Angebliche Vergewaltigungen: Tante soll ihre Nichte nicht geschützt haben

Staatsanwaltschaft beschuldigt 30-Jährige als Beitragstäterin, die Tätern Kondome gereicht hätte.
Feldkirch Am Landesgericht Feldkirch findet ein außergewöhnlicher Prozess statt. Die Geschichte soll sich 2018 zugetragen haben. Eine Frau, eine 30-jährige Oberländerin, wird beschuldigt, einen Beitrag zur Vergewaltigung ihrer 16-jährigen Nichte geleistet zu haben. Die damals 23-jährige vereinbarte mit einer Internetbekanntschaft aus der Schweiz einen Besuch in ihrer Vorarlberger Wohnung. Der Mann kam und brachte einen ebenfalls interessierten Landsmann mit. Während sich die Ältere mit dem einen Mann beschäftigte und Sex hatte, wollte der andere Geschlechtsverkehr mit der Jüngeren.
“Stell dich doch nicht so an”
Laut Staatsanwaltschaft habe sich die Jüngere geweigert, sexuell mit dem Schweizer etwas anzufangen, doch der habe darauf keine Rücksicht genommen und sie zu mehreren Sexvarianten gezwungen. Ihre Tante habe ihr gesagt „Stell dich doch nicht so an“ und habe mehrfach Kondome bereitgestellt.
Ihre Verteidigerin Concin erwähnt mehrere WhatsApp-Nachrichten, worin das damals angebliche 16-jährige Opfer der Tante „nach den angeblichen Vergewaltigungen“ in äußert freundlicher Weise geschrieben habe, sie als „Müsle“ bezeichnete und Kuss-Smilies schickte. Alle Türen seien offen gewesen, das Haus bewohnt, das „Opfer“ hätte jederzeit gehen oder um Hilfe rufen können, so die Anwältin.
Die Angeklagte erzählt in Ihrer Aussage, dass sich die Belastungszeugin damals in keiner Weise geäußert habe, dass etwas passiert sei, was der Teenager nicht gewollt habe. „Das hätte ich doch mitbekommen“, so die 30-Jährige.
Schweizer nicht ausgeforscht
Concin ist überzeugt, dass die Geschichte erfunden ist. In ihrem Plädoyer führt sie aus, dass es etliche Widersprüche in der Aussage des mutmaßlichen Opfers gebe. Die beiden Schweizer konnten übrigens trotz intensiver Nachforschungen der Staatsanwaltschaft nicht ausgeforscht werden. Der Prozess ist für den ganzen Tag angesetzt.