Dieser Deal ging schief: Statt Geld eine harte „Kopfnuss“ für Schweizer Drogenkurier

VN / 02.08.2024 • 15:10 Uhr
Gericht
Der Angeklagte zeigte sich vor Gericht geständig und auch reumütig. vn/gs (2)

Wie ein Marihuana-Schmuggler selbst zum Opfer eines Kriminellen wurde – am helllichten Tage auf dem Messe-Parkplatz in Dornbirn. Und wie der Fall vor Gericht endete.

Feldkirch Eigentlich ist er ein armes „Hascherl“: Im Alter von 24 Jahren kein Job, kein Geld, wohnt zu Hause bei den Eltern in der Schweiz und lässt sich finanziell von seiner Freundin aushalten.

Das Angebot des “Unbekannten”

Dann kam es im vergangenen Mai zu diesem Treffen mit einem „Unbekannten“ in einem Schweizer Cafe. Es wurde viel gesprochen. Dabei machte der „Fremde“ dem 24-Jährigen ein scheinbar reizvolles Angebot: „Bring mir ein bisschen Gras zu einem Abnehmer nach Vorarlberg und du kassierst 1000 Franken.“ Anmerkung: Laut der späteren Anklage der Staatsanwaltschaft hatte es sich dabei um beinahe sechs Kilogramm Cannabiskraut gehandelt.

Als geeigneter Ort der Übergabe wurde der Parkplatz vor dem Dornbirner Messepark vereinbart. Denn was sollte dort schon auffallen, inmitten des geschäftigen Trubels? Der junge Schweizer konnte dem Angebot nicht widerstehen. Winkte doch da ein kleines „Jöbli“ inklusive der Gelegenheit, endlich selbst mal Geld zu verdienen. Also abgemacht.

Eklat auf dem Parkplatz

Es war am 8. Mai, als der 24-Jährige samt seiner brisanten Ladung im Pkw seines Bruders von Widnau über die Grenze nach Lustenau fuhr. Kurz vor 17 Uhr kreuzte er beim Messepark auf. Tatsächlich wurde er auf dem dortigen Parkplatz bereits von einem Mann aus Tschetschenien erwartet. Und plötzlich lief die Sache aus dem Ruder.

Schusswaffe gezogen

Denn der Tschetschene entpuppte sich als Räuber statt als Komplize. Er zog eine geladene Faustfeuerwaffe, fuchtelte damit herum, bedrohte den Schweizer und verpasste ihm noch eine kräftige Kopfnuss. Und nicht nur das. Offenbar schäumend vor Wut schlug er mit der Waffe noch die Heckscheibe des Pkw des Drogenkuriers ein. Dies alles auf dem öffentlichen Parkplatz beim Einkaufszentrum. Was selbstredend für eine gewisse Aufmerksamkeit sorgte. Und kurz darauf auch für ein Großaufgebot der alarmierten Polizei.

Polizeieinsatz
Der Vorfall beim Messepark hatte einen Großeinsatz der Polizei zur Folge. vol.at/pletsch

Cobra im Einsatz

Die rückte mit den Einsatzeinheiten Cobra und der „Schnellen Interventionsgruppe“ an. Auch der Polizeihubschrauber hob ab. Der Tschetschene und Schweizer waren mittlerweile mit ihren Autos getürmt. Doch ihre Flucht dauerte nur kurz. Beide wurden noch am selben Tag gefasst.

Das Resümee: Geplatzter Drogendeal, geplatzte Wunde am Kopf des Drogenkuriers, klickende Handschellen. Für den Schweizer war der Rest des Tages wahrlich versaut. Und auch die nächsten Monate, denn er landete sofort in Untersuchungshaft.

“Werde so was nie wieder tun”

Beim Prozess am Landesgericht Feldkirch ist der 24-Jährige geständig und reumütig. „Es tut mir leid. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Und ich habe nicht nur mir selbst, sondern auch meiner Familie sehr viel Kummer und Schmerz bereitet. Ich werde so was nie wieder tun“, beteuert er vor Richterin Lisa Pfeifer.

Rechtsanwalt Martin Reichegger
Rechtsanwalt Martin Reichegger verteidigte den Schweizer Angeklagten.

Sein Verteidiger Rechtsanwalt Martin Reichegger ersucht den Schöffensenat, er möge unter anderem das Geständnis seines Mandanten als Milderungsgrund werten. So geschieht es auch. Der Schweizer wird wegen des Verbrechens des Suchtgifthandels zu zwei Jahren Haftstrafe verurteilt, davon jedoch 16 Monate auf Bewährung. Das Urteil ist rechtskräftig.

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