Lawinenunglück in Warth: Schuldfrage immer noch offen

Verantwortlicher Skiführer muss im Jänner nochmals auf die Anklagebank.
Feldkirch Im Februar 2023 ging im freien Skigelände in Warth unterhalb des Warther Horns ein Schneebrett ab. Ausgelöst durch die Bergung eines „Blindgängers“. Also einer nicht explodierten Sprengkapsel. Diese war kurz zuvor in dem Gebiet von einem Hubschrauber abgeworfen worden, um gefährliche Stellen zu entschärfen. Der vor Gericht angeklagte Schiführer war dabei mit an Bord.
Einige Zeit später holte die Crew, ausgenommen von dem Skiführer, die „Blindgänger“ per Seilbergung wieder ein. Dabei löste sich das Schneebrett und riss einen 34-jährigen Skifahrer im freien Gelände 350 Meter mit. Er erlitt Knochenbrüche und wurde schwer verletzt. Der zweite Skifahrer und der Skiführer kamen unverletzt davon. Letzterem wird vorgeworfen, dass er sich vor Einfahrt in den Hang nicht nochmals davon überzeugte, dass die Bergung der Blindgänger abgeschlossen war. „Er wusste ja, dass es ‘Blindgänger’ gab, denn er war ja zuvor selbst im Hubschrauber, er hätte sich einfach nochmals erkundigen müssen“, so der Vorwurf.
Keine Schuld
„Seit 15 Jahren wird das so gehandhabt, dass wenn nichts gesperrt ist und der Lift unterhalb auch läuft, man sich darauf verlassen kann, dass die Bergung abgeschlossen ist und keine Gefahr mehr droht“, verteidigt sich der 44-Jährige, der selbst seit 16 Jahren in der Lawinenkommission sitzt und ausgebildeter Sprengmeister ist, als Beschuldigter beim Prozess am Landesgericht Feldkirch. „Hier haben doch andere etwas verschlafen, ich habe alles richtig gemacht“, sagt der Mann. Und auch Verteidiger Andreas Ermacora, der bereits viele alpine Unfälle rechtlich bearbeitet hat, weist darauf hin, dass die Sprengverordnung in keinem Punkt eingehalten worden sei, weil niemand das Gelände, wie es vorgeschrieben ist, gesperrt habe.
Zeugen einvernommen
Einige weitere Zeugen werden einvernommen. Darunter auch jener Mann, der zusammen mit dem „Einweiser“ am Seil des Hubschraubers hing und die nicht detonierten Kapseln frei grub und mitnahm. Er sagt aus, dass er mit dem zweiten Mann am Seil körperlich eng zusammenhing und sich oft am Tau um die eigene Achse drehte, sodass von „freier Sicht“ nicht die Rede sein könne.
Auch der Pilot kommt zu Wort. Der 57-Jährige gibt an, dass er beim Bergen der „Blindgänger“ sehr konzentriert arbeiten müsse und nur aufgrund des Einschlages der rund 3,5 Kilogramm schweren Sprengkapseln im Schnee erkennen kann, wo sie abgeworfen wurden. Das heißt, er war fokussiert, die Stelle genau anzufliegen.
Auf Nachfrage der Verteidigung gibt der Zeuge aber an, dass niemand der vierköpfigen Besatzung unten im Gelände einen Skifahrer oder sonst eine Person bemerkt habe. Wäre das der Fall gewesen, hätte er sofort abbrechen müssen, weil klar ist, dass durch Bergungen ebenfalls Lawinen ausgelöst werden können.
Prozess vertagt
Im Jänner muss der Prozess fortgesetzt werden, denn drei Zeugen sind nicht erschienen. Die aus Wien stammenden Personen können per Videokonferenz einvernommen werden. Am 22. Jänner wird der Prozess um fahrlässige Körperverletzung und Gefährdung und der körperlichen Sicherheit fortgesetzt.