Kolumne: Komm, wir gehen ein Stück zusammen
Ich komme gerade von einer Runde mit dem Hund zurück und habe meinen Freundinnen ein Whatsapp geschickt, sie sollen lieber im Bett bleiben, es ist grauslich draußen. (Die haben ja Feiertag, während ich hier schreibe.) Schon nach 1200 Schritten sind wir heute wieder in die warme Wohnung, wobei, es war mehr diesmal der Hund, der nach Hause zog: Ich lebe ja nach dem Motto, dass etwas derartiges wie schlechtes Wetter nicht existiert, nur schlechte Ausrüstung. Ich bin gut gerüstet mit Gummistiefeln und warmem, wasserdichtem Mantel, mir macht ein bisschen Feuchtigkeit von oben nichts aus. Natürlich wärs um diese Weihnachtszeit schöner, wenn die Feuchtigkeit gefroren wäre und in Flocken auf uns niederrieselte, aber das kann man sich eben nicht aussuchen.
Ich hab hier ja schon öfter erwähnt, dass ich das Gehen auf den eigenen Füßen für die schönste und befriedigenste Art halte, von einem Punkt zum anderen zu kommen. Also, wenn man das Glück gesunder Füße und Beine hat, so wie ich. Wobei, das darf man, glaub ich, auch sagen: je regelmäßiger man diese Körperteile benutzt, desto länger bleiben sie gesund. Ich jedenfalls versuche täglich, meine acht- bis zehntausend Schritte zu schaffen; ja, mit einem Hund ist das leicht. Aber so viele müssen es auch gar nicht sein: Galten früher 10.000 als gesundheitsförderndes Maß der täglichen Schrittdinge, hat die Wissenschaft vor einiger Zeit auf Basis der Daten von 17 Studien und 227.000 Menschen auf 4000 Schritte verkürzt, die man täglich schaffen sollte. Ich weiß, wer darüber lacht: mein bald 91-jähriger Onkel, der macht nämlich immer noch täglich seine 10.000 Schritte, und das sieht man ihm auch an.
Auch ich gehe, wann immer es möglich ist, zu Fuß: vom Bahnhof zum Hotel, wenn ich auf Lesereise bin, zu Terminen in der Stadt, oder, wie am Samstag, nach einem netten Fest mit Freunden ein schönes letztes Stück zu Fuß unter den Weihnachtsbeleuchtungen nach Hause.
Im Internet habe ich gerade über Karl Bushby, einen Mann aus Hull, England, gelesen, der das auch tut. Er machte sich zu Fuß auf den Weg nach Hause; allerdings war er zu diesem Zeitpunkt in Chile. Geplant war ein Marsch von etwa acht Jahren, aber es kam viel dazwischen und dauerte alles etwas länger als gedacht: Nun ist er schon seit 27 Jahren auf dem Heimweg. Jetzt ist es nicht mehr so weit, im Mai hat er Europa betreten, im September 2026 will er endlich zuhause eintreffen.
Auch ich werde bald wieder mal in meinem alten Ländle-Zuhause ankommen, wenn auch nicht zu Fuß, sondern mit dem Zug. Ich freue mich jetzt schon darauf, auf viel Familie, auf das viele gute Essen und auf die Spaziergänge mit meiner Mama – denn gemeinsame Schritte sind ja noch netter.
Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
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