“Ich wollte einfach das größte und lauteste Instrument spielen“

Sechs junge Organisten gestalten am 3. Mai die Vorabendmesse in der Hatler Kirche.
Dornbirn Wenn Paul Hämmerle am Samstag, 3. Mai, um 18 Uhr in die Tasten greift, wird die ganze Hatler Kirche still sein. Dann sind alle Augen auf den neunjährigen Burschen gerichtet, der Jüngste unter sechs Kindern, die an diesem Abend die Vorabendmesse in der Hatler Kirche musikalisch an der Kirchenorgel gestalten. Und zwar nicht als Gruppe, sondern jede und jeder für sich. Sechs Soloauftritte stehen auf dem Programm, manche Kinder spielen sogar zwei Stücke.

Entscheidung schnell gefallen
Paul ist der Jüngste im Orgelkurs von Julia Rüf-Winder an der Musikschule Dornbirn. Erst seit letztem Herbst lernt er die „Königin der Instrumente“, wie die Orgel oft genannt wird. „Eigentlich wollte ich zuerst Kontrabass lernen, aber dann habe ich die Orgel entdeckt. Ich wollte einfach das größte und lauteste Instrument spielen“, erzählt der aufgeweckte Junge lachend. Und Musik liegt ihm im Blut – schon sein Ururopa war Organist.
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Die Begeisterung für das Instrument teilt Paul mit fünf weiteren Kindern, die von Julia Rüf-Winder unterrichtet werden. Insgesamt lernen derzeit zehn Schülerinnen und Schülern bei der Dornbirnerin, sechs davon sind Kinder. Und sie alle dürfen am 3. Mai zeigen, was sie können – zum Teil zum ersten Mal vor Publikum. Gespielt werden klassische Kirchenlieder ebenso wie Jazzstücke – „die Palette auf der Orgel ist groß“, sagt Rüf-Winder.

Durch Zufall an die Orgel
Die 1983 in Dornbirn geborene Organistin und Pädagogin ist selbst über einen glücklichen Zufall zur Orgel gekommen. Ihr damaliger Klavierlehrer unterrichtete auch Orgel und hat sie eines Tages mitgenommen. „Ich war sofort fasziniert vom Klang, der Vielfalt und der Kraft dieses Instruments“, erinnert sie sich. Heute unterrichtet sie Orgel gemeinsam mit zwei Kollegen an der Musikschule Dornbirn. Besonders große Freude bereitet ihr, auch bei Kindern die Begeisterung für die Musik zu wecken.
Der Unterricht findet als Einzelunterricht statt. Einmal pro Woche, in verschiedenen Dornbirner Kirchen. „Jede Orgel klingt anders. Vor einem Auftritt proben wir dann direkt eine Woche davor in der jeweiligen Kirche, in der der Auftritt stattfindet”, berichtet sie. Dabei lobt sie auch die gute Zusammenarbeit mit den Dornbirner Pfarren.

Ein großes Ziel der Lehrerin ist es, dass die Kinder später einmal selbständig eine Messe gestalten können. Einige sind schon auf gutem Weg dorthin, etwa Gergö Molnár. Der Elfjährige spielt bereits seit fünf Jahren und hat bereits mehrere Soloauftritte hinter sich.
Beim Spielen helfen manchmal auch Tricks: „Ein spezieller Pedalaufsatz macht es möglich, dass Kinder auch schon die Fußpedaltasten bedienen können“, erklärt Rüf-Winder. Und auch sonst ist die Orgel in vielem dem Klavier ähnlich – nur eben um einiges größer. „Kältefest sollte man sein“, lacht sie, denn Proben in den Kirchen finden auch im Winter statt. „Und man sollte Freude an der Kirche mitbringen.“
Schnupperer willkommen
Neugierige sind jederzeit zum „Orgelschnuppern“ eingeladen und können sich bei der Dornbirner Musikschule (05572/306 48 50 oder musikschule@dornbirn.at) melden. Paul Hämmerle bereut seine Entscheidung für den Orgelunterricht auf jeden Fall nicht. Besonders stolz war er, als er zum ersten Mal die Pedale mitspielen durfte: „Da hat er über das ganze Gesicht gestrahlt“, erzählt sein Papa Hannes. Beim Auftritt am 3. Mai wird Paul zwei Stücke spielen – „Mini-Rock“ und den „Kleinen Marsch“. Und vielleicht damit auch andere für die Königin der Instrumente begeistern. cth