Warum “Trenti” ein ganz besonderer Menschenhirte ist

50 Jahre schrieb Pfarrer Roland Trentinaglia für die VN. Jetzt geht er als Priester in Pension.
Hörbranz Das ganze Dorf und alle, die ihn kennen, nennen ihn “Trenti”. Ein Mann Gottes mit irdischer Omnipräsenz. Beliebt, geschätzt, respektiert, umtriebig. Roland Trentinaglia, Pfarrer von Hörbranz und Hohenweiler, erlaubt sich nun aber, 78-jährig bald in Pension zu gehen. “Ich weiß nicht, wie das wird. Aber ich lasse im Gottvertrauen alles auf mich zukommen”, beschreibt der Volkspfarrer seine Gefühle angesichts des bevorstehenden Ruhestandes.

“Hoffe, du kannst jassen”
Wenn “Trenti” über sein Leben und Wirken erzählt, sprudeln die Geschichten wie Quellwasser aus einem Fels, der er nicht nur für seine Schäfchen war und ist. “Ich wurde vor 50 Jahren in Bludenz zum Priester geweiht. Dort blieb ich auch als Kaplan drei Jahre lang mit Eberhard Amann als meinem Chef. Wir verstanden uns wunderbar.” Die Erinnerung an seine nächste Station als Kaplan bringt “Trenti” zum Schmunzeln. “In Hohenems St. Konrad sagte mir Pfarrer Martin Fessler gleich drei Dinge: ‘Bleib ja katholisch. Ich hoffe, du kannst jassen. Und: Man muss immer über uns reden. Weil wenn man das nicht mehr tut, ist das sehr schlecht'”.

Er ließ sich nie verbiegen
In die Pfarre St. Gallus in Bregenz schickte ihn Bischof Wechner als nächstes. “Eine völlig andere Welt, wo mich alteingesessene Kirchengänger nach meiner ersten Predigt gleich maßregeln wollten. Ich hätte zu markante Worte gesprochen, hielten sie mir vor. Ich entgegnete ihnen: Daran werdet ihr euch gewöhnen müssen.” Das taten sie dann auch. Denn “Trenti” ließ sich nie verbiegen und fürchtete auch die kirchlichen Autoritäten nicht.

Bereits als Pfarrer in Hörbranz band er Frauen in den Wortgottesdienst ein. “Ich erhielt dafür einen gewaltigen Rüffel. Jahre später suchte man verzweifelt Frauen für den Gottesdienst.”
Balltiger und mehr
Roland Trentinaglia war in Hörbranz 40 Jahre lang ein fester Bestandteil des Gesellschaftslebens. Es gab keinen Ball den er ausließ, kaum eine öffentliche Festivität ohne ihn. “Irgendwann musste ich dann kürzer treten. Es wäre mir dann doch zu viel geworden”, erzählt der Pfarrer, bei dem vor acht Jahren eine Histamin- und Lactose-Unverträglichkeit diagnostiziert wurde. “Das hieß für mich: keinen Wein mehr, keinen Käse mehr und vieles andere nicht mehr.”

Humor und Lebensfreude ließ sich “Trenti” deswegen nicht nehmen. Unter die Leute geht er immer noch gerne. Seine Dienste sind auch außerhalb von Hörbranz gefragt. “Da gibt es zum Beispiel ehemalige HTL-Schüler, die mich für Beerdigungen oder Hochzeiten als Priester wollen. Das freut mich ja einerseits. Andererseits macht es mich auch etwas traurig, dass sie offensichtlich keinen Bezug zu ihrer Ortskirche haben.”

Ob “Trenti” nach seiner Pensionierung den physischen Bezug zu Hörbranz verliert, wird sich erst zeigen. “Es ist möglich, dass ich ins Oberland ziehe.”
Noch bis September bleibt der gebürtige Bludenzer Pfarrer in Hörbranz. Im Herzen seiner Schäfchen bleibt er für immer.
Roland Trentinaglia
Geboren: 30. April 1948
Beruf: Pfarrer
Wohnhaft: Hörbranz
Hobbys: Krimis, Fußball, Musik
Lieblingsspeise: Wiener Schnitzel mit Pommes Frites