“Eine Hebamme für die Seele“

VN / 17.02.2025 • 11:25 Uhr
Interview mit Doula Jessica Hofer
Die VN haben mit Jessica Hofer gesprochen.

Doulas begleiten werdende Mütter emotional – ein Beruf, der in Österreich noch wenig bekannt ist.

Nüziders Doula – für viele ein noch unbekannter Begriff. Doch es gibt sie, beim Verein DiA (Doulas in Austria) sind ungefähr 250 Mitglieder vermerkt. Doch was ist eigentlich eine Doula? Es ist eine nichtmedizinische Helferin, die einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional und körperlich zur Seite steht. Jessica Hofer (42) aus Nüziders macht momentan eine Ausbildung zur Doula und hat den VN ein paar Fragen diesbezüglich beantwortet.

Interview mit Doula Jessica Hofer
Hofer ist momentan in Ausbildung zur Doula.

Wie würden Sie beschreiben, was eine Doula ist?

Ich habe kürzlich eine sehr schöne Beschreibung gelesen: Eine Doula ist eine Hebamme für die Seele. Das trifft es gut, denn eine Doula unterstützt vor allem die emotionale und mentale Stärke der Frau.

Wann haben Sie zum ersten Mal von diesem Begriff gehört?

Tatsächlich auf Instagram. Ich habe einen Bericht über das Zusammenleben von Doulas und Hebammen in Peru gesehen. Sie arbeiten und leben dort eng zusammen – ein schönes Zusammenspiel.

Was hat Sie dazu bewogen, diesen Weg einzuschlagen?

Meine eigene Erfahrung vor 18 Jahren bei der Geburt meiner Tochter. Ich bin Mutter von zwei Kindern sowie von vier Sternenkindern. Meine Tochter kam zu früh auf die Welt, und mir fehlten damals Unterstützung und Verständnis – ich fühlte mich allein.

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Wie sind Sie dann zur Ausbildung gekommen?

Das war nicht einfach. Ich suchte nach einem Onlinekurs, da mir der aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme besser passte. Es war jedoch schwierig, einen Kurs zu finden, der von einer Österreicherin geleitet wird, ein Zertifikat für Österreich ausstellt und einen auf die Liste der Doulas im Land setzt. Schließlich bin ich auf Nina Kecht aus Oberösterreich gestoßen – bei ihr absolviere ich nun die Ausbildung.

Wie läuft so eine Ausbildung ab?

Durch die Teilnahme an Live-Zoom-Calls, Aufgaben auf der Lernplattform, Hausübungen und den Austausch in der Gruppe. Am Ende erhält man das Zertifikat. Es erfordert viel Eigenverantwortung.

Interview mit Doula Jessica Hofer
Eine Doula bietet emotionale und mentale Unterstützung an.

Wie unterscheidet sich eine Doula von einer Hebamme?

Eine Hebamme ist für die medizinische Betreuung zuständig, sie verfügt über das nötige Fachwissen. Eine Doula hingegen konzentriert sich auf die emotionale und psychische Unterstützung sowie auf die Aufklärung der Frau.

Wie wichtig ist die Begleitung durch eine Doula?

Sehr wichtig. In meinen Augen ist sie sogar essenziell. Eine Doula begleitet die Frau bereits ab dem Kinderwunsch. Sie hilft, mentale Blockaden zu erkennen, und stärkt die werdende Mutter. Vieles, was in der Schwangerschaft geschieht, erscheint uns heutzutage unnormal – dabei ist es oft ganz natürlich. Auch Ängste gehören dazu, und hier ist Aufklärung essenziell. Besonders an bestimmten Punkten, wo alte Glaubenssätze noch tief verankert sind.

Warum ist das Konzept der Doula in Österreich noch nicht weit verbreitet?

Ich denke, es fehlt an Aufklärung – auch beim medizinischen Personal. Jede Berufsgruppe versucht, ihr eigenes Tätigkeitsfeld zu schützen. Es wird nicht viel darüber gesprochen, auch nicht in Arztpraxen. Manche Hebammen geben die Information weiter, aber oft fühlt sich das medizinische Personal von unserer Arbeit angegriffen. Dabei machen wir ihren Job gar nicht – und dürfen es auch nicht, weder rechtlich noch ethisch.

Interview mit Doula Jessica Hofer
Bewegt hat sie dazu ihre eigene Erfahrung.