Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum

VN / 29.04.2025 • 10:52 Uhr
Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: „Nibelungen“ – ein Ski, der Rätsel aufgibt, denn „alle Nachforschungen nach dessen Herkunft blieben erfolglos“, bedauert Jürgen Strolz.
Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum:„Nibelungen“ – ein Ski, der Rätsel aufgibt, denn „alle Nachforschungen nach dessen Herkunft blieben erfolglos“, bedauert Jürgen Strolz.

Zurück in die 80er-Jahre war nicht genug, manche gingen mehr als 80 Jahre zurück.

Schröcken Am Hochtannberg jubeln die Touristiker über eine der besten Winter-Saisonen aller Zeiten – „vielleicht ist es sogar die allerbeste“, mutmaßt der Geschäftsführer der Tourismusholding Warth, Günter Oberhauser. Er kann zwar „nur“ auf eine 30-jährige Erfahrung als Warther „Liftler“ zurückblicken, kennt aber auch die Einschätzung seiner Schröckener Kollegen Klaus Wiethüchter und Siegi Hollaus: „Aus Sicht der Liftgesellschaften hätte der Winter kaum besser laufen können.“ 

Ein fast unglaubliches Fotodokument aus den Anfangsjahren des Saloberlifts: Gleich die erste Saloberlift-Saison 1964/65 war überaus schneereich, 1969/70 war fast noch ärger und für Erinnerungsfotos stellten sich Skifahrer in diesen Wintern manchmal übermütig auf das Schleppseil, bevor sie beim Ausschaufeln der Spur mithalfen. 1965 wurden zu Ostern 2,78 m Schnee gemessen, 1970 waren es sogar zu Pfingsten (28. Mai) noch unglaubliche 2,15 m.
Gleich die erste Saloberlift-Saison 1964/65 war überaus schneereich, 1969/70 war fast noch ärger und für Erinnerungsfotos stellten sich Skifahrer in diesen Wintern manchmal übermütig auf das Schleppseil, bevor sie beim Ausschaufeln der Spur mithalfen. peter strauss

Ein guter Grund zum Feiern

Grund genug, sich zum Saisonabschluss bei den vielen Wintersportlern die heuer an den Hochtannberg kamen, mit einem zünftigen Fest zu bedanken, zumal am Salober auch noch ein Jubiläum gefeiert werden durfte: 60 Jahre Saloberlifte, denn in der Saison 1964/65 ging der legendäre Schlepplift in Betrieb. Dreizehn Jahre später kam es im Winter 1977/78 zum Zusammenschluss mit Warth, die Tarif- und Werbegemeinschaft wurde gegründet. Volle vier Jahrzehnte sollte es dauern, bis der Plan einer Verbindung der Skigebiete Warth-Schröcken und Lech-Zürs verwirklicht werden konnte. Drei Jahre später der nächste Schritt – die Vor-arlberger Skigebiete wurden mit jenen „hinter dem Arlberg“, St. Anton, verbunden und jetzt waren Warth und Schröcken Teil des größten zusammenhängenden Skigebiets in Österreich mit 88 Bahnen und Liften sowie mehr als 300 Abfahrtskilometern.

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: Raritäten aus dem Telemark-Fundus: Jonas Ammann aus St. Gallen mit einem Rucksack, der in der Schweizer Armee um 1940 ausgemustert wurde und Jürgen Strolz mit einem Rucksack, mit dem sein Großvater auf Skitour ging. Wenn die Telemarker heute unterwegs sind, dürfen solche Utensilien nicht fehlen.
Raritäten aus dem Telemark-Fundus: Jonas Ammann aus St. Gallen mit einem Rucksack, der in der Schweizer Armee um 1940 ausgemustert wurde und Jürgen Strolz mit einem Rucksack, mit dem sein Großvater auf Skitour ging. Wenn die Telemarker heute unterwegs sind, dürfen solche Utensilien nicht fehlen.

