Wer Stille sucht, wird hier fündig: Wie es sich in Buchboden lebt

VN / 25.02.2025 • 11:28 Uhr
Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Franz Ferdinand Türtscher ist im Hotel Kreuz aufgewachsen und lebt dort noch immer. Bilder: VN/JUN

Buchboden, ein abgelegenes Bergdorf im Großen Walsertal, ist Heimat von Franz Ferdinand Türtscher, der dort als ehemaliger Bürgermeister, Rufbusfahrer und Mesmer das Dorfleben prägt.

Sonntag Es ist still in Buchboden. Kein Verkehr, keine Menschen auf den Straßen. Mitten im Großen Walsertal liegt dieses Bergdorf, das zu Sonntag gehört, versteckt in einem Seitental. Hier kommt man nicht „einfach so“ vorbei: Wer nicht explizit dorthin will, kommt auch nicht dorthin, denn die Landesstraße endet hier. Buchboden ist kein Durchzugsort, sondern Endstation: Man steigt aus und ist in den Bergen. Im Sommer ist Buchboden ein Wandereldorado. In der Umgebung gibt es mehrere Alpen und drei Alpenvereinshütten.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Willkommen in Buchboden, das von Bergen umgeben ist.

Franz Ferdinand Türtscher ist in Buchboden geboren und aufgewachsen – und wird hier auch alt. Das Hotel Kreuz – mittlerweile von seinem Bruder geführt – ist sein Elternhaus. Noch heute wohnt er dort in einer eigenen Wohnung. Franz Ferdinand Türtscher hat Buchboden – bis auf zehn Jahre – nie verlassen. In dieser Zeit besuchte er unter anderem die Handelsschule und war beruflich unterwegs, um Erfahrungen zu sammeln. Doch schnell zog es ihn wieder zurück in seinen Heimatort. „Die Verbundenheit zu Buchboden bleibt“, sagt Franz Ferdinand Türtscher. Weit pendeln musste er nie, denn als gelernter Bankkaufmann fand er eine Stelle in der Bankfiliale in Sonntag. Anschließend bekleidete er von 1990 bis 2016 – also 26 Jahre lang – das Bürgermeisteramt der Gemeinde Sonntag. Pendelzeit: fünf Minuten.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Franz Ferdinand Türtscher ist immer noch als Rufbusfahrer tätig.

Kirche als Treffpunkt

Derzeit leben in Buchboden rund 60 Personen. Man kennt sich untereinander. Die Buchbodener haben zwar einen Dorfverein, doch das Vereinsleben spielt sich in Sonntag ab. „Nach der Kirche gibt es aber einen Stammtisch“, erzählt der 68-Jährige. Buchboden kann sich glücklich schätzen, neben dem Hotel Kreuz auch noch das Café bzw. die Pension „Zum Jäger“ zu haben, wobei beide Gastronomiebetriebe vor allem dem Tourismus dienen.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Jeden Sonntagvormittag ist Messe, bei der sich die Einheimischen treffen.

Am Sonntag um 10.30 Uhr findet in Buchboden die Heilige Messe statt. „Da kommen auch viele von auswärts“, sagt Türtscher. „Der Pfarrer und der Mesmer würden sich jedoch freuen, wenn noch mehr Einheimische zu den Messen kämen.“ Als Mesmer unterstützt Franz Ferdinand Türtscher den Pfarrer und ist für das Gotteshaus verantwortlich.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Franz Ferdinand Türtscher ist auch Mesmer in der Kirche.

Rufbusfahrer

Doch das ist nicht seine einzige Aufgabe in Buchboden. Als Rufbusfahrer muss er täglich auf Abruf bereitstehen. Denn nach Buchboden fährt kein regulärer Linienbus. Wer nach Buchboden oder von dort nach Sonntag will, muss sich eine Stunde vorher anmelden. Dann setzt sich Franz Ferdinand Türtscher hinter das Steuer des gelben VW-Busses und fährt bis zu den Seilbahnen Sonntag-Stein. Dort haben die Fahrgäste Anschluss an die Buslinie 570. Im Schnitt fährt Türtscher achtmal am Tag, auch für die Schüler, die morgens zur Schule müssen. Im Sommer bietet er zudem Alpbusfahrten an. Wenn er einmal nicht selbst fahren kann, hilft sein Bruder aus. Seine gesamte Familie wohnt noch in Buchboden.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Den Dorfplatz hat Franz Ferdinand Türtscher in seiner Bürgermeisterzeit neu gestaltet.
Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Der Stadel, der für Veranstaltungen genutzt wird, muss dringend saniert werden. Auch dafür setzt sich der 68-Jährige ein.

Als er noch Bürgermeister von Sonntag war, war es ihm ein Anliegen, den Dorfplatz in Buchboden neu zu gestalten. Durch den Bau eines Kleinwasserkraftwerks mussten auch die Leitungen neu verlegt werden – und so hat man den Dorfplatz direkt neu gepflastert. Das Parken dort kostet zwar nichts, jedoch kann man eine Spende in das „Kässele“ einwerfen, was laut Türtscher gut funktioniert: „Wir sind zufrieden mit den Einnahmen.“

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Franz Ferdinand Türtscher schätzt vor allem die Ruhe in Buchboden.

Franz Ferdinand Türtscher muss nicht fort, um Urlaub zu machen. Mit dem Rufbus ist er ohnehin fest eingebunden. Aus dem Tal hinaus fährt er selten – zum Beispiel dann, „wenn ich mal einen Zahnarzttermin habe“, sagt er. Ansonsten hat er in Sonntag und Buchboden alles, was er braucht.

Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
Die alte Volksschule wird gerade in zwei Wohnungen umgebaut.
Buchboden, Franz Ferdinand Türtscher
In Buchboden gibt es sogar Gastronomiebetriebe, wie das Café “Zum Jäger”.