Das Lustenauer W*ORT soll im Jänner umziehen – nur wohin?

Nach dem Freudenhaus steht eine zweite Lustenauer Kulturstätte ohne Standort da.
Lustenau Am Donnerstag öffnete das W*ORT im Zentrum von Lustenau zum letzten Mal seine Türen. Zahlreiche Wegbegleiter, Gäste, Freunde und Unterstützer nutzten die Gelegenheit, das ungezwungene Beisammensein am bisherigen Standort in der Raiffeisenstraße im Rahmen des “Café Donnschta” noch einmal zu feiern. Der Grund: Das W*ORT muss wegen der angespannten finanziellen Lage der Marktgemeinde umziehen.
Die Gemeinde bezahlte der Einrichtung bisher die Miete, wird das in Zukunft aber nicht mehr tun. Die Verwaltung hat dem W*ORT stattdessen drei gemeindeeigene Immobilien vorgeschlagen, die wurden von den W*ORT-Machern aber nicht als geeignet befunden. Bereits im Jänner soll der Umzug erfolgen, doch wohin, ist weiterhin unklar.

Sparmaßnahmen erzwingen Veränderung
“Uns ist bewusst, dass gespart werden muss. Wir sind offen für einen Umzug”, erklärt Hampson. Das W*ORT, so sind sich die Verantwortlichen sicher, lebe nicht vom Ort, sondern von den Menschen, die es besuchen. Allerdings können schon kleine Einschnitte im Budget große Auswirkungen auf das kostenlose Programm haben. “Wir bieten kostenfreie Kinderprogramme an, damit verdienen wir kein Geld”, betont sie. Mit dem Umzug wird der Verein künftig selbst Miete zahlen müssen, wenn auch zu günstigeren Konditionen als auf dem freien Markt. Trotz Ungewissheit über das künftige Budget und den neuen Standort blickt sie optimistisch nach vorne: “Wir sind mit der Gemeinde im engen Austausch. Wir werden eine passende Lösung finden.”

Großer Rückhalt in der Bevölkerung
Das Konzept des “Café Donnschta” wurde erst kürzlich in Wien mit dem Freiwilligenstaatspreis für Inklusion ausgezeichnet. Dort wurden das ehrenamtliche Engagement und der Lernort für Menschen jeden Alters hervorgehoben. Auch beim letzten Treffen am bisherigen Standort am Donnerstag kamen viele bekannte Gesichter vorbei und genossen das vielfältige Buffet, das von freiwilligen Helfern vorbereitet wurde. “Die Unterstützung ist groß. Einige bieten ihre Hilfe beim Umzug an, andere suchen nach einem neuen Standort für uns”, berichtet Maria Guevera vom Verein. Auch Natalie Weber von der Fachstelle Zusammen.Leben war ein letztes Mal in der Raiffeisenstraße: “Ich mag es hier. Viele Neuankömmlinge in Lustenau haben hier im W*ORT neue Kontakte geknüpft.” Besonders schätzte sie die zentrale Lage in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. “Jeder ist hier willkommen. Das ist schön”, sagt Weber.

Wehmut und Kritik
“Heute lass ich das W*ORT hochleben”, erzählt Besucherin Stephanie Böhler. Sie verband den Besuch oft mit anderen Erledigungen im Zentrum. “Wenn das W*ORT nicht mehr hier ist, habe ich keinen Grund mehr, ins Zentrum zu kommen.” Sie bezweifelt, dass ein neuer Standort die gleiche spontane und ungezwungene Atmosphäre bieten kann.

Auch in der Budgetdebatte in der Gemeindevertretung war das Thema präsent. Evi Mairer von den Grünen kritisierte, dass besonders im Kulturbereich gespart werde. “Sport und Kultur sind gleichwertige Säulen unseres Gemeindelebens, denen auch im Budget der gleiche Stellenwert zukommen muss”, betonte sie. Auch Lustenaus Altbürgermeister Kurt Fischer zeigte sich wenig erfreut über die Veränderungen. Er plädiert für einen kinderfreundlichen, sicheren und barrierefreien Standort. “Wo auch immer das W*ORT ab Jänner sein wird, es wird stärker als zuvor sein, denn es verbindet Menschen, unabhängig von sozialem Hintergrund oder Herkunft”, ist Fischer überzeugt. Bleibt zu hoffen, dass der Verein bald ein neues Zuhause hat und nicht auf Suche bleibt. BVS



