Aktueller Prozess: Bettler griff Hausbewohner mit Messer an

42-Jähriger tischte in Dornbirn einen Teller Linsen auf, als er plötzlich attackiert wurde.
Feldkirch Mitte Oktober vergangenen Jahres bettelte ein 26-jähriger Ukrainer einen Hausbewohner in Dornbirn Fischbach gegen 13 Uhr um Kleidung. Der 42-Jährige hatte Mitleid, denn der Mann machte einen hilfsbedürftigen Eindruck und er bat ihn deshalb ins Haus. In der Küche tischte er ihm einen Teller Linsen auf, als der Ukrainer plötzlich ein Küchenmesser ergriff und auf den Hilfsbereiten einstechen wollte. Bei dem Gerangel erlitt das Opfer durch die zwanzig Zentimeter lange Klinge vier Schnittverletzungen an der rechten Hand, außerdem wurde die Beugesehne des rechten Zeigefingers durchtrennt. Schlussendlich konnte der Verletzte fliehen, der Angreifer warf ihm noch das Messer nach. Später wurde der Täter verhaftet.
Antrag auf Einweisung
Am Dienstagvormittag startete am Landesgericht Feldkirch der Prozess gegen den Urkrainer. Nach einem Gutachten von Gerichtspsychiater Reinhard Haller war der 26-Jährige zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig. Deshalb kann ihm die Attacke, die ansonsten als Mordversuch angeklagt wäre, nicht angelastet werden. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb einen Antrag auf Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt.

Entschieden wird der Fall dennoch vom Schwurgericht. Offenbar lag eine paranoide Psychose vor. Der Betroffene, so heißt der „Täter“ im Unterbringungsverfahren, hatte Verfolgungs- und Wahnideen. Auch Vergiftungsgedanken waren präsent. Der psychisch Kranke hatte das Gefühl, der Hausbesitzer wolle ihn töten, weshalb er keine andere Möglichkeit sah, als diesen zuerst zu töten. Ohne Unterbringung in einer speziellen Psychiatrie würde es höchstwahrscheinlich zu weiteren schweren Straftaten kommen. Der Prozess ist bis 14 Uhr anberaumt.
Schockiert
Verteidigerin Anna Hämmerle schildert in einem ausführlichen Plädoyer, wie verzweifelt der verwahrloste Mann damals war. Er war gefangen in seiner eigenen Welt. Er hatte drei Tage nichts gegessen, nichts getrunken, war barfuß unterwegs. Es brauchte eine ganze Weile, bis der psychisch Schwerkranke aus seiner Verwirrung kam, obwohl er nach seiner Festnahme im LKH Rankweil behandelt wurde. Heute bemüht er sich, Antworten zu geben. Wie weit er zu dem Vorfall damals Angaben machen kann, wird man sehen. Er selbst sagt, dass er sich nur noch an wenig erinnern kann. „Mein Mandant ist jedenfalls tief schockiert, dass er einen guten Menschen, der ihm nur helfen wollte, angriff“, so Verteidigerin Anna Hämmerle.