Weihnachtstraditionen zwischen Raclette und Festtagsmenü: “Ich plane ein bis zwei Monate im Voraus”

Was kommt bei Vorarlberger Familien am Heiligen Abend auf den Tisch? Die VN haben nachgefragt – und stoßen auf Raclette als klare Nummer eins, aber auch auf aufwendig geplante Menüs und lieb gewonnene Klassiker, die seit Generationen weitergegeben werden.
Silja Dietrich & Mirijam Haller
Dornbirn, Mäder Wenn Daniela Mathis (35) aus Mäder über Weihnachten spricht, dann denkt sie nicht zuerst an Raclette. Die dreifache Mutter und gelernte Köchin nutzt die Feiertage vielmehr als kulinarische Spielwiese. “Ich überlege jedes Jahr neu und möchte immer etwas Besonderes ausprobieren”, erzählt sie den VN.
Aufwendiges Menü
Für den Heiligen Abend plant sie heuer ein aufwendiges Menü. Auf den Tisch kommen unter anderem Rehrücken und Reh- und Rindsfilet, dazu Erdäpfelbuchteln mit Pilzfüllung, Speckbohnen, Karotten sowie mehrere Saucen. “Das Reh kommt von einem Jäger aus der Region. Je regionaler die Zutaten, desto besser”, betont die dreifache Mutter. Auch die Vorspeisen sind ausgefeilt: unter anderem Kastanienschaumsuppe sowie Biskuitrouladen mit Avocado- und Ricottacreme. Den süßen Abschluss bilden Baumkuchenringe, gefüllt mit Schokomousse, Eierlikörcreme und Himbeersauce.

Spontan entsteht das alles nicht: “Ich plane ein bis zwei Monate im Voraus”, erzählt Mathis, die Inspiration aus Kochbüchern holt und Rezepte mit eigenen Ideen kombiniert. Neues wird vorab getestet, vieles bereits Tage vorher vorbereitet. Ihre Rezepte teilt Daniela Mathis übrigens auch online: Auf ihrer eigenen Website sowie in einem WhatsApp-Kanal unter “Nelas Küche” lässt sie Interessierte an ihren Ideen und Menüs teilhaben.
Raclette in Vorarlberg am beliebtesten
So viel Aufwand ist allerdings die Ausnahme. Für die Mehrheit der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zählt am Heiligen Abend weniger das Menü als das gemeinsame Zusammensitzen. Das zeigt auch eine aktuelle, im Auftrag des Lebensmittelkonzerns Iglo durchgeführte Umfrage. Demnach tischen 43 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher am 24. Dezember “immer ein besonderes Gericht” auf, weitere 28 Prozent setzen zumindest grundsätzlich auf eine traditionelle Speise.
Am beliebtesten ist dabei neben kalter Platte und Suppe Raclette – und nirgends so sehr wie in Vorarlberg. Während im Osten Österreichs häufig Karpfen serviert wird und in Kärnten Kochwürstel mit Sauerkraut dominieren, ist das Ländle laut Umfrage Raclette-Land Nummer eins. Mehr als die Hälfte der Vorarlberger Familien (51 Prozent) kommt jedes Jahr in den Genuss desselben Weihnachtsgerichts. Ausschlaggebend ist meist die Familientradition – weniger der Aufwand.

“An Weihnachten gibt es bei uns immer Raclette. Das ist Tradition – schon seit meiner Kindheit”, sagt etwa Nicole Schwendinger (28) aus Dornbirn. Auch für Saskia Mayer (22) aus Dornbirn ist das keine Frage. Als ihre Mutter heuer ein Drei-Gänge-Menü vorschlug, stieß sie damit auf Widerstand. “Da haben sich alle dagegen gewehrt. Raclette gehört einfach dazu. Jeder findet etwas, das ihm schmeckt”, sagt Mayer.

Gerade dieses Gemeinsame schätzen viele. Brigitte (53) und Markus Juli (55) aus Vandans pflegen seit rund zehn Jahren ihre eigene Raclette-Tradition – mit vielen verschiedenen Zutaten. “Das kam durch die Kinder, weil jedes etwas findet, das ihm schmeckt”, sagt Brigitte Juli. Das Gerät werde erst eingeschaltet, wenn alle am Tisch sitzen. “Dann kann man stundenlang zusammensitzen, essen und reden.”
Doch nicht überall ist Raclette gesetzt. Bei Maria-Cristina Doroftei (33) aus Hohenems gibt es am Heiligen Abend kein fixes Hauptgericht. “Manchmal gibt es Wienerle mit Pommes, manchmal etwas ganz anderes”, erzählt sie. Fix ist nur eines: “Suppe gehört bei uns jedes Jahr dazu.”
Gemeinsames Essen als Fixpunkt
Ganz klassisch bleibt es bei Elia Ortmans (29) aus Dornbirn. “Bei uns gab es immer Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffelsalat – und das ist bis heute so geblieben”, sagt er. Eine Tradition, die schon seine Mutter aus ihrem Elternhaus kannte.
Ob aufwendig geplant oder bewusst unkompliziert: Am Ende eint die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger vor allem eines – das gemeinsame Essen als Fixpunkt des Weihnachtsabends. Und ganz gleich, ob Rehbraten oder Raclettepfännchen: Entscheidend ist, dass alle an einem Tisch zusammenkommen.
Von Kindheitstradition am Raclette-Grill bis Würstchen mit Kartoffelsalat: Was essen Vorarlberger zu Weihnachten?





