Wo ist der Direktor? Wie Dornbirner Mittelschule im Chaos versank.

VN / 10.09.2024 • 15:51 Uhr
MS Lustenauer Straße Schulwart Matthias Ofner
Schulwart Matthias Ofner vor der Mittelschule Dornbirn Lustenauer Straße. Dem Fast-Direktor spricht er jede Qualifikation ab.

Denk daran, Schulanfang! Für den neuen Schulleiter an der MS Lustenauerstraße galt das nicht. Er warf kurzfristig hin.

Dornbirn Mittelschule Lustenauerstraße in Dornbirn am Dienstag kurz vor elf: Mit angespannter Miene läuft Lehrer Markus Tiefner Richtung Kollegenzimmer. “Ich hab’ jetzt nicht viel Zeit, ich muss zur Konferenz.” Kollegin Anna Paulitsch nickt zustimmend. Gemeinsam mit ihm muss sie das Meeting leiten. Statt jenem Mann, der als von der Bildungsdirektion ernannter Direktor sein erstes Jahr als Führungskraft in Angriff hätte nehmen sollen.

Stressiges Wochenende

An der Sekundarschule mit ihren zehn Klassen herrscht seit vergangenem Freitag der Ausnahmezustand. Seit der neue Direktor einfach nicht zur Schule kam. Verzweifelt versuchten ihn KollegInnen und Bildungsdirektion zu erreichen. “Irgendwann gelang uns das. Er erzählte uns, dass er das doch nicht machen könne. Er sei krank”, berichtet Monika Steurer, pädagogische Leiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg. Was dann folgte, war eine gebündelte Kraftanstrengung von Lehrern der Schule, zwei Direktoren aus benachbarten Dornbirner Mittelschulen als Ratgeber und der Bildungsdirektion. “Wir haben das Wochenende durchgearbeitet, um einen reibungslosen Schulstart zu ermöglichen. Wir waren voll beschäftigt”, berichtet Paulitsch.

Vorarlbergerin des Tages Monika Steurer Monika Steurer, der neuen pädagogischen Leiterin der Bildungsdirektion
Monika Steurer, Pädagogische Leiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg, bescherte das Schulleiter-Chaos an der Lustenauer Straße ein arbeitsames Wochenende. VN/Paulitsch

Fast einmaliger Fall

Tatsächlich ist der unerwartete und letztlich mit Krankheit begründete Abgang eines Schuldirektors unmittelbar vor Schulstart ein Novum in Vorarlberg. “Etwas ähnliches habe ich in meiner langen Karriere im Schuldienst erst einmal erlebt”, berichtet Steurer.

Der Pädagoge, zuvor erst ein Jahr an der MS Lustenauerstraße, habe sich nach dem Abgang der Vorgängerin zusammen mit einem anderen Kandidaten für die frei werdende Stelle beworben. “Er bekam den Zuschlag, wurde aufgrund der Kurzfristigkeit der Positionsbesetzung mit seiner Aufgabe nur interimistisch betraut statt endgültig bestellt. “Für letzteres braucht es den Nachweis einer Leiter-Qualifikation”, erklärt Steurer.

Schulwart als Vertrauter

Zweifel an den Führungsqualitäten des neuen Chefs traten beim Personal bald einmal auf. Und je näher das beginnende Schuljahr heranrückte, desto mehr fiel auf, dass sich Fleiß und Eifer des “Neuen” offenbar in Grenzen hielten. “Er hat überhaupt nichts gemacht. Und wenn, dann setzte er völlig falsche Prioritäten. Ihm waren zum Beispiel Möbelstücke wichtiger als unbedingt notwendige schulische Dinge”, sagt Schulwart Matthias Ofner über seinen “Fast-Chef”. Dennoch war der Stadtbedienstete engste Bezugsperson des vermeintlichen Direktors. Als Beweis zeigt er am Smartphone den regen Mailverkehr, den er mit dem Chef hatte. “Doch während andere Direktoren schon längst in der Vorbereitung auf das neue Schuljahr steckten, war er noch Campen”, schüttelt Ofner den Kopf. So habe halt er neuen Lehrern, die zu vereinbarten Terminen mit dem Direktor an die Schule kamen, das Gebäude gezeigt und ihnen über die Schule erzählt.

Andreas Hammerer, Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst.
Schulqualitätsmanager Andreas Hammerer will über den vorgesehenen Schulleiter nicht den Stab brechen. “Wenn jemand krank ist, ist er krank.” Vorarlberg Live

In der Bildungsdirektion zeigte man sich von den Entwicklungen rund um die erhoffte Führungskraft überrascht und enttäuscht zugleich. “Damit konnten wir nicht rechnen. Der Kollege hatte ja schon einmal eine Schule geleitet”, sagt Monika Steurer. Kommentar des zuständigen Schulqualitätsmanagers Andreas Hammerer: “Wenn jemand krank wird, ist er krank. Das müssen wir akzeptieren.”