„Bergtour unseres Lebens“: Dieses Paar wagt den Sprung ins Ungewisse

VN / 11.05.2025 • 07:35 Uhr
55 Tage Bergprojekt, Wandern, Stefan und Katja Wiech
55 Tage lang werden Stefan und Katja Wiech durch die Alpen wandern. Privat

Stefan und Katja Wiech aus Tschagguns wandern 55 Tage durch die Alpen, um Spenden für den Verein Gauenstein Aktiv zu sammeln.

Tschagguns Bald ist es so weit: Stefan und Katja Wiech begeben sich auf ihr bisher größtes Abenteuer. 55 Tage lang wandern sie durch die Alpen – für einen guten Zweck. Kürzlich stellten sie ihr Projekt in der Volksschule Tschagguns vor. „Das ist das größte Projekt, das wir seit unserer Hochzeit gemeinsam realisieren“, sagte Stefan. Katja ergänzte: „Das ist die Bergtour unseres Lebens.“ Seit 21 Jahren sind sie ein Paar, 2012 haben sie in Schruns geheiratet. Katja (43) und Stefan (55) „bilden die perfekte Symbiose zwischen Baden und Württemberg“.

Stefan fühlte sich dem Montafon schon als Kind verbunden, da er mit seinen Eltern dort jedes Jahr Skifahren war. Mit den Jahren hat er das Montafon „schätzen und lieben gelernt“. Auch Katja war sofort begeistert, als Stefan sie das erste Mal mit ins Montafon nahm. 2019 zogen sie daher nach Tschagguns.

Schon 2017 überlegten sie, 100 Tage lang durch die Alpen zu wandern. Die Tour war bereits fix geplant – doch dann kam Corona. 2022 tauchte der Gedanke wieder auf, doch beide waren sich sicher, dass ihnen niemand 100 Urlaubstage gewähren würde. Also beschlossen sie, die Tour auf 55 Tage zu verkürzen – passend zu Stefans 55. Geburtstag. Im Frühjahr 2023 startete die Vorbereitung und ihre Arbeitgeber gaben grünes Licht.

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Der Weg ist das Ziel

Besonders freuen sie sich auf die gemeinsame Zeit, die im Alltag zu kurz kommt: „Wir haben kaum Zeit zu zweit, da wir viel und gerne arbeiten“, sagte Katja. Was sie auf der Wanderung erwartet, wissen beide nicht. „Ziel ist immer nur die nächste Hütte. Wie wir dorthin kommen, ist offen“, sagte Katja. Wetter und Wegbeschaffenheit sind unkalkulierbar. „Wir werden an unsere Grenzen kommen.“ Und Stefan fügte mit einem Grinsen hinzu: „Wir haben 55 Tage gutes Wetter eingeplant.“ Auch an Ruhetagen gehen sie zwei bis drei Stunden.

55 Tage Bergprojekt, Wandern, Stefan und Katja Wiech
Auf dem Liechtensteiner Weg haben sie ihre Ausrüstung auf Herz und Nieren getestet. Privat

Der 25. Juni als Starttag ist bewusst gewählt, denn da feiern sie ihren 13. Hochzeitstag. Die erste Etappe führt von ihrem Zuhause zur Wormser Hütte, die sie täglich aus dem Fenster sehen. Geplant sind 44 Berghütten und zehn weitere Unterkünfte. Die letzte Nacht verbringen sie auf der Tilisunahütte, bevor sie am 18. August heimkehren.

Herausfordernde Planung

Die Planung war herausfordernd. Bereits im Dezember begannen sie, Hütten zu buchen. Beliebte Unterkünfte wie die Reintalangerhütte sind schnell ausgebucht. „Am Tag 31 hat Katja die Erlaubnis, sich bei mir zu beschweren“, meinte Stefan, der die Tourenplanung übernommen hat. An diesem Tag führt die Route von der Magdeburger zur Tepplitzer Hütte – zwölf Stunden Gehzeit und 2200 Höhenmeter bergauf. „Das ist unser Rekordtag“, so Stefan. „Ich hoffe inständig, dass es an diesem Tag nicht regnet.“ Ursprünglich war eine kürzere Route geplant, doch diese führt über einen Gletscher und nicht mehr gewarteten Klettersteig.

55 Tage Bergprojekt, Wandern, Stefan und Katja Wiech
Das ist ihr Weg, den sie in den 55 Tagen zurücklegen werden.

Auch das Packen war knifflig – bei 55 Tagen zählt jedes Gramm. Der Rucksack sollte nicht mehr als 15 Kilogramm wiegen. Da muss die Ausrüstung wohlüberlegt sein. Für Übernachtungen im Tal bringen Freunde Wechselkleidung vorbei.

Wormser Hütte
Auf der Wormser Hütte übernachten sie als erstes. schwald

Zur Vorbereitung wanderten sie im Winter den Westweg von Pforzheim bis Basel, testeten bei Regen ihre Ausrüstung auf dem Liechtensteiner Weg und nutzten die Europatreppe als Trainingsstrecke. Ergänzend trainierten sie Kraft und Ausdauer. Im Winter verzichteten sie aufs Skifahren – aus Angst vor Verletzungen.

Wandern für Gauenstein Aktiv

Unterstützt wird mit der Tour der Verein Gauenstein Aktiv. „Uns geht es gut. Aber es gibt Menschen, die haben es schwerer und kämpfen mit Schicksalsschlägen. Wir können das zwar nicht ändern, aber lindern und helfen“, sagte Katja. „Das ist unser Herzensprojekt.“ Bereits vor dem Start haben sie mit Hilfe von Freunden und Familie fast 5000 Euro gesammelt. Auch Hüttenwirte beteiligen sich: Wenn Katja und Stefan kostenlos übernachten dürfen, spenden sie den Betrag an den Verein.

Stefan und Katja Wiech zusammen mit Richard Fritz (Gauenstein Aktiv)
Stefan und Katja Wiech zusammen mit Richard Fritz (Gauenstein Aktiv) VN/JUN

Die Chance, dass sie die geplanten 100.000 Höhen- und Tiefenmeter schaffen, ist hoch – mit dem einen oder anderen Gipfel zusätzlich. Insgesamt legen sie 715 Kilometer zurück. „Wir haben eine unfassbare Vorfreude“, sagen sie.

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