“Fit wie ein Turnschuh”

Gerd Degiorgio ist auch mit 82 Jahren noch als Schauspieler und Sänger aktiv.
Bürs Auch mit 82 Jahren ist Gerd Degiorgio kein bisschen leise. “Mich kennt jeder!”, sagt er und: “Ich bin unglaublich kommunikativ.” Das stimmt, denn er spricht gerne Menschen an und unterhält sich mit ihnen. Dabei ist er aber stets sehr respektvoll und zeigt ein Gespür dafür, ob jemand reden möchte oder nicht. Nie würde er jemanden bedrängen. Der agile Pensionist ist den Menschen zugewandt. In Bludenz und Umgebung gilt er als Original, er ist sozusagen ein kommunikatives Urgestein. Er flirtet charmant, kommuniziert unentwegt und lebt im steten Austausch. Andere Kulturen interessieren ihn, so begrüßt er Menschen in ihrer jeweiligen Sprache, und das auch auf Chinesisch oder Japanisch. “Die freuen sich immer”, sagt er.

Leidenschaft für das Schauspiel
Lernen hält jung, davon ist Gerd Degiorgio überzeugt. Er liest viel und interessiert sich für viele Thematiken. So fällt ihm als Laienschauspieler auch das Erlernen von Theaterrollen nicht schwer. Aktuell bereitet er sich intensiv auf seine Hauptrolle in dem Stück “Monsieur Pierre geht online” beim Seniorentheater Feldkirch vor, das morgen Premiere hat. Eine Technik für das Textlernen vermittelte ihm sein Vorbild Otto Schenk am Irrsee. Dessen Methode besteht darin, in gerade noch ertragbarer Lautstärke über Kopfhörer Mozart oder Vivaldi beim Lernen zu hören: “Die Gehirnhälften werden dadurch diametral geschaltet.” Das funktioniere wirklich hervorragend. “Als Kind hatte ich nie schauspielerische Ambitionen, aber immer Dummheiten im Kopf”, erinnert er sich. Vielleicht lag darin schon der spätere Humorist verborgen? In den 1970er-Jahren spielte er dann erstmals beim Spielkreis Bürs unter der Leitung von Karl Katzenmayer. Der erste große Auftritt erfolgte im Stück “Die linke Hand Gottes” in der Rolle eines chinesischen Paters. Dieses Erlebnis prägte ihn nachhaltig. Es folgten viele Jahre in unterschiedlichsten Produktionen bei der Einhornbühne Bludenz.

Vorliebe für das Komödiantische
Gerd Degiorgio liebt das Komödiantische, das Leichte, das Lustspielhafte: “Mein Naturell sind keine ernsten Sachen.” Ein Leben ohne Musik ist für den rührigen Bürser ebenfalls undenkbar. Er sang im Register Bass-Bariton im Kirchenchor Bürs, kurze Zeit im Chor Altstätten, später bei Vocapella unter der Leitung von Markus Bachmann und schließlich bei der Sängerrunde Bludenz. “Das Singen ohne Noten ist perfekt für meine Festplatte im Gehirn”, scherzt er. Genauso wie das Singen liebt er das Einspielen kleiner Musikproduktionen, darunter ein legendärer Sketch über den Bludenzer Stadtbus. Beruflich begann Gerd Degiorgio als Installateur, ehe er 1973 als Bauleiter in den Hochbau wechselte. Eine seiner liebsten Baustellen war das neue Medienhaus in Schwarzach.

Disziplin und Lebensfreude
Um den hohen Pegel an Konzentration und Ausdauer aufrechterhalten zu können, lebt Gerd Degiorgio sehr diszipliniert: “Mein Geheimrezept lautet: Früh schlafen!” Nach den Abendnachrichten geht er ins Bett. Bereits um 5.30 Uhr steht er zu klassischer Musik auf Ö1 auf, danach folgen vierzig Minuten auf dem Hometrainer bei offenem Fenster: “Dann bin ich fit wie ein Turnschuh.” Es folgt das Frühstück mit seiner Leopoldine, später ein Frühschoppen mit einem kleinen Bier oder einem Glas Wein. “Ich bin sehr spontan und immer gespannt wie eine Uhrfeder”, meint er scherzhaft. Der umtriebige Tausendsassa beweist nachdrücklich, dass Lebensfreude keine Frage der Jahre, sondern der Einstellung ist. Und vielleicht liegt darin das Geheimnis seiner Vitalität: kein Tag ohne Begegnung, keine Begegnung ohne Humor.
Zur Person
Gerd Degiorgio
Geboren 3. März 1942
Wohnort Bürs
Familienstand Verheiratet seit über 50 Jahren mit Leopoldine, zwei Töchter (Andrea und Birgit), drei Enkelkinder (Jacqueline, Sandro und Lili)
Beruf Installateur, Bauleiter im Hochbau
Hobbys Chorsingen, Amateurtheater, Verfassen von Lyrik, Musikaufnahmen, Spazieren, experimentierfreudiges Kochen und Reisen
