Nacktbilder und 1-Cent-Überweisungen: Gekränkter Gatte terrorisierte seine Ex-Frau

Zu welchen perfiden Methoden ein Stalker griff, um sein Opfer zu bedrängen. Und das monatelang.
Feldkirch Ein 39-jähriger Unterländer musste sich vor dem Landesgericht Feldkirch verantworten, weil er seine Ex-Frau monatelang massiv belästigt hatte. Mit einer Kombination aus nächtlichen Besuchen, unzähligen Nachrichten und Drohungen versuchte der türkische Staatsangehörige mit aller Macht, Kontakt zu ihr zu erzwingen – mit schwerwiegenden Folgen für das Opfer.
Nächtliche Besuche
Von Jänner bis Oktober 2024 eskalierte das Verhalten des Mannes infolge der Trennung. Nachdem seine ursprüngliche Handynummer vom Opfer blockiert worden war, kaufte er rund 30 SIM-Karten, um weiterhin Nachrichten an seine damalige Frau zu senden. Innerhalb von nicht einmal zwei Stunden verschickte er 93 Nachrichten an sie. Doch damit nicht genug: Auch der Vater, die Schwester und der Schwager des Opfers wurden vom Angeklagten belästigt. So schreckte er nicht einmal davor zurück, dem Vater Nacktbilder und ein kompromittierendes Video der Frau zu schicken.
Mehrmals wöchentlich tauchte er unangekündigt vor dem Haus des Opfers auf. “Er klingelte mitten in der Nacht, wenn ich zur Tür ging, war er schon weg”, schilderte die 34-Jährige vor Gericht. Die Angst vor seinem extremen Verhalten zwang die ehemalige Erzieherin dazu, ihren Arbeitsplatz in einer Kleinkindbetreuung aufzugeben. “Er hat gedroht, dort aufzutauchen. Das hätte er auch getan”, war sich das Opfer sicher.
Ein-Cent-Überweisungen
Nachdem alle Kommunikationskanäle blockiert worden waren, griff der Mann zu unkonventionellen Mitteln: Er überwies unzählige Beträge von einem Cent an das Opfer und nutzte den Verwendungszweck der Banküberweisungen, um Kontakt aufzunehmen und Drohungen auszusprechen. “Wir sehen, wer dich rettet, wenn ich dich finde”, lautete eine der harmloseren Botschaften.
Psychische und körperliche Folgen
Die Frau schilderte vor Gericht, dass sie sowohl körperlich als auch psychisch stark unter den Attacken ihres Ex-Mannes leide. “Ich bin total kaputt”, sagte sie zur Richterin. Stressbedingte Migräne und Schlafstörungen seien nur zwei der Folgen, die das Stalking auslöste. Ihre Anwältin Ariana Ettefagh forderte aus diesem Grund im Namen ihrer Mandantin 3000 Euro Schmerzensgeld.
Angeklagter geständig
Der Unterländer bekannte sich schuldig. Er erklärte, alkoholkrank zu sein und unter psychischen Problemen zu leiden. Diese Angaben bestätigte der hinzugezogene psychologische Gutachter Markus Hochenburger. Laut Gutachten leide der Angeklagte an einer chronischen Alkohol- und Cannabissucht sowie an einer latenten Persönlichkeitsstörung. Eine stationäre Entwöhnungstherapie wurde als erste wichtige Maßnahme empfohlen, um dem Angeklagten Hilfe zu ermöglichen.
Sechs Monate Entzugstherapie
Das Gutachten floss auch in das Urteil gegen den Unterländer ein. Der Mann wurde von Richterin Verena Wackerle zu acht Monaten bedingter Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 480 Euro verurteilt. Zudem muss er eine sechsmonatige stationäre Entzugstherapie absolvieren, bis dahin und auch danach wöchentliche psychologische Betreuung in Anspruch nehmen, sich ambulant in der Gewaltschutzeinrichtung betreuen lassen und 500 Euro Teilschmerzensgeld an seine Ex-Frau zahlen. Ein Bewährungshelfer soll die Einhaltung der Auflagen kontrollieren.