Mennel in der „Höhle des Löwen“

Start des Schul-Forschungsprojekts. Doch das BG Lustenau legt sich jetzt schon fest.
Lustenau. Die Veranstaltung wurde von allen Beteiligten einhellig als „sehr konstruktiv und wertvoll“ beschrieben. Schullandesrätin Bernadette Mennel (53) war mit PH-Vorarlberg-Vizerektorin Gabriele Böheim (53) und dem Innsbrucker Erziehungswissenschafter Michael Schratz (61) als wissenschaftliche Begleiter ins Gymnasium Lustenau gekommen, um für ihr Forschungsprojekt „Schule für Zehn- bis 14-Jährige“ zu werben.
Es gab Informationen und anschließend Fragen vonseiten der Schulgemeinschaft, die sich zahlreich eingefunden hatte. Doch dass Form und Inhalt einer Veranstaltung oft nicht viel gemeinsam haben, bewies die Bilanz-Stellungnahme der Schule, die es erst am späten Freitagnachmittag gab. Darin sprachen sich die Schulpartner des BG Lustenau noch vor Start des Projekts deutlich „für die Fortführung einer gymnasialen Langform“ aus.
„Langform muss bleiben“
Um die Sinnhaftigkeit des Projekts zu gewährleisten, solle es auf die Altersgruppe der Drei- bis 15-Jährigen ausgedehnt werden. Über Verbesserungen beim Übergang von der Volksschule ins Gymnasium müsse nachgedacht werden. „Ebenso müssen Überlegungen angestellt werden, wie möglichst alle SchülerInnen die Durchlässigkeit des Systems entsprechend ihrer Fähigkeiten nützen können“, heißt es in der Aussendung. „Das Projekt beinhaltet eine Analyse der Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der Sekundarstufe unter den in Vorarlberg gegebenen Rahmenbedingungen“, erklärte Projektleiterin Gabriele Böheim, was in den kommenden zwei Jahren gemacht werden soll.
Die Kritiker
Während sich die einen noch vor dem Start des Projekts möglichen Forschungsergebnissen verweigern, stellen die anderen dessen Sinn infrage, noch bevor es richtig in Angriff genommen wurde. Pflichtschullehrer-Vertreter Armin Rossbacher (58): „Es ist ja gar nicht mehr die Rede vom Projekt für eine Gemeinsame Schule. Es heißt jetzt nur noch: eine Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Das Wort ‚gemeinsam‘ wurde gestrichen. Ich bin auch enttäuscht von der Rede der Schullandesrätin im Landtag. Da habe ich sehr wenige Inhalte entdeckt.“ Rossbacher schließt sich der Meinung der politischen Opposition des Landes an: „Man braucht die Gemeinsame Schule nicht mehr testen. Das ist schon passiert. Man kann dieses Modell sofort umsetzen. Wenn man will.“
„Erfahrung ist da“
In dieselbe Kerbe schlägt der Direktor der Mittelschule Schwarzach, Walter Bösch (56): Wir haben jetzt schon einige Jahre heterogene Gruppen mit entsprechenden Ressourcen und innerer Differenzierung unterrichtet. Wir wissen, wie das geht. Der Erfahrungsschatz ist da. Eine Gemeinsame Schule könnte man sofort umsetzen. Aber natürlich nicht nur in einer Region um Lustenau.“
Ähnliche Töne kommen von Böschs Direktorkollegen von der Mittelschule Rheindorf Lustenau, Gerd Neururer (50): „Wir haben die pädagogischen Konzepte für eine Gemeinsame Schule bereits. Da braucht es kein zweijähriges Forschungsprojekt mehr. Trotzdem sind wir natürlich gesprächsbereit“, betont Neururer. Dass das Gymnasium im eigenen Ort keine Signale in Richtung Gemeinsame Schule setzt, versteht Neururer. „Warum sollen sie. Sie können sich doch die Schüler aussuchen.“ Auch Neururer fordert eine größere Modellregion für die Gemeinsame Schule als nur den Raum Lustenau. „Das wäre zu klein.“
Ja zum Projekt
Sehr wohl begrüßt Elternvertreterin Monika Hillbrand (56) das Projekt. Einschränkung: „Man soll forschen, muss aber gleichzeitig schon umsetzen.“ Hillbrand glaubt, dass es eine Vorbereitungszeit braucht. Das Ziel müsse jedoch klar sein: „Eine Gemeinsame Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen“. Sie würde diese Meinung auch mit Elternvertretern des Gymnasiums teilen, meinte die Sprecherin der Eltern von Pflichtschülern.
Das Wort ,gemeinsam‘ wurde für das Schulprojekt gestrichen.
Armin Rossbacher