Entnahme von Problemwölfen bringt viel. Weil …

Wildbiologe Hubert Schatz (59) spricht über das Wolfsjahr 2024 und die Perspektiven mit dem Raubtier
Schwarzach Die Wölfe im Land. Immer häufiger sorgen die in Europa wieder ansässige Raubtier auch in Vorarlberg für Aufsehen. Im August riss ein Wolf im Bregenzerwald sogar Rinder. Und auch wenn der Übeltäter wenig später erlegt werden konnte, bleibt die Unsicherheit darüber, wie sich die Situation mit dem Raubtier weiter entwickeln wird. Wildbiologe Hubert Schatz nimmt zur aktuellen Wolfssituation mit Prognose für die Zukunft Stellung.
Was wird sich durch die Herabsetzung des Schutzstatus für den Wolf konkret ändern?
Hubert Schatz:Die eine oder andere Entnahme wird sicher schneller gehen. Doch das Thema und die Diskussion über den günstigen Erhaltungszustand bleibt uns erhalten. Wie auch immer: Die Entscheidung über die Herabsetzung des Schutzstatus für den Wolf durch die EU war richtig. Alle Mitgliedsstaaten haben zugestimmt.

Haben Sie mit dieser Entscheidung der EU gerechnet?
Schatz: Ja, eigentlich schon. Eine Zustimmung zur Herabsetzung des strengen Schutzstatus hatte sich in jüngster Zeit irgendwie abgezeichnet.
Kann sich die Neueinstufung des Wolfs auf die Population auswirken?
Schatz: Wenn die Deutschen und Italiener nicht anfangen, ihre Wolfspopulation zu regulieren, wird sich an der Situation nichts ändern. Was bedeutet: Die Zahl der Wölfe wird weiter zunehmen. Einzig die Schweizer haben nun mit der Regulierung des Wolfbestandes in ihrem Land begonnen. Regulieren heißt jedoch nicht reduzieren. Die Eidgenossen entnehmen nur junge Wölfe und keine solchen, die sich vermehren können. Wie erfolgreich das sein wird, muss sich erst zeigen.
Hat die zunehmende Gefahr für Nutztiere durch Wölfe bereits zur Veränderung in der Nutztierhaltung geführt?
Schatz: Kaum. Man muss jedoch auch festhalten, dass die eigentlichen Risikogebiete, etwa im Montafon, heuer frei von Wolfsrissen blieben. Der Wolf hat eigentlich nur im Bregenzerwald bei den Rindern zugeschlagen. Und dieser Problemwolf konnte erlegt werden.

Stichwort Problemwölfe. Was bringt die Tötung von diesen Gefährdern für Nutztiere?
Schatz: Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dies viel bringt. In jenen Regionen, wo Problemwölfe erlegt wurden, gab es in der Folge keine Rissereignisse mehr. Die Entnahme von Problemwölfen ist auch deshalb wichtig, weil diese ihre Verhalten auf Jungtiere übertragen können. Und das Problem somit weitergeben.
Wie ist die aktuelle Entwicklung der Wolfpopulationen in unseren Nachbarländern.
Schatz: Wie gesagt. Deutschland und Italien haben bisher kaum Maßnahmen gegen die Zunahme der Wolfspopulation gesetzt. Ich gehe davon aus, dass sich die Zahl der Wölfe dort weiter erhöhen wird. In der Schweiz bin ich gespannt darauf, wie sich die neuen Maßnahmenöglichkeiten bewähren werden.

Apropos Maßnahmen. Da gibt es ja auch noch die vielfach geforderten Herdenschutzmaßnahmen. Sollte man da nicht auch bei uns mehr tun?
Schatz: Diesen Möglichkeiten sind Grenzen gesetzt. Es ist zum Beispiel unmöglich, in großen Gebieten 30 aneinander liegende Alpen einzeln mit Herdenschutzmaßnahmen zu versehen. Und solche Verhältnisse haben wir eben auch bei uns.