Vom „Auto-Schrauber“ zum Althaus-Sanierer

Nach 50 Jahren als Kfz-Mechaniker und Unternehmer lebt Edwin Wetzel seinen neuen Traum.
Hohenweiler, Hergatz Dass Menschen in ihrer Pension etwas ganz anderes machen als in ihrem jahrzehntelangen Berufsleben, ist nicht ungewöhnlich. Besonders „radikal“ vollzog Neo-Pensionist Edwin Wetzel aus Hohenweiler diesen Umstieg: Autos waren seine Leidenschaft, seit er mit 15 seine Lehre als Kfz-Mechaniker und Karosseriebautechniker begann. Autos spielen 50 Jahre später in seinem Leben keine Rolle mehr – er ist leidenschaftlicher Althaus-Sanierer geworden.

Zielstrebig zum eigenen Chef
Zurück zu den Anfängen: Nach Lehrabschluss (1977) und Meisterprüfung als Kraftfahrzeugmechaniker (1984) wagte er wenig später den Schritt in die Selbständigkeit. 1985 richtete er eine improvisierte Werkstätte ein, 1988 zog er in die ehemalige Sennerei in Hohenweiler, baute diese zunächst um, riss sie 2004 komplett ab und eröffnete im Mai 2005 den Neubau.

Als sein Partner, Autospengler Robert Jacobs, 2007 tödlich verunglückte, strukturierte Edwin Wetzel den Betrieb um. Als Spezialist für die Behebung von Hagelschäden fand er eine interessante Marktnische. „Ich war viel unterwegs, nicht nur in Vorarlberg, sondern in ganz Österreich, in der Schweiz, in Liechtenstein und in Deutschland – eine interessante Aufgabe.“

Und noch eine große Leidenschaft kam dazu: das Restaurieren von Oldtimern. In dieser Tätigkeit bekam er eine Art Ritterschlag: Als Filmstar Tobias Moretti zu Dreharbeiten für den Krimi „Alles Fleisch ist Gras“ in Vorarlberg weilte, hatte er Probleme mit seinem Oldtimer. Ein Mitglied der Film-Crew gab ihm den Tipp Edwin Wetzel, der das kostbare Stück im Handumdrehen wieder flott machte.

Lebensplanung komplett geändert
Werkstätte und Autohaus florierten, rund ein Dutzend Mitarbeiter werkten bald in seinem Betrieb, der jedoch ein Ablaufdatum bekam. „Unser Sohn René, in dem wir den ,logischen‘ Nachfolger sahen, orientierte sich anders und absolvierte eine Ausbildung als Tischler“.

„Deshalb änderte sich meine Lebensplanung und ich fuhr den Betrieb ab etwa 2017 nach und nach zurück, Mitarbeiter gingen in Pension oder hatten genügend Zeit, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Am Ende war es nur noch mein Ein-Mann-Betrieb, ehe ich im August 2023 mit 65 Jahren in Pension ging und meinen Betrieb verkaufte.

Minutiös geplanter Übergang
„Meine Vorstellung für die Pension war, den Betrieb zu verpachten oder zu verkaufen und stattdessen ein großes Haus zu erwerben, wo ich weiter Oldtimer hobbymäßig restaurieren wollte. Jahrelang suchte ich ein geeignetes Objekt – und 2017 wurde ich Hergatz fündig: Eine Erbengemeinschaft bot einen vor vielen Jahren aufgelassenen alten Bauernhof an. Mehr als 100 Interessenten hatten sich gemeldet, ich erhielt den Zuschlag, weil mein Konzept überzeugte. Mein Plan war, den rund 170 Jahre alten Hof in seinem Erscheinungsbild und im Grundriss zu erhalten, aber komplett zu modernisieren, neu zu strukturieren, alte Bausubstanz zu integrieren und vor allem zu unterkellern, weil ich dort neben einem Weinkeller auch Werkstätten für mein Oldtimer-Hobby einrichtete. Wenn wir mit dem Haus fertig sind, warten auch rund ein Hektar Grund darauf, genutzt zu werden.“

Noch einmal umdisponiert
Ursprünglich waren im Keller Autowerkstätten geplant, aber sie wurden umfunktioniert: „Statt Autoteile werden dort jetzt Metall, Stein und Holz für den Hausbau bearbeitet – und das macht unglaublich Spaß“, erklärt der „Umsteiger“ und fügt lachend hinzu, dass er mit Autos nichts mehr am Hut hat und nach Abschluss der Haussanierung auch alle seine Oldtimer und Restaurationsobjekte verkaufen werde. STP