Doppelte Nostalgie

Die Verantwortlichen am Hochtannberg sind keine Freunde großer Feste und investieren das Geld dafür lieber in Pistenqualität und Seilbahnkomfort – das Jubiläum wollte trotzdem gefeiert werden und dabei durften die Gäste die Hauptdarsteller sein: Nostalgie war angesagt – und diese gleich doppelt interpretiert. „Erstaunlich, was die Jugend auf Dachböden, in Kellern und Garagen oder Kleiderschränken so alles entdeckt hat . . .“ wunderten sich die alten Hasen über das Outfit vieler Jugendlichen, die wie anno dazumal auf die Piste gingen: Bunter, glitzernder „Ganzkörper-Anzug“, ebenso grelles Stirnband statt Helm und an den Füßen Skimaterial, das nicht einfach zu bändigen war – kein Wunder bei Längen jenseits der zwei Meter und ohne die Carving-Eigenschaften heutiger Latten.

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: Jürgen Strolz versammelt „den harten Kern der Telemarker“ vor der S 1 Ski Lounge zum Erinnerungsfoto. STP
Jürgen Strolz versammelt „den harten Kern der Telemarker“ vor der S 1 Ski Lounge zum Erinnerungsfoto. STP

Solche Ski hatten sich die Skisenioren angeschnallt und tauschten beim Après Ski, zu dem beim S1 an der Salober-Talstation die Band Katzasprung Oldies spielte, Erinnerungen aus und erzählten der staunenden Jugend, wie man sich in den Anfängen des Skilaufs am wohl schneesichersten Skihang des Landes mit den „elend langen“ Ski über die Buckelpisten balancierte, denn Pistengeräte gab es in den 1960-er Jahren noch keine, der erste Ratrac und später die Hämmerle aus Lustenau wurden erst Jahre nach der Lifteröffnung angeschafft.

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: Skinostalgie aus einer Zeit, als es hier noch keine Lifte gab. „Wollen wir noch einmal hinauf, oder gehen wir zum Après Ski?“ fragt sich diese Trio im Luis-Trenker-Look.
Skinostalgie aus einer Zeit, als es hier noch keine Lifte gab. „Wollen wir noch einmal hinauf, oder gehen wir zum Après Ski?“ fragt sich diese Trio im Luis-Trenker-Look.

Dafür gab es Schnee in Massen – so viel, dass in manchen Jahren die Skifahrer erst mithelfen mussten, die bis zur Rollenbatterie der Liftstützen eingeschneite Schleppspur in einem „Tunnel“ freizulegen, ehe der Lift betriebsbereit war. Und dann reichte der Schnee auch bis Juni. 

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: So richtig poppig war die Skimode in den 1970-er und 1980-er Jahren, die rund ein halbes Jahrhundert später beim Saisonschlussfest noch einmal zu Ehren kam.
So richtig poppig war die Skimode in den 1970-er und 1980-er Jahren, die rund ein halbes Jahrhundert später beim Saisonschlussfest noch einmal zu Ehren kam.

Es geht noch weiter zurück

Und wer am Karsamstag noch nicht genug in Nostalgie geschwelgt hatte, konnte sich am Ostersonntag zu den Telemark-Freunden gesellen, die sich unter Regie des Outdoor-Spezialisten Jürgen Strolz vor etwa 20 Jahren zu einem Verein zusammengefunden haben.

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: Outfit aus den 1980ern: zum bunten Ganzkörper-Anzug trugen manche schon einen recht auffälligen Helm.
Outfit aus den 1980ern: zum bunten Ganzkörper-Anzug trugen manche schon einen recht auffälligen Helm.

Ehrensache, dass sie sich auch zum Nostalgie-Fest am Salober noch einmal trafen und staunende Blicke auf sich zogen, wenn sie an den legendären Warther Skipionier Pfarrer Johann Müller erinnerten, der den Skilauf vor 130 Jahren an den Arlberg und Hochtannberg brachte. STP

Doppelte Ski-Nostalgie zum Salober-Jubiläum: Für das Nostalgiefest am Hochtannberg wurde Skimode von anno dazumal herausgekramt.
Für das Nostalgiefest am Hochtannberg wurde Skimode von anno dazumal herausgekramt.