
So rettete sich die Brandopfer-Familie von Lustenau aus der Feuersbrunst
Als die Hollensteins den Brand entdeckten, gelangten sie in letzter Sekunde unversehrt aus dem Haus.
Lustenau Der Schreck steht Janine (28) und Simon Hollenstein noch tief ins Gesicht geschrieben. “Es war unbeschreiblich”, stammelt Janine. “Ich erwachte kurz nach ein Uhr, nachdem ich einen Knall vernahm. Ich stand auf und nahm sofort einen komischen Geruch wahr. Dann weckte ich meinen Mann. Der ging in den Gang, öffnete die Tür zum Wohnzimmer.” Was dann passierte schildert Simon Hollenstein mit immer noch ungläubiger Miene. “Als ich die Tür öffnete, schlugen mir bereits die Flammen entgegen. Ich packte Schuhe und Jacke, stürmte ins Schlafzimmer, holte meine Frau und meine vierjährige Tochter.” Keine Sekunde zu früh. Denn als die Familie aus dem Haus stürmte, mussten sie das bereits durch eine Feuerwand tun. Als erfahrener Feuerwehrmann wusste Simon, was zu tun war. Er schirmte Janine und die vierjährige Maja so gut es ging von den Flammen ab, damit sie halbwegs unbehelligt zur Haustüre nach draußen rennen konnten. Erst dann rannte er nach.

Körperlich unversehrt
In der Nacht vom vergangenen Samstag auf den Sonntag durchlebte die junge Familie die bislang dramatischsten Momente ihrer Existenz. “Wir konnten nichts anderes retten als uns und das, was wir am Leib trugen. Aber das ist ja das wichtigste”, sagt Simon. Noch als das Haus in Vollbrand stand, wurden die drei ins Dornbirner Spital zur Untersuchung gebracht. Alles gut – hieß es dort bald.
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Alles kaputt und zerstört hingegen war binnen Stunden in der Staldenstraße 21. Dort, wo noch vor kurzem das alte Holzhaus stand, ist jetzt ein Ruine aus verkohlten Balken, zerbrochenen Ziegeln und den Überresten eines Mauerwerks. Ein beißender Brandgeruch steigt in die Nase.

Ebenfalls erschüttert über das Geschehen ist auch die unmittelbare Nachbarin Mirijam Schmidt (36). Auch für sie und ihre Familie bestand Gefahr. Das wusste Simon Hollenstein. Kurz nachdem er seine Liebsten sicher aus dem Haus hatte, trommelte er wild an die Haustür der Nachbarn. “Erreicht hat er mich am Handy. Als ich die Vorhänge aufriss, sah ich eine furchterregende Feuerwand vor mir. Sofort brachten sich mein Mann, ich und unsere drei Kinder in Sicherheit”, schildert Mirijam Schmidt die Minuten des Infernos.
Auch ein Traum verbrannte
Für Simon und Janine verbrannte nicht nur ein Haus, sondern ein Traum. “Wir waren gerade an der Generalsanierung des Gebäudes dran. Unser toller Vermieter hatte uns einen Mietvertrag für 20 Jahre gegeben. Tausende Arbeitsstunden habe ich bereits in das Haus investiert”, seufzt der Baupolier.

Was jetzt wird, hat in den Köpfen des Ehepaares noch keinen Platz gefunden. “Wir funktionieren, müssen viele Dinge erledigen, wohnen derzeit gut im großen Haus der Schwiegereltern”, sagt Janine mit einer Leere in ihrer Stimme. Enorm ist das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft für die junge Familie. Über die Plattform GoFundMe hat Simons Schwester ein Spendenkonto eingerichtet, unter anderem hat “Ma hilft” den Brandopfern eine Spontan-Unterstützung zukommen lassen.

Der Hochzeitsanzug
Die Überreste des Hauses nicht sehen soll die kleine Maja. “Wir wollen sie nicht an diesen Ort führen, solange die Brandruine noch da steht”, sagt Simon Hollenstein. Er selber findet in diesen schweren Stunden etwas Trost mit zwei überraschenden Funden. “Immerhin konnte ich die Box mit unseren persönlichen Dokumenten samt meiner Zeugnisse unversehrt aus der Ruine schleppen. Und dann auch noch meinen in einer Schachtel verstauten Hochzeitsanzug.” Es ist der Moment, in dem der 30-jährige sogar etwas lächeln kann. Noch viel mehr freuen würde es die Hollensteins freilich, sollten ihre zwei Katzen bald wieder auftauchen. Denn dass sie noch leben, ist sehr wahrscheinlich.