Der Kampf gegen Haarausfall und Selbstzweifel

VN / 18.11.2025 • 09:34 Uhr
Der Kampf gegen Haarausfall und Selbstzweifel
Im Gespräch mit VOL.AT erzählt David (27) offen über seine Haartransplantation und den langen Weg dorthin.VOL.AT/SKÖ

Eine Umfrage zeigt: Für viele Männer ist Haarverlust mehr als ein rein optisches Problem.

Schwarzach Haarausfall betrifft Männer in allen Altersgruppen – und oft früher, als sie erwarten.

VOL.AT hat eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie junge Männer in Vorarlberg mit dem Thema Haarausfall umgehen – und wie groß der Leidensdruck tatsächlich ist. Ungefähr 200 Männer haben an der Online-Erhebung teilgenommen. Dabei handelt es sich um eine nicht repräsentative Umfrage. Zudem konnte nicht überprüft werden, ob tatsächlich ausschließlich Männer abgestimmt haben. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache:

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  • 121 Männer gaben an, aktuell unter Haarverlust zu leiden.
  • 65 Teilnehmer sagten, Haare seien ihnen „sehr wichtig“ und sie möchten sie unbedingt behalten.
  • Weitere 65 Männer wären bereit für eine Behandlung – „wenn sie wirkt“.
  • Nur 28 Männer meinten, Haare seien ihnen egal.

Die Daten zeigen: Haarausfall ist für viele Männer kein oberflächliches Thema – sondern berührt tiefere Fragen von Selbstbild und Selbstbewusstsein.

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Jeder dritte Mann in Österreich betroffen

Ein Blick in nationale Erhebungen bestätigt den Trend: Laut der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie leiden rund 30 bis 40 Prozent der Männer unter 30 Jahren bereits unter genetisch bedingtem Haarausfall. Mit zunehmendem Alter steigt diese Zahl deutlich an – auf über 80 Prozent der Männer über 50. Auch psychologische Studien belegen: Haarausfall kann sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken, besonders wenn er früh einsetzt.

“Ich habe gemerkt, dass viel von meiner Identität an meinen Haaren hängt”

David (27) aus Feldkirch ist einer der Betroffenen. Bei ihm begann der Haarausfall schleichend, doch irgendwann waren die Geheimratsecken nicht mehr zu übersehen. “Ich habe früher lange Haare getragen, sie gefärbt, gestylt – das war Teil meines Ausdrucks”, erzählt er im Gespräch mit VOL.AT. Doch dann: kahle Stellen, Unsicherheit, Selbstzweifel.

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“Es war schmerzhaft, aber erträglich. Ich würde es wieder machen”, so der 27-Jährige.

Zunächst versuchte David es mit ärztlich empfohlenen Mitteln wie Minoxidil oder Plasmatherapie. Doch diese helfen meist nur im frühen Stadium. Als klar war, dass seine Haare weiterhin ausfallen würden, entschied er sich für eine Haartransplantation – in der Türkei. “In Österreich ist es für mich nicht leistbar gewesen”, sagt er.

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David hat alles versucht – und ist heute froh über seine Entscheidung zur Haartransplantation.
VOL.AT/SKÖ

Seine Erfahrung in der Türkei beschreibt er als überraschend professionell und gut strukturiert: vom Abholen am Flughafen über die Begleitung durch einen Dolmetscher bis hin zur Vorbereitung in der Klinik und der eigentlichen Operation.

Der Kampf gegen Haarausfall und Selbstzweifel
Hier wurde zunächst ein sogenanntes Mapping durchgeführt – die genaue Planung der Haarlinie –, bevor am nächsten Tag operiert wurde. VOL.AT/Pitrof

Rund acht Stunden dauerte der Eingriff. Schmerzhaft sei es gewesen, sagt David – „aber am Ende war es das wert“. Zufrieden sei er heute weniger wegen der bereits sichtbaren Haare, sondern wegen des Schritts selbst: „Ich bin zufriedener, nicht weil ich schon volles Haar habe, sondern weil ich weiß, dass ich wirklich alles versucht habe.“

Facharzt: “Die Männer leiden sehr”

Dr. Rajmond Pikula, plastischer Chirurg in Götzis mit Erfahrung in Haarausfallbehandlung, bestätigt im Gespräch mit VOL.AT: “Die Männer leiden sehr. Viele entwickeln eine regelrechte Soziophobie – sie meiden soziale Kontakte, weil sie sich mit ihrem Äußeren nicht wohlfühlen.” Besonders betroffen seien Männer unter 40 Jahren, also in einem Alter, in dem optische Veränderungen besonders stark wahrgenommen werden.

Der Kampf gegen Haarausfall und Selbstzweifel
Dr. Rajmond Pikula, Plastischer Chirurg in Götzis. VOL.AT/SKÖ

Zur Haartransplantation im Ausland äußert er sich differenziert: “Das kann gut gemacht sein. Schwierig wird es oft bei der Nachsorge, wenn es etwa zu Wundheilungsproblemen kommt – dann fehlt der Ansprechpartner.” Er betont auch: Eine Transplantation sei keine Haarvermehrung, sondern eine Umverteilung. “Die Haare vom Hinterkopf haben keine genetische Information zum Ausfallen – deshalb halten sie meist ein Leben lang.”