-jährige Deutsche hatte es in seiner Jugend nicht leicht. In jungen Jahren verunglückte sein Bruder bei einem Unfall tödlich. „Er konnte nach der Schule nicht Fuß fassen, war auf sich allein gestellt, es ging bergab, Drogen kamen dazu“, erzählt Verteidiger Edwin Gantner von der Vergangenheit seines Mandanten.

Der Mann lebte unter einer Brücke, seit 1990 gelang es dem in Deutschland elffach Vorbestraften, ein drogenfreies Leben zu führen. Als man ihm mitteilte, er habe in Vorarlberg eine Tochter, habe er alle Zelte in Deutschland abgebrochen und sei ins Oberland gezogen, um seinen Vaterpflichten nachzukommen. „Zu seiner Enttäuschung stellte sich allerdings etwas später heraus, dass das Kind gar nicht von ihm ist“, führt Gantner weiter aus.

Große Enttäuschung

Der vermeintliche Vater war enttäuscht. Da kreuzte sich sein Weg mit dem einer verheirateten Frau. Er verliebte sich in sie und sie offenbar auch in ihn. „Sie sagte, ich sei die Liebe ihres Lebens, doch ein paar Tage später entschied sie sich, unsere Beziehung zu beenden“, erzählt der Angeklagte dem Richter. Er habe zum selben Zeitpunkt alle seine Antidepressiva abgesetzt, weil er sich in dieser neuen Liebesbeziehung so glücklich und stark gefühlt habe. Umso stärker sei dann der Absturz gekommen, als ihm offenbart wurde, dass Schluss sei. Er wollte sie unbedingt treffen und drohte alles ihrem Ehemann zu erzählen.  Der 35-Jährige versuchte mehrfach die Fortsetzung der Beziehung zu erzwingen. Er schrieb, er werde alles publik machen und allen erzählen, was sie kurz zuvor noch miteinander teilten.

Reinen Wein eingeschenkt

Die Frau sagte als Zeugin, dass sie mit ihrem Ehemann ein offenes, klärendes Gespräch geführt habe und das Verhältnis ein Fehler gewesen sei. Falls ihr Gatte wegen der Drohmails zur Polizei gehen sollte, werde er ihn wegen Steuerhinterziehung anzeigen, drohte der gekränkte Ex-Lover weiter. „Es war ein gottloses Verhalten, es tut mir leid, es ging mir danach schlecht und ich saß deshalb zwei Stunden im Beichtstuhl“, so der Mann in seinem Schlusswort.

Richter Alexander Wehinger verurteilt den mit 170.000 Euro Verschuldeten wegen gefährlicher Drohung und versuchter Nötigung „gerade noch“ zu einer reinen Geldstrafe. Und zwar 7200 Euro, dazu kommen 300 Euro für die genervte Ex-Geliebte und 200 Euro Verfahrenskosten. Die Strafe kann der Mann in Monatsraten abstottern. Der Verurteilte bedankt sich und verspricht, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.