Mit Geduld, Liebe und Zeit gepflanzt

Für Armin Nachbaur ist es Herzenssache, Hochstamm-Kirschenbäumen eine Zukunft zu geben.
Fraxern Drei Kirschen zieren das Fraxner Wappen: Der Ort ist als Kriasidorf bekannt. Armin Nachbaur ist ein Ur-Fraxner und will seinen Beitrag leisten, die Hochstamm-Tradition zu bewahren. „Leider werden es immer weniger.“
Armin ist nicht nur fasziniert von der Majestät der Bäume, sondern auch davon, wie aus den saftigen Früchten Hochprozentiges entsteht. „Früher wurde im Winter gebrannt. Schon als kleiner Bub habe ich zugeschaut, wenn der Großvater und der Vater den Kessel anheizten. Es war mystisch, wenn an kalten Tagen der Kamin dampfte,“, erinnert er sich. Damals wurde der Baumpflege kaum Aufmerksamkeit geschenkt. „Die Obstverwertung war ein zweites Standbein für die Bauern. Es wurde geerntet und verwertet.“

Armin wuchs im landwirtschaftlich geprägten Elternhaus auf, ging seinem Vater zur Hand, zuerst bei der Milchviehhaltung, später bei der Schweinezucht – und natürlich beim Schnapsbrennen. „Wir mussten die Ackerflächen für die Futterproduktion pachten. Das wurde unrentabel. Ich sah keine Zukunft für mich. Mein Vater hat das verstanden.“ Deshalb wechselte Armin mit 25 Jahren die Berufsspur – er wurde Polizist.

Die Liebe zum Obstbau hat der Fraxner jedoch nie verloren. „Der Polizeijob ist kein einfacher. In der freien Zeit war ich darum viel in der Natur unterwegs, habe ich mich mit dem Obstanbau beschäftigt, Schnaps gebrannt. Dabei habe ich den Kopf frei gekriegt“, erzählt der 64-Jährige. Während der freien Zeit entstand so nach und nach der Grundstock für die heute 40 Hochstämme, die auf einem steil abfallenden Hang ihre Pracht entfalten.
Wildlinge veredelt
„Wildlinge habe ich aus dem Wald geholt, gepflanzt und mit Edelreisern alter Fraxner Kirschsorten veredelt“, erzählt er. Die alten Kirschen – wie etwa die „Ruatle“ – sind zwar klein, aber platzfest und aufgrund ihrer Süße bestens zum Brennen geeignet. Zu drei Viertel sind die Früchte Basis für die Qualität eines Brandes. „Es braucht Geduld und Zeit, bis die Hochstämme Erträge bringen. Zehn bis 15 Jahre“, sagt Armin. Hinzu kommt die Pflege der Bäume. „Das Setzen ist die kleinste Kunst. Man muss immer dazu schauen. Wichtig ist es, die Bäume locker zu schneiden, damit Licht, Sonne und Wind an die Äste kommen und Pilzbefall vermieden wird. Mein Großvater sagte, man müsse einen Hut durch den Kirschbaum werfen können“, erzählt der Fraxner. Nicht zu vergessen die Erntearbeit. In die Höhe geht es auf speziellen Leitern. Es wird händisch gepflückt.

Mit dem Pensionseintritt, 2020, modernisierte Armin Nachbaur die Brennerei seines Vaters, modernisierte diese und führt seitdem gemeinsam mit seiner Frau die „Edelbrennerei Heidi & Armin Nachbaur“. Zeit hat der 64-Jährige nun zum Experimentieren, brennt auch Äpfel, Birnen und Zwetschen. Ergebnisse sind etwa ein Kirsch Espresso oder ein Alpenkräuter-Heuschnaps. „Für letzteren haben Heidi und ich im Bereich Hohe Kugel – Hoher Freschen Kräuter gesammelt und zu Hause Heu getrocknet“, berichte der Fraxner. Mit seiner Heidi hat er eine Partnerin an der Seite, die seine Leidenschaft voll mitträgt. „Sie scheut sich vor keiner Arbeit und erlernt sogar die Brennkunst“, erzählt Armin. Wenn Leidenschaft und Freude das Tun bestimmen, bleibt der Erfolg nicht aus. Der manifestiert sich bei den Nachbaurs etwa in hohen Auszeichnungen. „Bei der international renommierten Edelbrandmeisterschaft Destillata wurde sowohl 2023 als auch 2025 jeweils ein Kirschdestillat zum Edelbrand des Jahres gekürt. 2024 wurde ein Kirschbrand mit Gold beim World Spirit Award bedacht.“ JH
ARMIN NACHBAUR
GEBOREN 18. Mai 1960
WOHNORT Fraxern
BERUF Polizist, jetzt Pensionist
FAMILIENSTAND verheiratet mit Heidi
HOBBYS Natur, Obstbau und Destilleri