Ein herzschlaues Projekt

Mobbingprävention wird an der VS Dornbirn Markt ernst genommen.
Dornbirn DORNBIRN Kinder gehen oft hart miteinander um. Beleidigungen und wenig Rücksichtnahme sind nicht selten. Aggressives Verhalten und Streit sind die Folgen. Heidi Sutterlüty erlebte das, als sie vor drei Jahren eine Klasse an der Volksschule Dornbirn Markt als Lehrperson übernahm. Kinder aus verschiedenen Lebenssituationen treffen aufeinander. Konfliktsituationen sind absehbar. „Es tat mir weh, wenn ich hörte, wie die Kinder sich gegenseitig beschimpften, weil sie keine andere Art der Konfliktlösung kannten. Ich wollte nicht mehr Teil des Systems sein und nur reagieren, sondern verstehen und agieren“, erzählt sie. Gezielt bildete sie sich weiter, beschäftigte sich mit Resilienzförderung, Beziehungsarbeit und Mobbingprävention. Die theoretischen Erkenntnisse setzte sie in ihrer Klasse um. „Heute ist die Klassenatmosphäre viel harmonischer.“
Schuldirektorin Caroline Ratz steht hinter dem Projekt. Heidi Sutterlüty unterrichtet jetzt in allen Klassen mehrere Module in Sachen schlaues Herz. Die Lehrpersonen übernehmen die Ansätze ebenfalls in den täglichen Unterricht. Mittlerweile hat die Pädagogin zwei Online-Workbooks erarbeitet, die Methodik-Anregungen geben. Ein Onlinekurs wird folgen (mehr unter www.herzschlau.at).

Was ist „Herzschlau“? „Oft wird vergessen, dass Intelligenz nicht allein im Verstand begründet ist“, sagt Heidi Sutterlüty. Empathie, moralisches Urteilsvermögen und die Fähigkeit, mit anderen in Beziehung zu treten, entspringen dem Herzen. Herzschlau-Ziel ist es, Schüler in ihrer gesamten psychosozialen Entwicklung zu stärken. „Wer früh lernt, respektvoll zu kommunizieren, eigene und fremde Bedürfnisse zu erkennen und Konflikte friedlich zu lösen, entwickelt soziale Kompetenz und Empathie“, betont die Lehrerin.

Zu lernen, Gefühle zu erkennen, zu benennen und zu regulieren, stärkt die Resilienz und fördert das Miteinander. Heidi Sutterlüty schafft dafür Gelegenheiten – durch Sitzkreise, Geschichten, gemeinsames Reflektieren und spielerische Übungen. Deutlich wird das während einer Unterrichtstunde: Mädchen und Buben sowie ihre Lehrperson sitzen im Kreis um Heidi Sutterlüty. In dieser Stunde geht es um den Schattenanteil, den jeder Mensch in sich trägt. „Stressica“, eine fiktive Figur, verdeutlicht das, etwa in beleidigenden Worten und Handeln. Die Herzschlau-Lehrerin erklärt den Neunjährigen, wie sie Stressica den Wind aus den Segeln nehmen können. Der Zaubersatz, um groben Streit zu vermeiden, und sich selbst zu schützen, lautet: „Ich glaube, du kannst gerade nicht anders…“ Die Drittklässler üben den Satz, wiederholen diesen im Dialog mit jeweils einem anderen Kind. „Auch der Gehirnmuskel muss trainiert werden. Darum gehören Konfliktmanagement und gegenseitige Wertschätzung in den täglichen Unterricht.“

Die Kinder erhalten Rüstzeug, um ihre Selbstwirksamkeit erkennen zu können. „Indem sie lernen, Stressica zu verstehen, und erfahren, dass „Stressica“ in jedem wohnt und sich manchmal zeigt, entwickeln sie Mitgefühl. Dies ist die Grundlage für emotionale Selbstregulation und ein gutes Miteinander “, erklärt Heidi Sutterlüty. In den Workshops für Schüler und Schülerinnen sei ihr immer wieder aufgefallen, wie schnell Kinder bereit seien, die von ihr gespielte „böse“ Stressica in ihren Kreis aufzunehmen. „Das tun sie, sobald sie bemerken, dass hinter der Boshaftigkeit ein verletztes Bedürfnis steht.“ Durch diese Erfahrung lernen die Mädchen und Buben, eigene Emotionen zu erkennen und gleichzeitig entwickeln sie Verständnis für die Gefühle anderer. JH