Café-Inhaber in vierter Generation: “Old school ist nicht immer schlecht”

Samuel Schmid führt in vierter Generation das Café Ulmer in Dornbirn-Haselstauden.
Dornbirn „Ich habe mich im Café immer wohlgefühlt, und daran hat sich bis heute nichts geändert“, resümiert Samuel Schmid, der seit knapp drei Jahren als neuer Junior-Chef das Traditionscafé Ulmer in Haselstauden führt. Immer an seiner Seite auch seine Mutter Birgit Ulmer-Schmid, die ihrem Sohn mit Rat und Tat gerne zur Seite steht. „Wir sind ein super Team und arbeiten sehr gerne miteinander. Das passt einfach“, erklärt der 25-Jährige.

Ein Haus mit Geschichte und Zukunft
Die Wurzeln der Bäckerei Ulmer reichen weit zurück. Seit 1857 ist sie im Besitz der Familie, 1963 erweiterten Julius Ulmer und sein Sohn Bruno den Betrieb um das Café. Seither hat sich im Inneren des Kaffeehauses wenig verändert. Die Stuckdecke, der gemütliche Teppichboden und die klassischen Möbel verleihen dem Lokal seinen einzigartigen Charme. „Ich möchte bewusst nicht allzu viel ändern, denn genau das macht die besondere Atmosphäre unseres Cafés aus“, erklärt der junge Gastronom, der das Tourismuskolleg in Innsbruck absolviert hat.
Jeden Mittwoch, Freitag und Samstag wird in der Bäckerei nebenan frisch gebacken. Viele Backwaren noch nach Rezepten wie vor 50 Jahren. “Old school ist nicht immer schlecht, ganz im Gegenteil”, schmunzelt er. Und das kommt scheinbar auch an – vor allem bei der jüngeren Generation, die genauso gerne ins Ulmer kommt. Natürlich auch wegen des neuen und sympathischen Chefs.

In den Fußstapfen des Opas
Besonders glücklich ist Samuel Schmid, dass sein Großvater Bruno Ulmer noch miterleben durfte, wie er die Leitung des Familienbetriebes übernimmt. „Er war damals schon sehr krank, aber er hat gesehen, dass sein Lebenswerk in die nächste Generation geführt wird”, erinnert er sich bewegt. Auch Oma Herlinde ist noch täglich im Café anzutreffen. Ein fester Platz ist ihr reserviert, und sie darf verfolgen, wie Enkel Samuel das Familienerbe gekonnt weiterführt.
Wo die Zeit stillzustehen scheint
Betritt man das Café Ulmer, fühlt man sich fast in eine andere Zeit versetzt. Hier wird Kaffeehauskultur gelebt. Senioren spielen Karten, diskutieren über Lokal- und Weltpolitik, und auch über die Tische hinweg wird gerne geplaudert – es gibt keine Berührungsängste unter den Gästen. „Bei uns wird noch geredet und sich ausgetauscht. Man sieht fast niemanden mit einem Handy in der Hand”, sagt Schmid fast ein bisschen stolz.
Ein Stammgast ist auch Herbert Schwendinger. An diesem Vormittag genießt er eine Tasse Kaffee und sagt: „Ich komme ins Ulmer, seit es das Café gibt. Man trifft hier immer jemanden und fühlt sich einfach wohl.” Viele Gäste sind dem Café seit Jahrzehnten treu verbunden, manche sogar seit der Eröffnung im Jahr 1963 – und Samuel kennt sie schon seit seiner Kindheit. „Wir haben einfach sehr nette Gäste und viele sind eher schon Freunde des Hauses und somit auch von meiner Familie“, so Schmid.
Neue Ideen für ein altes Haus
Trotz aller Tradition hat Samuel Schmid auch neue Pläne für das Café. Neben den vielen Veranstaltungen wie die monatlichen Musikantentreffs, Konzerte, Lesungen, verschiedene Feste und Partys, die bereits über das ganze Jahr über stattfinden, steckt der Junior-Chef voller neuer Einfälle. „Ich könnte mir vorstellen, demnächst auch ein Pub-Quiz einzuführen. An Ideen mangelt es nicht, aber es fehlt manchmal noch ein bisschen Zeit”, erzählt er lachend, während er sich um die nächste Kundschaft kümmert, die eine der berühmten Café Ulmer-Cremeschnitten bestellt – ein Klassiker, den viele Gäste als den besten in Dornbirn bezeichnen. cth