Omas Arztrechnung war zu teuer: Was der Enkel tat

Verzweifelter 18-Jähriger nahm eine Schreckschusspistole, eine Sturmhaube und fuhr mit dem E-Scooter zur nächsten Tankstelle.
Feldkirch Ein gemeinsames Abendessen mit der Familie, die Großmutter saß auf dem Balkon. Ein tristes Thema beherrschte die traute Gemeinsamkeit: finanzielle Schwierigkeiten. Unter anderem, dass Großmutter die Arztrechnung in Höhe von 200 Euro nicht bezahlen konnte.
Mit dabei der 18-jährige Enkel, der einen verzweifelten Entschluss fasste: Er griff zu einer Schreckschusspistole, zog sich eine Sturmhaube und Kapuze über den Kopf, setzte sich auf den E-Scooter und fuhr zu einer Tankstelle. Geschehen in Hörbranz.

“Her mit dem Geld”
Im Shop zog er die Waffe, fuchtelte damit herum, bedrohte zwei Mitarbeiter und schrie: „Hände über den Kopf, her mit dem Geld!“. Die Tankstellen-Mitarbeiter händigten dem Räuber über 2800 Euro aus. Danach flüchtete der junge Mann mit dem Scooter. Nichtsahnend, dass er von einem Mitarbeiter bis zu seiner Wohnadresse verfolgt wurde und die Polizei bereits informiert war.
“Werde mich gleich stellen”
Erst zu Hause bemerkte der 18-Jährige, dass ihm die Exekutive auf den Fersen war. Dennoch ging er erst in die Wohnung seiner Großmutter, händigte ihr 200 Euro aus und sagte: „Oma, ich habe Scheiße gebaut und stelle mich jetzt gleich der Polizei.“
Bereits wenige Wochen später steht der junge Mann im Verhandlungssaal vor einem Schöffensenat im Landesgericht Feldkirch. Angeklagt des Verbrechens des schweren Raubes.
Volles Schuldbekenntnis
Der ansonsten Unbescholtene bekennt sich vollinhaltlich schuldig. Was gäbe es auch zu leugnen? Immerhin wurde die Tat von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Sein Verteidiger Rechtsanwalt Stefan Harg springt für seinen Mandanten in die Bresche: „Wir verhandeln den Tiefpunkt eines betrüblichen Lebens. Die Familie befindet sich finanziellen Problemen, mein junger Mandant hat Herzbeschwerden und leidet unter Panikattacken und Depressionen.“
Spontane Aktion
Die Aktion des 18-Jährigen sei spontan gewesen. Dem sprach allerdings entgegen, dass der Angeklagte die Schreckschusspistole einen Tag vor der Tat gekauft hatte. Worauf der Beschuldigte der Vorsitzenden Richterin Sabrina Tagwercher entgegnete: „Das hatte mit der Tat nichts zu tun. Ich wollte immer schon eine solche Waffe.“ Zudem sei er damals verwirrt und unter Medikamenteneinfluss gestanden.
Der Schöffensenat spricht den jungen Mann im Sinne der Anklage schuldig. Immerhin gaben die von Opferanwalt Stefan Denifl vertretenen Tankstellen-Mitarbeiter als Zeugen an, noch heute traumatisiert zu sein. Der 18-Jährige wird zu 24 Monaten Haftstrafe verurteilt, 16 davon auf eine Probezeit drei Jahren. Außerdem wird ihm ein Bewährungshelfer zugeteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.