Heute vor Gericht: 13-facher Glücksspiel-Millionär wurde Opfer von Verbrechern

VN / 21.02.2025 • 08:57 Uhr
Heute vor Gericht: 13-facher Glücksspiel-Millionär wurde Opfer von Verbrechern
Am Landesgericht Feldkirch beginnt am Vormittag ein außergewöhnlicher Prozess. Canva, EC

Die Anklage geht von zwei Erpressern aus, heute steht das Duo im Verhandlungssaal.

Feldkirch Dreizehn, für die einen eine Glückszahl, für andere verheißt sie Unglück. Ein Mann, einst alles andere als reich, gewann ausgerechnet zu Weihnachten durch Online-Glücksspiele 13 Millionen Euro. Anfang Jänner 2024 wurde das Geld per Onlineüberweisung in mehreren Buchungen auch ausbezahlt. Der Gewinn sprach sich rasch herum. Den weiteren Ablauf schildert zumindest die Anklagebehörde folgendermaßen: Ein 54-jähriger, türkischstämmiger Dornbirner bot sich an, den Gewinner vor allfälligen Anfeindungen zu schützen. Nicht ganz umsonst, sondern gegen ein Entgelt von 500.000 Euro. Der Gewinner reagierte jedoch nicht auf die gestellten Kontaktanfragen oder Schutzangebote und lebte sein Leben unbeschwert weiter.

Gericht
Der Erstangeklagte vor Richterin Lisa-Sophia Huter. Sein mitangeklagter Komplize ist nicht zum Prozess erschienen und wird per Haftbefehl gesucht. Eckert

Überfallen

Als der Mann Mitte März vergangenen Jahres gegen 3.30 Uhr nach einem Cafébesuch nach Hause fuhr, wurde er beim Aussteigen aus seinem Pkw in der Tiefgarage von einem Mann mit Sturmmaske von hinten überfallen. Der 45-jährige türkische Täter setzte einen Elektroschocker ein und schockte mehrfach damit. Dem Opfer, so die Staatsanwaltschaft, gelang es, die Sturmmaske ein wenig wegzuziehen und so die Gesichtszüge des Zweitangeklagten ansatzweise zu erkennen. Immer wieder seien Elektroschocks erfolgt, schildert das Opfer. „Eine Person braucht nicht so viel Geld, nimm 700.000 Euro in deinem Auto mit, wir finden dich und du gibst uns dieses Geld“, schilderte das Opfer laut Anklage sinngemäß die Forderung der Erpresser.

Opfer verletzt

Der Millionengewinner wurde bei dem Vorfall leicht verletzt, zum einen durch den Elektroschocker, zum anderen erlitt er im Gesicht mehrere Abschürfungen. Für den Fall, dass er die Polizei verständige, würden sie ihn töten, sollen die Täter gedroht haben. Nachdem er sich der Verletzte völlig verstört in seine Wohnung retten konnte, verständigte dessen Frau die Polizei. Das Opfer und weitere Zeugen wollen die zwei Täter vor der Tat im Café, wo sich das spätere Opfer zuvor aufhielt, erkannt haben. Zudem wurden deren Handys ausgewertet. Bis zum Verhandlungsbeginn waren die Männer nicht geständig. Der Prozess ist für mehrere Stunden angesetzt.

Gericht
Die Verteidiger Clemens Achammer, German Bertsch und Opferanwalt Daniel Wolff (v.l.). Eckert

Haftbefehl

Der Zweitangeklagte kommt nicht zum Prozess. Er wurde zur Verhaftung ausgeschrieben, niemand weiß, wo er steckt. Verteidiger Clemens Achammer schildert, was die Vorwürfe gegen den Erstangeklagten betrifft, eine völlig andere Version der Geschichte. Die Anklage beruhe auf Indizien, sein Mandant sei kein Erpresser und das Opfer habe leichtsinnigerweise jedem von dem Millionengewinn erzählt. Opferanwalt Daniel Wolff argumentiert, warum die Schilderung des Opfers glaubwürdiger ist als jene des Angeklagten. Der anwesende Angeklagte will dem Gericht keine Fragen beantworten. „Ich will gar nichts sagen“, so seine knappe Aussage.

Prozess vertagt

Schlussendlich musste nach drei Stunden Verhandlung der Prozess wegen schwerer Erpressung, Raub und Körperverletzung doch noch vertagt werden. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung bestehen auf der Einvernahme des derzeit noch flüchtigen Zweitangeklagten. Er soll der Komplize des Erstangeklagten gewesen sein und den Elektroschocker betätigt haben. Er wird mittels europäischen Haftbefehls gesucht. Wenn er gefasst wird, geht der Prozess weiter.