Als falscher „Taubstummer“ Spenden gesammelt

VN / 27.11.2024 • 11:30 Uhr
Gericht
Der “Spendensammler” wurde wegen schweren Betrugs angeklagt. Eckert

Das Mitleid schamlos ausgenutzt: Nun muss rumänischer Betrüger hinter Gitter.

Feldkirch Sie sind auch in der Weihnachtszeit allgegenwärtig: Echte und falsche Bettler und Menschen, denen andere Notleidende leidtun. Sie sitzen und stehen in Unterführungen, auf Märkten, auf Parkplätzen und erzählen oft allerhand Geschichten. So führte auch der 28-jährige Rumäne, der nun angeklagt wegen Betrugs am Landesgericht Feldkirch sitzt, andere monatelang mit einem gefälschten Ausweis hinters Licht. Er hielt einen unechten Schwerbehinderten-Ausweis in Händen und hatte auch eine gefälschte Spendenliste des „Landesverbandes für Behinderte und taubstumme Kinder“ bei sich. Nachgewiesen sind zwölf Betrugsopfer. Wie viele von ihnen wirklich spendeten, bleibt im Dunkeln.

Zahlreiche Ausreden

Beim dritten Anlauf findet der Betrugsprozess endlich statt. Der vierfache Vater hatte versprochen, zur Verhandlung zu kommen. Da es wegen des geringfügigen Schadens und Deliktes ein Grenzfall von Untersuchungshaft war, kam der Mann gegen Kaution von 1000 Euro und einem Gelöbnis, zum Prozesstermin zu erscheinen, frei. Er brach sein Versprechen und wurde schlussendlich aufgrund eines europäischen Haftbefehls in den Niederlanden festgenommen.

Vor Gericht beteuert er, alles tue ihm so leid. Er sei eines von 13 Kindern, habe selbst vier und finde nur schwer Arbeit. Sieben Vorstrafen, zum Teil einschlägig, hat er in Deutschland. Bei der letzten deutschen Verurteilung kassierte er sieben Monate auf Bewährung. Auch das hielt ihn nicht vor weiteren krummen Touren ab. Nun muss er endgültig hinter Gitter.

Einfallsreich

An Erklärungen hat er einiges parat. „Ich benötigte dringend Geld, um zu einer Arbeitsstelle zu reisen“, behauptet er. Doch der Tatzeitraum erstreckt sich über mehrere Monate. „Ich konnte nichts ansparen, weil ich immer wieder Geld zum Essen brauchte“, erzählt er weiter. Dann wiederum gibt er an, er sei nach Amsterdam, nach Wien und nach Vorarlberg gereist. Er habe viel geweint, sei von dieser Zeit noch traumatisiert und schlafe nachts schlecht. Irgendwie geben die Erklärungen keinen Sinn, weshalb ihn Richter Theo Rümmele anklagekonform wegen gewerbsmäßigen schweren Betruge zu neun Monaten verurteilt. Drei davon sind unbedingt, sechs auf Bewährung. Da er bereits 72 Tage in U-Haft sitzt, kommt er voraussichtlich am 13. Dezember frei. Die Kaution von 1000 Euro ist weg, zumindest die vier Opfer, die sich gemeldet haben, erhalten ihre Beträge, insgesamt 90 Euro, zurück. 140 Euro, die bei dem Mann sichergestellt wurden, wurden ebenfalls einbehalten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.