Von der Würde des Menschen

Musik und Spiritualität im Einklang: Ein Abend in der Basilika Rankweil.
Rankweil Das Konzert am Sonntag im Rahmen der Basilikakonzerte war ein besonderes Erlebnis: Erstmals fand es in der Landesgedächtniskapelle der Basilika Rankweil statt und wurde gleich dreimal hintereinander aufgeführt.

Eröffnet wurde der Abend mit Johann Sebastian Bachs Suite für Violoncello solo Nr. 3 C-Dur BWV 1009, die der Cellist Martin Merker mit beeindruckender Technik und musikalischer Sensibilität interpretierte und damit die Vielschichtigkeit von Bachs Komposition besonders deutlich machte. Es folgte Benjamin Brittens Suite für Violoncello solo Nr. 3, insbesondere der Satz Largo. Britten, bekannt für seine moderne Tonsprache und die Einbeziehung traditioneller Elemente, schuf hier ein Werk von großer Ausdruckskraft. Merkers einfühlsames Spiel brachte die melancholischen und zugleich hoffnungsvollen Töne des Stückes wunderbar zur Geltung. Nach einem weiteren Bach-Stück, diesmal der lebhaften Gigue aus derselben Suite, zeigte Merker mit Joseph Dall’Abacos Capriccio Nr. 1 in c-Moll für Violoncello solo die Virtuosität und Ausdruckskraft des Cellos.
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Ein besonderer Moment des Abends war die Aufführung von Barbara Hellers „Lalai – Schlaflied zum Aufwachen“. Das Werk ist allen iranischen Frauen gewidmet und basiert auf einem Widerstandslied, das von Menschen erzählt, die unter dem Schah-Regime hingerichtet wurden. Hellers Komposition aus dem Jahr 1989 erinnert an 50 iranische Frauen, die während des Khomeini-Regimes verhaftet und hingerichtet wurden. Hellers Interpretation dieses tief bewegenden Werkes war ergreifend und ließ Tragik und Hoffnung spürbar werden.

Ein weiterer Höhepunkt war die Uraufführung von Baran Mohammadbeigis Werk „Tanzend, weinend“ für Violoncello solo. Die in Teheran geborene Komponistin und Cellistin verwies in ihrer Komposition auf den Verlust einer wichtigen Volkskultur: Bis 1989 war es im Iran üblich, dass Frauen auf der Straße tanzten. Durch die politischen Umstände ging diese Tradition verloren. Mohammadbeigi, die das Stück eigens für die Basilikakonzerte schrieb, drückte in ihrer Musik die Trauer über diesen Verlust aus. Merker, dem das Stück gewidmet ist, brachte die starken Emotionen und die kulturelle Bedeutung mit großer Sensibilität zum Ausdruck.

Den Abschluss bildete die Sonate Nr. 10 für zwei Violoncelli von Jean-Baptiste Barrière, bei der Mohammadbeigi selbst mitwirkte. Die beiden Cellisten harmonierten perfekt und brachten die drei Sätze – Andante, Adagio und Allegro prestissimo – mit Brillanz und Leidenschaft zu Gehör. Besonders das schnelle Allegro prestissimo zeigte das technische Können und die musikalische Verbundenheit der beiden Musiker.

Die Gedanken von Msgr. Walter Juen zwischen den Stücken bereicherten den Abend zusätzlich. Die Wahl der Landesgedächtniskapelle als Veranstaltungsort erwies sich als ideal. Die gute Akustik und die spirituelle Atmosphäre des Raumes verliehen der Musik eine besondere Tiefe und machten den Abend zu einem einzigartigen Erlebnis, das das Publikum sichtlich berührte.
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Gelungen war die thematische Verknüpfung des Programms. Die Werke spannten einen Bogen von barocken Meisterwerken über moderne Klassiker bis hin zu aktuellen Kompositionen, die sich mit politischen und kulturellen Themen auseinandersetzten. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Freiheit, Widerstand und kulturelle Identität zog sich wie ein roter Faden durch den Abend.