Pizzabäcker half beim Drogenhandel: “Er hat gesagt, er will Sportgeräte dalassen”

VN / 20.05.2025 • 15:47 Uhr
Prozess Tresor Drogen
Der Angeklagte im Gespräch mit seinem Strafverteidiger. VN/HARTMANN

Zwischen Kokaintresor und Naivität: 59-Jähriger wegen Beitrag zum Suchtgifthandel verurteilt.

feldkirch Über drei Jahre ist es her, dass ein heute 59-jähriger Mann einem Bekannten “einen Gefallen tun” wollte und ihn deshalb einen Tresor samt vermeintlicher “Sportsachen” in seiner Wohnung in Dornbirn lagern ließ. Am Landesgericht Feldkirch musste sich der Türkischstämmige heute dafür verantworten.

Zwischen Ende Juni und Anfang September 2021 lagerte ein inzwischen verurteilter Haupttäter in der Wohnung des Mannes beträchtliche Mengen an Kokain. Der Tresor, in dem das Suchtmittel sowie Milchzuckerpackungen zum Strecken deponiert waren, wurde vom Verurteilten mitgebracht. Auch ein Wagenheber und eine Feinwaage wurden in der Wohnung gefunden.

Der Beschuldigte zeigte sich vor Richterin Verena Wackerle einigermaßen geständig, betonte jedoch mehrfach, er habe nicht gewusst, was in seiner Wohnung vor sich ging. “Er hat gesagt, er will seine Sportgeräte und einen Tresor einige Zeit bei mir lagern. Wir waren damals gut befreundet – ich habe nicht weiter nachgefragt.” Die Utensilien habe der 59-Jährige zwar gesehen, aber deren Zweck nicht erkannt: “Hätte ich gewusst, wofür das ist, hätte ich ihn gefragt: Was für eine Scheiße machst du hier?”

Prozess Tresor Drogen
Vor Richterin Verena Wackerle musste sich der 59-Jährige heute verantworten.

Auf die Frage, weshalb ein Freund überhaupt einen Tresor samt Zubehör in seiner Wohnung unterbringen müsse, reagierte der Mann ausweichend. Er habe sich nichts dabei gedacht, zumal er tagsüber arbeite und abends wieder nach Hause komme. Dass sich regelmäßig Kokain auf dem Wohnzimmertisch befand, stritt er nicht ab: “Ich habe konsumiert, ja. 1,1 Gramm, für den Eigenbedarf.” Dass er vielleicht durch die regelmäßige Zuwendung kleiner Mengen süchtig gemacht worden sein könnte, stellte der Angeklagte ebenfalls in den Raum: “Ich habe nie darum gebeten. Vielleicht wollten sie mich abhängig machen.” Dass er auch tatsächlich süchtig war, gibt er zu.

“Lebensfremd und widersprüchlich”

Die Aussagen des Angeklagten standen im Widerspruch zu jenen seines früheren Bekannten. Dieser hatte ausgesagt, dass der 59-Jährige über die Lagerung und die Verteilung des Kokains sehr wohl Bescheid wusste – und im Gegenzug regelmäßig mit gestrecktem Kokain versorgt wurde. Von “sieben bis zehn Gramm auf dem Tisch” war die Rede.

Richterin Verena Wackerle zeigte sich überzeugt, dass der Angeklagte von den Vorgängen in seiner Wohnung wusste. “Dass jemand einem Bekannten einen Tresor samt Streckmitteln in der Wohnung duldet, und dabei nicht weiß, worum es geht, das passt einfach nicht zusammen”, so die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Auch die Aussagen des Angeklagten seien “nicht in sich schlüssig und widersprüchlich.”

Trotzdem erkannte das Gericht strafmildernde Umstände: Der Mann ist unbescholten, hat ein regelmäßiges Einkommen als Pizzabäcker, zahlt Unterhalt für seine Familie und lebt mittlerweile wieder ein geordnetes Leben. “Sie stehen heute stabil da”, hielt ihm Wackerle zugute und führte weiter aus: “Aber Sie müssen jetzt ein geordnetes Leben leben.”

Wegen Beitrag zum Suchtgifthandel wurde der Mann zu sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt – bedingt nachgesehen unter einer Probezeit von drei Jahren. Zusätzlich wurde eine Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro verhängt. Der Angeklagte kann diese in Raten zu je 100 Euro monatlich abstottern. Der Mann sowie die Staatsanwaltschaft verzichteten auf Rechtsmittel. Das Urteil ist rechtskräftig.