Herbergssuche für Blechautos, Bahn und Karussell

Hohenems Der pensionierte Polizist Willi Nagelschmied steht zwischen hunderten Schachteln mit Eisenbahnen, Flugzeugen, Motorrädern, Autos und Figuren aus Blech und spricht ruhig, mit Bedacht. Mehrere tausend Spielzeuge hat er im Lauf der Jahre gesammelt, die meisten aus Blech, viele mit Mechanik, fast alle mit Geschichte – entstanden zwischen den 1920er- und Mitte der 1970er-Jahre. „Spielzeug ist Zeitzeugnis“, sagt er, „es birgt Erinnerungen und lässt die Welt für einen Moment überschaubar werden.“ Teile der Sammlung bei TV-Auktionen zu verkaufen, kommt für ihn daher nicht in Frage.

Es begann mit einem Käfer

Geboren 1948 in Kärnten, kam Nagelschmied als Kind nach Vorarlberg und lebt seit 1978 in Hohenems. Die Sammelleidenschaft begann Ende der 1970er-Jahre eher zufällig. Auf einem Flohmarkt im GH Löwen kaufte er seine erste Eisenbahn. Kurz darauf entdeckte er einen roten VW-Käfer aus Blech, eine Miniatur jenes Autos, das er selbst als Zweitwagen fuhr. Der Verkäufer verlangte 2.500 Schilling. Nagelschmied blieb, kam mehrmals zurück und schlug kurz vor Ende zu: um 1.000 Schilling. „Ich hatte trotzdem Bauchweh“, erinnert er sich. „Wochenlang habe ich mich geärgert, dass ein Blechspielzeug ohne Aufziehmechanik so teuer sein kann.“

Vom Sammler zum Experten

Ein Zeitungsartikel über einen Spielzeugsammler aus Klaus brachte die Wende. Nagelschmied nahm Kontakt auf, besichtigte die Sammlung und erfuhr von Spielzeugbörsen und Auktionen in der Schweiz und in Deutschland. In einem Fachbuch fand er später seinen VW-Käfer mit einem damaligen Wert von 250 D-Mark. „Da fiel mir ein Stein vom Herzen.“ Es folgten Börsenbesuche in Zürich, Bern, Basel, München und Köln. Zunächst sammelte er Polizeifahrzeuge, später was technisch und handwerklich überzeugte: Blechautos, Traktoren, Kräne, Schiffe, Flugzeuge, Figuren und Tiere. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Spielzeugbahnen ein – Anlagen und Fahrzeuge von Märklin, LGB und Buco in unterschiedlichen Spurweiten. Dazu kommen originale Uhrwerksschlüssel, mehr als 200 alte Spardosen und rund 100 Fachbücher zur Spielzeuggeschichte. „Ich sammle nicht nach Kategorien“, sagt er. „Ich sammle, was mir gefällt.“

Neue Heimat muss adaptiert werden

Jedes Stück ist händisch dokumentiert: Marke, Typ, Farbe, Antrieb, Seriennummer, Originalkarton, Schlüssel und Anleitung. Mit dem Internet und Auktionsplattformen wurde vieles einfacher. „Plötzlich waren Stücke auffindbar, für die man früher lange unterwegs war.“ Der Platzbedarf der Sammlung ist beträchtlich. Tausende Objekte lagern heute in Kisten, verteilt auf mehrere Räume und Standorte. Teile der Sammlung waren in Hohenems, Dornbirn, Bregenz und Götzis zu sehen. In Ems betrieb Nagelschmied zeitweise Vorarlbergs einziges Spielzeugmuseum. Ab 2026 soll die umfangreiche Sammlung in der Museumswelt Frastanz eine neue Herberge finden. Um sie dort öffentlich zugänglich zu machen, werden noch Sponsoren für die nötigen Adaptierungen gesucht. „Spielzeug gehört nicht in Kisten“, sagt Nagelschmied. „Es soll gesehen werden.“