Nachruf auf Karl Dürtscher: Kämpfer für die Arbeitnehmer

VN / 20.06.2025 • 10:42 Uhr
Karl Dürtscher 2008 als Stellvertretender Regionalgeschäftsführer der GPA Wien
Karl Dürtscher 2008 als Stellvertretender Regionalgeschäftsführer der GPA Wienprivat

Karl Dürtscher prägten Handschlagqualität und Besonnenheit.

Von Ernest Enzelsberger

Vandans Am 25. Mai 2025 ist der gebürtige Vorarlberger Karl „Charly“ Dürtscher, langjähriger Bundesgeschäftsführer und Chefverhandler der Gewerkschaft GPA, mit 64 Jahren einer schweren Krankheit erlegen.

Was ihn auszeichnete, waren seine Handschlagqualität und Besonnenheit. Insgesamt war er an über 170 Kollektivvertragsabschlüssen, zuletzt jenen für die Metaller und die Elektronikindustrie, maßgeblich beteiligt. Herausragend war sein Einsatz für die Corona-Kurzarbeit.

Nachruf auf Karl Dürtscher: Kämpfer für die Arbeitnehmer: DI Johannes Collini und Karl Dürtscher
DI Johannes Collini und Karl Dürtscher

Karl Dürtscher wurde am 17. Jänner 1961 in Schruns geboren und absolvierte nach der Volks- und Hauptschule von 1976 bis 1979 bei den Vorarlberger Illwerken eine kaufmännische Lehre. Anschließend war er Angestellter bei der Vorarlberger Zementwerke AG und besuchte von 1984 bis 1985 die Sozialakademie der Arbeiterkammer in Wien. Seine Tätigkeit bei der Gewerkschaft der Privatangestellten begann er als Fachgruppensekretär der Sektion Handel. Seit 2018 war er Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA. Überdies war er in verschiedenen Funktionen der Selbstverwaltung in der Sozialversicherung tätig, etwa als Obmann-Stellvertreter der Wiener Gebietskrankenkasse, als Präsidiumsmitglied der Pensionsversicherungsanstalt sowie als Mitglied des Verwaltungsrats der AUVA. Dürtscher war zudem Kammerrat in der Arbeiterkammer Wien.

Nachruf auf Karl Dürtscher: Kämpfer für die Arbeitnehmer: v.l.n.r.: PRO-GE Bundesgeschäftsführer Peter Schleinbach, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrates von Infineon, Harald Zebedin, GPA Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher und PRO-GE Bundesvorsitzender Abg. z. NR Reinhold Binder
v.l.: PRO-GE Bundesgeschäftsführer Peter Schleinbach, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrates von Infineon, Harald Zebedin, GPA Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher und PRO-GE Bundesvorsitzender Abg. z. NR Reinhold Binder

Auch die Arbeitgeberseite zollt Karl Dürtscher Respekt. Der Hohenemser Industrielle Johannes Collini, langjähriger Metaller-Chefverhandler, sagt: „Ich habe Karl Dürtscher in unserer gemeinsamen sozialpartnerschaftlichen Arbeit als prinzipientreuen Verhandlungspartner erlebt, der auch bei harten inhaltlichen Diskussionen immer Verständnis für die Arbeitgeberseite zeigte. Wenn wir eine Einigung erzielten, galt immer, was mit Handschlag besiegelt wurde.“ Und weiter: „Karl Dürtscher hat seine Sommerurlaube in Vandans genossen. Meist fand er Zeit, um mich in Hohenems zu besuchen und mit mir über die Zukunft der Arbeit in der Industrie und mögliche Ansätze im Kollektivvertrag zu philosophieren. Einmal konnte ich ihn bei der Abschlussveranstaltung des Lehrlings-Leistungswettbewerbes der VEM in Feldkirch begrüßen. Dabei sagte er, die unterschiedliche Entlohnung von Frauen und Männern könne nur überbrückt werden, wenn Frauen den Weg in die Industrie gehen und nicht durch Maßnahmen gesellschaftskritischer Ideologen.“

Der langjährige Vorarlberger ÖGB-Vorsitzende Norbert Loacker erinnert sich: „Ich habe den 36. Jahrgang der Sozialakademie der AK-Wien 1983 zusammen mit Karl Dürtscher und Irma Rudigier besucht. Dabei habe ich Charly als zielstrebigen und aufrechten Gewerkschafter und Kollegen kennen- und schätzen gelernt.“

Und AK-Präsident Bernhard Heinzle gedenkt Dürtscher mit den Worten: „In den Jahren, in denen ich mit Charly in der GPA-Bundesgeschäftsführung arbeiten durfte, lernte ich von ihm, dass es mit Hartnäckigkeit und Humor immer eine Lösung gibt. Seiner Heimat blieb er sehr verbunden. So schaute er täglich auf den Webcams, wie das Wetter in seiner Heimatgemeinde Vandans ist.“

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