Dialog zwischen Kulturen und Lebensräumen

VN / 19.11.2025 • 15:15 Uhr
Für Ingeborg Giesinger ist das Malen zu einem Kraftquell geworden.
Für Ingeborg Giesinger ist das Malen zu einem Kraftquell geworden.Heidrun Joachim

Afrika liefert viele Motive für die Acrylbilder der Künstlerin Ingeborg Giesinger.

Altach Zurückhaltend, fast unnahbar wirkt die Künstlerin Ingeborg Giesinger auf Menschen, die ihr erstmals begegnen. Kommt man mit ihr ins Gespräch, ist schnell spürbar: Sie ist eine starke Frau mit viel Warmherzigkeit. Und sie kann ihre Leidenschaft kaum zügeln, wenn sie über die Themen ihrer Bilder spricht.

„Im Alltag brauche ich Klarheit, in der Kunst probiere ich gern vieles aus.“

Ingeborg Giesinger, Künstlerin

„Im Alltag bin ich nicht der kreative Typ. Klare Strukturen sind mein Ding“, sagt Ingeborg. Umsicht und Organisationstalent waren in ihrem früheren Job als Arztassistentin gefragt und später als Hausfrau und Mutter notwendig. Denn wie hätte sie den Alltag mit vier kleinen Kindern sonst meistern können? Als ihre Tochter fast vier Jahre alt war, brachte sie Drillinge zur Welt. „Da habe ich mir manchmal vier Arme gewünscht“, blickt sie zurück und lacht. Klar, dass sie da ab und an eine Auszeit vom anstrengenden Familienalltag benötigte. Ihren Kraftquell fand sie durch Zufall. „Eine Freundin nahm mich mit zu einem Malkurs. Das lebendige Spiel mit den Farben, vor allem mit Acryl, hat mich tief berührt. Beim Malen durfte ich loslassen und eine neue Leichtigkeit entdecken,“ berichtet die Altacherin.

Themen und Eindrücke aus Afrika finden sich als Sujets in den Bildern der Künstlerin.
Themen und Eindrücke aus Afrika finden sich als Sujets in den Bildern der Künstlerin. jh

Damals forderte der Nachwuchs die Aufmerksamkeit der Mutter, und so blieb es mangels Zeit über Jahre bei gelegentlichen Ausflügen in die Kunstwelt. Erst vor zwölf Jahren wurde das Malen zum fixen Punkt im Alltag. „Da habe ich Cornelia Hartmann bei einem Elternabend kennengelernt. Meine Tochter und ihr Sohn waren in einer Klasse am BORG Götzis.“ Die Frauen kamen ins Gespräch über die gleiche Leidenschaft – das Malen. Sie wurden Freundinnen und trafen sich regelmäßig, um mit Spachtel, Pinsel und Farben zu arbeiten. Zunächst waren Büroräume ihr Malort, vor vier Jahren haben sie ihr Domizil im Altacher Frixa-Gebäude gefunden. Das INCO (Ingeborg und Cornelia) ist für die Malerinnen nicht nur Atelier, sondern gibt ihnen Raum zum Luftholen, ist Ort für Gespräche und für gemütliche Zusammenkünfte.

Ingeborg bevorzugt in ihren Acryl-Bildern Erdfarben. Ihre Palette reicht von warmen Ocker über sanftes Umbra bis hin zu tiefem Siena. Für die Künstlerin sind diese Farben Ausdruck einer Haltung – der Liebe zur Natur, zur Ruhe und zu einer ehrlichen Malerei. Sie mag diese ruhigen Töne, weil diese klar sind, Bodenständigkeit und Stabilität signalisieren – Eigenschaften, die der Künstlerin wichtig sind. In jedem Fall passen die Farben aber auch zu den Motiven, die sie bevorzugt wählt. Themen und Eindrücke aus Afrika spiegeln sich in ihren Werken. Afrika ist ihr Sehnsuchts-Kontinent. Sie fühlt sich nicht nur von den Formen und Farben angezogen, sondern von der Atmosphäre, der Würde und Lebenskraft, die sie dort wahrgenommen hat. „Irgendwie hat mich der kontrastreiche Kontinent schon immer interessiert. Eine Urlaubsreise durch Namibia vor einigen Jahren hat mein Herz für Land und Menschen noch mehr geöffnet“, erzählt Ingeborg. Besonders berühren sie die Kinder – ihre Unbeschwertheit, ihre Neugier, ihr Lachen, das selbst in widrigen Umständen nicht verstummt.

Oft begibt sich die Künstlerin auf Ausflüge in die abstrakte Malerei.
Oft begibt sich die Künstlerin auf Ausflüge in die abstrakte Malerei. jh

Ihre Vorliebe für die Erdfarben und das Sujet Afrika hindert die Künstlerin jedoch nicht daran, sich in der abstrakten Malerei auszuprobieren oder auch einmal zu kräftigen Farben zu greifen. „Im Alltag brauche ich Klarheit, in der Kunst probiere ich gern vieles aus“, betont die 61-Jährige.

Am 23. November öffnen Ingeborg Giesinger und Cornelia Hartmann die INCO-Türen im Frix Areal und bitten zwischen 11 und 18 Uhr zu einem gemütlichen Treffen, während dem ihre Bilder und Naturbasteleien zu bewundern sind. JH

Zur Person

INGEBORG GIESINGER

GEBOREN 10. März 1964 in Götzis

WOHNORT Altach

FAMILIE vier Kinder (eine Tochter, 30; drei Söhne, 26)

BERUFE Arztassistentin, Hausfrau, Pensionistin und Künstlerin

HOBBYS Malen, Tennis, Skifahren

Die Altacherin malt ausschließlich mit Acrylfarben und bevorzugt erdige Töne. JH
Die Altacherin malt ausschließlich mit Acrylfarben und bevorzugt erdige Töne. JH