Im Bann der Türme und Gewölbe

VN / 28.03.2025 • 16:24 Uhr
Reinhard Büchele im Clubheim des Fotoclubs Creativ Höchst (FCCH).
Reinhard Büchele im Clubheim des Fotoclubs Creativ Höchst (FCCH).Andrea Fritz-Pinggera

Reinhard Büchele dokumentiert alle Pfarrkirchen Vorarlbergs in einem Buch

Höchst Fünf Jahre, 120 Kirchen, unzählige Fahrten: Reinhard Büchele hat ein ambitioniertes Projekt begonnen. Der einstige Schriftsetzer und Postamtsleiter in Bregenz hat jede Pfarrkirche Vorarlbergs fotografiert und beschrieben. Um dem Pensionsschock vorzubeugen, kam seine Frau auf die Idee, alle Vorarlberger Kirchen zu fotografieren.

Im Bann der Türme und Gewölbe: Reinhard Büchele mit seinem Werk vor der Pfarrkirche Höchst.
Im Bann der Türme und Gewölbe: Reinhard Büchele mit seinem Werk vor der Pfarrkirche Höchst.

„Es war ein Zeitvertreib“, sagt Büchele. Mit sakralen Bauten verbindet den seit 25 Jahren in Höchst lebenden Harder keine persönliche Religiosität, sondern die Faszination für Architektur, Geschichte und das richtige Licht. Dass er für seine Reisen ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel nutzte, machte das Vorhaben umso anspruchsvoller. Als Obmann des Fotoclubs Creativ Höchst (FCCH) und Sektionsleiter beim ESV Eisenbahnersportverein Bregenz-Wolfurt ist der leidenschaftliche Fotograf Herausforderungen gewohnt – doch manche Strecken, etwa nach Partenen, erforderten einen ganzen Tag. „Man kommt überall hin, es dauert nur länger“, sagt er.

Im Bann der Türme und Gewölbe: Reinhard Büchele im Clubheim des Fotoclubs Creativ Höchst (FCCH).
Im Bann der Türme und Gewölbe: Reinhard Büchele im Clubheim des Fotoclubs Creativ Höchst (FCCH).

Ein Buch aus Leidenschaft

„Zu Mittag ist das Licht nicht optimal“, bemerkt Büchele. Also zog er nachmittags los, mit seiner Canon, ohne Zeitdruck, aber mit klarem Ziel. „Ich bin einfach drauf losgefahren.“ Seine Aufnahmen zeigen Vorarlbergs Pfarrkirchen in jeder Jahreszeit: mal mit Schnee auf den Dächern, mal in spätsommerlichem Licht. Nicht immer war der Zugang einfach. „Manche Türen waren versperrt, dann wieder stand ein Gerüst im Weg oder eine Hochzeit oder Beerdigung fand statt.“ Gelegentlich musste er einen Pfarrer um den Schlüssel bitten. „Die einen legten ihn unter die Matte, die anderen bestellten mich am Abend. Einmal rief sogar jemand die Polizei – man hielt mich beim Verlassen der Kirche für einen Kunstdieb.“

Eine persönliche Chronik des Landes

Um architektonische Besonderheiten festzuhalten, recherchierte Büchele vorab auf Wikipedia und im Dehio Vorarlberg. „In Rankweil gibt es einen Stein mit einer Mulde, der eine lange Geschichte hat.“ Ob die gotische Pfarrkirche St. Nikolaus mit ihren Fresken oder St. Laurentius in Bludenz mit imposantem Hochaltar – das Projekt war ein persönliches Vorhaben, ursprünglich nur für ihn selbst gedacht. Doch 200 Seiten, das Limit eines klassischen Fotobuchs, reichten nicht aus. So ließ er das 400-seitige Werk in einer deutschen Druckerei produzieren – ohne Verlag, ohne Sponsoren, zum Selbstkostenpreis von 150 Euro pro Exemplar. Bestellungen nimmt er selbst entgegen, vor allem im Bekanntenkreis. „Die Diözese zeigte leider wenig Interesse“, sagt er bedauernd.

Ein bleibendes Werk

Sein Werk ist zeitlos. „Es kommen keine neuen Pfarrkirchen hinzu, und sie werden auch nicht abgerissen“. Und was kommt als Nächstes? „Noch nichts Konkretes“, gibt er zu. Doch als erfahrener Fotograf und Höchster Fotoarchivar wird ihn sicher bald eine neue Idee packen. Bis dahin hört er Klassik, liest quer durch die Belletristik – und genießt es, ohne Druck durch Vorarlberg zu reisen. Wer sich für das Werk interessiert, kontaktiert den Autor persönlich: reinhard.buechele@aon.at