Ohne Strom und fließend Wasser

Stallarbeit, Heuen, Haushalt – das ist der Alltag von Rosa Simma. Die Mutter zweier erwachsener Töchter ist Bäuerin mit Leib und Seele. In ihrem Stall in Egg stehen sechs Kühe und vier Ziegen, die täglich liebevoll versorgt werden.
Text: Bianca Bals
Stallarbeit, Heuen, Haushalt – das ist der Alltag von Rosa Simma. Die Mutter zweier erwachsener Töchter ist Bäuerin mit Leib und Seele. In ihrem Stall in Egg stehen sechs Kühe und vier Ziegen, die täglich liebevoll versorgt werden.
Jeden Morgen geht sie gemeinsam mit ihrem Mann in den Stall und kümmert sich um das Wohlergehen der Tiere. Die Kühe werden noch von Hand gemolken und bekommen frisches Wasser aus dem Brunnen. Erst nachdem die Milchkannen mit der Schubkarre in die Sennerei gebracht wurden, wird gefrühstückt. Danach gibt es auf dem Bauernhof genug zu tun, bevor am Abend wieder die Stallarbeit ansteht. „Mir wird nie langweilig“, meint die Bäuerin.
Heu vor der Hütte.
Jedes Jahr im Frühjahr zieht Rosa Simma mit Ehemann Fridolin von Egg ins Vorsäß Hammeratsberg. Die Hütte, die sie für die nächsten fünf Wochen bewohnen, hat weder fließend Wasser noch Strom und das WC ist ein Plumpsklo. „Ich fühle mich hier sehr wohl, ich mag die Ruhe, aber auch die Besuche“, sagt Simma, die aus dem Rückstand vom Käse jeden Tag Sennsuppe kocht. Ist dann das Gras abgefressen, ziehen die beiden mit den Tieren weiter auf die Hochalpe. Die meiste Zeit des Sommers wird für das Heuen aufgebracht. Früher wurde auch hier vom Mähen bis zum Aufheuen alles von Hand gemacht. „Heute ist es mit den Maschinen viel leichter geworden. Es ist zwar immer noch viel körperliche Arbeit, aber früher war es viel anstrengender“, erzählt Rosa Simma. Neben der Stallarbeit, dem Heuen und der Hüttenbetreuung hilft sie auch in der Sennerei, beim Verkauf von Butter und Käse. An den Ruhestand denkt die Bäuerin noch lange nicht – als Nächstes steht der Bau einer neuen Hütte an.
Das einfache Leben.
Besonders gerne erinnert sich die Bäuerin an ihre Kindheit auf der Alpe. Sie und ihre vier Geschwister bekamen von ihren Eltern oft Aufgaben, wie zum Beispiel von Hand zu düngen. „Das kann man sich heute mit all den Maschinen gar nicht mehr vorstellen. Wir wurden nie dazu gezwungen, aber weil es uns Spaß gemacht hat, haben wir es freiwillig gemacht. Das sind Erinnerungen, an die ich sehr gerne zurückdenke.“ So hat Rosa Simma schon von Kindesbeinen an miterlebt, was es heißt, einen Bauernhof zu bewirtschaften. Diese Leidenschaft zu bewahren ist ihr wichtig: „Ich schätze es sehr, das bäuerliche Wissen an unsere Töchter weiterzugeben. Indem wir sie immer in den Bauernhof miteinbezogen haben, wissen sie wie es läuft und sie haben das immer gerne gemacht.“
Dass es ohne Frauen in der Landwirtschaft nicht geht, ist für die Bäuerin klar: „Die heutigen Alphütten und Bauernhöfe zu erhalten ist viel Arbeit. Ich will nicht sagen, dass Männer das nicht auch können. Aber meiner Meinung nach braucht es einfach Frauen in der Landwirtschaft.“
Starke Frauen.
Vorbilder für Rosa Simma sind ihre Mama und ihre Oma, auch sie waren schon Bäuerinnen. Vor allem hat sie großen Respekt, wie die Frauen die Arbeit auf dem Hof, die Kinderbetreuung und den Haushalt miteinander vereinbaren konnten. „Damals hatte man noch viel mehr Kinder als heute, weniger Geld und noch keine elektrischen Geräte wie Melk- und Waschmaschine, die einem heute viel Arbeit abnehmen. Ich denke oft, man muss diese Frauen sehr bewundern, wie sie das geschafft haben. Trotz der vielen Arbeit war eine tiefe Lebenszufriedenheit vorhanden“, betont sie. Diese Zufriedenheit merkt man auch Rosa Simma an, die damit ein Vorbild für ihre Töchter ist.
Fotos: Roland Paulitsch