„Was ich getan habe, lässt sich ohne Strafe nicht verzeihen!“

74 (!) Kilo Kokain und 57 Kilo Cannabis verkauft: weitere hohe Haftstrafe für einen Drogendealer, der sich offensichtlich im Dunstkreis einer Rockergang bewegt hat.
Feldkirch Die große Drogenrazzia in Österreich und der Schweiz im Jänner forderte nun ihren weiteren Tribut unter einem Beschuldigten der insgesamt zwölf verhafteten Mitglieder eines Drogenrings. Einige von ihnen wurden bereits am Landesgericht Feldkirch zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt (die VN berichteten).
Manche von ihnen sind Familienväter. Der am Mittwoch angeklagte 35-jährige Vorarlberger ist Vater von zwei minderjährigen Kindern. Und seit neun Monaten in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Feldkirch wirft ihm vor, im Zeitraum von 2019 bis 2021 die unglaubliche Menge von 74 Kilogramm Kokain mit hohem Reinheitsgrad und 57 Kilogramm Kokain aus- und eingeführt zu haben.

“Autarker Geschäftsmann”
Zuletzt arbeitslos, habe er vorher als Kaufmann bei einem Unternehmen in der Schweiz gearbeitet, das im Naheverhältnis zu einer Rockerorganisation steht. Der 35-jährige Angeklagte selbst versteht sich jedoch als „autarker Geschäftsmann“. Er ist voll umfassend geständig, mit den genannten Mengen gedealt zu haben. Irgendwelche Komplizen gebe es nicht. Zumindest verschweigt er sie. Dies schlicht und einfach deshalb, weil er außer dem Schuldgeständnis gegenüber dem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richterin Verena Wackerle jede weitere Angabe verweigert.
Unter anderem schweigt der Angeklagte über die angeblichen Chats mit anderen Beteiligten über ein Krypto-Handy.
Eine Vorlesung
Nur so viel: Der Beschuldigte gibt sich äußerst reuevoll. Und trägt aus einem von ihm mitgebrachten Schriftstück Sätze wie diesen vor: „Menschen machen Fehler. Ich habe sehr große Fehler gemacht. Was ich getan habe, lässt sich ohne Strafe nicht verzeihen! Ich möchte mich bei meinen Kindern entschuldigen, dass ich als Vater nicht dabei sein kann, wenn sie die ersten Dinge des Lebens lernen müssen.“ Er wolle nun einen Schlussstrich ziehen, in der Haft die Matura absolvieren und arbeiten gehen.
Bei einer Hausdurchsuchung beim Angeklagten wurden geringe Mengen Kokain gefunden. „Ich habe selbst Drogen konsumiert“, begründet der 35-Jährige. Weiters stellten die Fahnder bei ihm Fahrzeuge (ein Mercedes Benz, eine Harley Davidson), Schmuck (unter anderem eine Rolex und eine Breitling-Uhr) sowie Schusswaffen sicher.

Zwölf Jahre Gefängnis
Trotz seines umfassenden reumütigen Geständnisses wird der 35-Jährige wegen des Verbrechens und Vergehens des Umgangs mit Suchtgift zu einer unbedingten Freiheitsstrafe in der Dauer von zwölf Jahren verurteilt. Als erschwerend werden die übergroßen Mengen der verkauften Drogen und der lange Tatzeitraum gewertet.
Über 3,3 Millionen Euro Verkaufswert
Aus den verkauften gewaltigen Suchtgiftmengen des Angeklagten errechnete Richterin Wackerle, dass der 35-Jährige über 3,3 Millionen Euro erzielte. Dieser Betrag wird in der anschließenden Urteilsverkündung für „verfallen“ erklärt. Was so viel heißt, dass er von dem Verurteilten zurückerstattet werden muss. Der Vorarlberger nimmt das Urteil gefasst zur Kenntnis, es ist rechtskräftig.